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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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eingerichtet hatte, und für viele Bereiche des Hauses bestätigte sich diese Vermutung. Als seine Mutter noch hier gewohnt hatte, waren die Wände in Pastellfarben gestrichen gewesen: Mauve, Hellrosa, Grau, hier und da einkleiner Klecks Moosgrün, dazu Strukturteppiche in Altrosa. Klassische frühe Achtziger eben. Als Elfjährige war Molly davon ziemlich beeindruckt gewesen.
    Das Rosa war mittlerweile verschwunden. Wahrscheinlich hatte Ben in dem Moment die Teppiche herausgerissen, in dem seine Mutter ihm das Haus überlassen hatte. Jetzt waren die Böden aus Holz und die Wände strahlend weiß.
    Eine riesige Couch aus brüchigem braunen Leder nahm fast die gesamte Rückwand des Wohnzimmers ein. Gegenüber stand ein gigantischer alter Röhrenfernseher. Das typische männliche Single-Mobiliar eben – mit zwei bemerkenswerten Ausnahmen.
    Zum einen wurde das Sofa von zwei wuchtigen Bücherregalen flankiert, genauso wie der Fernseher. Sie hatte ganz vergessen, was für ein Bücherwurm Ben war. Die Regale quollen förmlich über vor dicken Wälzern und Stapeln von Taschenbüchern. Ein schneller Blick offenbarte ihr, dass einige ihrer Lieblingsromane darunter waren, aber auch Titel, von denen sie noch nie gehört hatte.
    Eine Erinnerung kam in ihr hoch: Ben, der auf dem Bett ihres Bruders herumlungerte und darauf wartete, dass Quinn endlich mit den Hausaufgaben fertig war. Er war so versunken in seine Science-Fiction-Geschichte gewesen, dass er Molly, die in der Tür stand, gar nicht bemerkte. So hatte sie ihn einfach nur beobachten können. Seine Stirn war leicht gerunzelt, und sie hatte sich gefragt, was er wohl gerade las, weil er so bekümmert wirkte. Dann hatte er sich am Bauch gekratzt, und sie achtete nicht mehr auf sein Gesicht, sondern auf seine langen schmalen Finger. Irgendwann hatte sie unwillkürlich geseufzt, er sah auf, und damit war der Zauber des Augenblicks vergangen.
    All die Bücher in seinem Haus machten sie froh … und schenkten ihr Hoffnung. Vielleicht, ganz vielleicht, würde ihrBeruf ihn ja beeindrucken! Vielleicht würde er nicht entsetzt oder angewidert reagieren, wenn sie ihm davon erzählte. Vielleicht würde er sich sogar darüber freuen!
    Sie musste in Ruhe darüber nachdenken.
    Das zweite Positive, was ihr an seinem Wohnzimmer auffiel, waren die Bilder. Gerahmte Schwarz-Weiß-Fotos bedeckten die Wände. Es mussten Dutzende sein, vor allem Naturaufnahmen. Ein dunkler Krokus im Schnee. Runde Steine, umgeben von rauschendem Wasser. Eine sonnenbeschienene Wolke, die sich in einer vereisten Pfütze spiegelte.
    Und noch weitere: ein Reh, das über ein verschneites, makellos weißes Feld lief. Ein einsames Espenblatt an einem winterlich kahlen Baum.
    „Ben, die sind ja der Wahnsinn!“
    Er grummelte irgendetwas in sich hinein und stellte ihre Tasche neben ihr ab.„Hast du die gemacht?“, wollte sie wissen.
    „Mhm.“
    „Wann hast du denn angefangen zu fotografieren, Ben? Die Bilder sind wirklich toll!“
    „Vor ein paar Jahren hab ich angefangen, ab und zu mal Schnappschüsse zu machen. Ist ja nicht mehr so schwer heutzutage mit den Digitalkameras und den Fotodruckern.“ Er zuckte mit den Achseln. „Ist nichts Besonderes. Macht das Wandern interessanter.“
    „Nichts Besonderes? Machst du Witze? Verkaufst du die Bilder?“
    „Nein, aber ich hatte mal überlegt, ein paar davon über Bildagenturen anzubieten. Damit ich die Kosten für die Kameras und die Druckerei reduzieren kann.“
    Als sie die leichte Röte bemerkte, die seine Wangen überzog, hätte sie ihn am liebsten fest an sich gedrückt. „Du solltest sie auf der Kunstmesse in Aspen ausstellen.“
    „Pah!“ Er schüttelte den Kopf und wurde noch ein bisschenröter. „Möchtest du was trinken? Ich hab nur Flaschenwein, ich hoffe, das macht nichts.“
    „Wow. Kunst an den Wänden und Flaschenwein. Bist du mittlerweile zum Metrosexuellen mutiert?“
    „Jepp! Meine Nagelhaut ist zwar ein bisschen rau geworden, seit der Pass geschlossen wurde, aber ich versuche trotzdem, auf mich zu achten.“
    So viel Anbetungswürdigkeit konnte Molly keine Sekunde länger ertragen. Mit einem kleinen Schrei warf sie sich Ben in die Arme. Er fing sie zwar mit einem ungehörig lauten „Uff!“ auf, aber das verzieh sie ihm großmütig.
    „Weißt du eigentlich, wie sexy du bist?“, flüsterte sie.
    „Hm, und dabei habe ich mir seit Ewigkeiten die Augenbrauen nicht mehr gezupft.“
    Sie küsste ihn, damit er die Klappe hielt, und ihr Plan ging

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