Ich komme um zu schreiben
du wütend sein würdest. Aber jetzt scheint dir das Ganze völlig egal zu sein. Und dabei hat fast die ganze Zeitung nur von uns gehandelt. Wieso ist dir das plötzlich gleichgültig?“
„Ich habe meine Macken, Molly, aber ich arbeite dran. Und außerdem habe ich überhaupt kein Problem damit, dass alle Welt weiß, was zwischen uns läuft.“
„Und was dann?“
„Ich würde eher von der nächsten Klippe springen, als jemals wieder in einen Skandal verwickelt zu werden. Bisher war unsere Beziehung nur ein Klatschthema für die Nachbarn. Und was deine Geheimnisse betrifft – glücklich bin ichnicht darüber, aber wenn ich sie nicht lüften kann, kann Miles es wahrscheinlich auch nicht. Du sagst, dass du nichts Illegales oder Unmoralisches tust, und ich muss dir glauben, dass du meinen Ruf oder meine Karriere nicht ruinieren würdest.“
Sie hoffte schwer, dass er damit nur seinen Ruf als Polizist meinte. „Ich stelle keine Gefahr für deine Karriere dar, das schwöre ich.“
Im fahlen Licht der Armaturenbeleuchtung warf er ihr einen ernsten Blick zu. „Außerdem“, fuhr er nach kurzem Schweigen fort, „hat Miles alle wissen lassen, dass in deinem Haus möglicherweise eingebrochen wurde und ein Spanner unterwegs sein könnte. Und wenn die ganze Stadt ein Auge auf die Sache hat, bist du sicherer.“
Das ergab einen Sinn. Nur dass sie ihm nicht alles erzählt hatte und nicht wusste, wie viel sie preisgeben sollte. Wenn diese ganze Sache etwas mit Cameron zu tun hatte, würde sie am Samstag reinen Tisch mit Ben machen. Oder am Sonntag. Auf jeden Fall nächste Woche.
„Tut mir leid, dass deine Familie sich solche Sorgen macht“, seufzte er. „Ich sag deinem Bruder Bescheid, dass es höchstwahrscheinlich nur ein Gelegenheitsverbrechen war. Und noch dazu ein erfolgloses.“
„Danke.“
Er warf ihr wieder einen Blick zu, doch diesmal wich Molly ihm aus.
„Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du mir irgendetwas Wichtiges verschweigst?“
Entgegen aller Gerüchte war Molly nie eine gute Lügnerin gewesen. Deshalb nahm sie allen Mut zusammen und fing an zu erzählen. „Gestern bin ich zur Bar gelaufen und wollte meinen Wagen holen. Aber er ist nicht angesprungen.“
„Ach ja, ich hab ihn in der Werkstatt stehen sehen. Ich dachte, dass er irgendeine Zwergenautokrankheit hat.“
„Witzig.“ Molly schluckte schwer und atmete tief durch. „Lori hat heute Morgen angerufen. Es war weder die Batterie noch die Zündung. Jemand hat das Zündungskabel durchgeschnitten. Und die Bremsschläuche.“
„Was?“
„Sie war sich nicht sicher, ob der Täter wirklich beides durchschneiden wollte oder sich einfach nur nicht mit Autos auskannte.“
„Du meinst, dass vielleicht jemand nur die Bremsschläuche durchschneiden wollte? Damit du losfahren kannst und so weit kommst, bis die Bremsen ausfallen?“
„Keine Ahnung.“
Seine Stimme nahm einen tiefen, bedrohlichen Klang an. „Warum hast du mich nicht sofort angerufen?“
„Zuerst … habe ich es für einen Streich gehalten. Weil es einfach keinen Sinn ergibt.“
„Jemand will dir Angst machen oder dir wehtun, Moll. Warum? Und wer?“
„Keine Ahnung.“
„Komm schon, du musst doch irgendeinen Verdacht haben.“
Oh ja, den hatte sie. Aber sie hatte alles überprüft. Schließlich war sie ja keine Idiotin. Sie hatte den ganzen Vormittag über Camerons fröhliche Herrenrunde abtelefoniert und diese Idiotenarmee mit allen Mitteln unter Druck gesetzt. Aber keiner ihrer Ex-Fastfreunde hatte auch nur im Geringsten schuldbewusst geklungen.
Am Ende war sie sogar schwach geworden und hatte Camerons Lieutenant angerufen. Erst hatte der Mann ihren Anruf nicht mal annehmen wollen, aber nachdem Cameron ihm amüsiert grünes Licht gegeben hatte, war der Lieutenant bereit gewesen, ihr alle Details über Camerons Dienstplan der letzten Woche zu verraten. Und deswegen wusste sie jetztganz genau, dass dieser Mistkerl mit Sicherheit keine Zeit gehabt hatte, vier Stunden lang nach Tumble Creek zu fahren, ihre Bremsschläuche durchzuschneiden, in ihr Haus einzubrechen, sie auszuspionieren und wieder nach Denver zurückzufahren. Er war, eine Stunde nachdem ihre Hintertür aufgebrochen worden war, im Büro erschienen.
„Verdammt“, knurrte Ben und nahm sein Handy von der Ablage. Er wählte eine Nummer und fluchte erneut, als nach längerem Warten noch immer niemand abgehoben hatte. Nur Loris Stimme auf der Anrufbeantworteransage drang aus dem Hörer.
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