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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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ließ sich in einen der Besucherstühle fallen. „Ich habe einen Verdacht, wer mich stalkt.“
    Jetzt setzte sich auch Ben. „Und wer?“
    „Na ja.“ Sie streckte den Arm nach hinten aus und warf die Bürotür zu. „Wie du weißt, sind wir beide ja nicht zusammen.“
    „Nein, weiß ich nicht.“
    „Doch, tust du. Und du hast gesagt, dass du nie etwas mit Frauen aus Tumble Creek anfängst.“
    „Richtig.“
    Sie kommentierte seine mürrische Einsilbigkeit mit einem Augenrollen. „Also: Gab es Frauen, mit denen du auf dieselbe Art nicht zusammen warst wie mit mir? Du weißt schon, Sex und Flirten und Rummachen inklusive?“
    Er saß reglos, aber so angespannt da, dass der Stuhl unter ihm ächzte.
    „Eine durchschnittliche Frau könnte das nämlich durchaus falsch verstehen.“
    „Molly.“
    Oh, diesen Tonfall musste er sich früher von ihren Eltern abgeguckt haben.
    „Nein“, knurrte er schließlich.
    „Aha. Ich glaube trotzdem, dass es irgendwo in der Stadt eine Frau gibt, mit der du früher mal was hattest. Und ich glaube, dass sie es auf mich abgesehen hat. Also: Wer ist es?“
    „Es gibt keine“, stöhnte er genervt.
    „Aber es muss eine geben! Du willst mir doch nicht weismachen, dass du in den letzten zehn Wintern nicht ein einziges Mal Sex hattest?!“
    Er blinzelte verunsichert.
    „Aha!“, erklärte Molly triumphierend und beugte sich vor, um mit dem Finger auf ihn zu zeigen. „Lügner!“
    „Ach komm schon. Sie war es nicht.“
    Nur dieses eine kleine Wort. Drei Buchstaben: S, I, E. Und trotzdem hatte Molly das Gefühl, dass jeder einzelne Buchstabe den Dolch tiefer in ihr Herz trieb. „Au“, murmelte sie und rieb sich die Brust. Auch wenn sie es eigentlich schon gewusst hatte, war es wirklich unerfreulich, die Wahrheit aus Bens Mund zu erfahren.
    „Es gab nur eine andere Frau“, fuhr Ben fort. „Und die kann es nicht gewesen sein.“
    „Ach ja? Wer denn? Und warum nicht?“ Wer, wer, wer? „Weil sie seit sechs Jahren glücklich verheiratet ist und vier Kinder hat.“
    „Vielleicht hängt sie ja noch ihrer großen Jugendliebe hinterher! Also, wer ist sie?“, wiederholte Molly. „Kinder zu haben beraubt einen schließlich nicht der rudimentären Fähigkeit, Stalkerin zu werden.“
    „Molly, sie hat gerade erst am Montag ihr jüngstes Kind zur Welt gebracht.“
    „Oh.“ Verdammt. „Na gut. Aber ich will trotzdem wissen, wer sie ist.“
    „Eifersüchtig, die Dame?“
    „Sie hat gerade ein Kind gekriegt! Natürlich bin ich nicht eifersüchtig!“ Jedenfalls nicht sehr.
    Bens zufriedenes Lächeln kratzte an ihrem Stolz. Was für ein arroganter Mistkerl! „Können wir uns jetzt vielleicht ein paar realistischeren Theorien über deinen Stalker zuwenden? Hast du noch was auf Lager?“
    „Wilhelm Smythe“, platzte sie heraus. „Ich hab ihn heute Morgen in deiner Straße gesehen, und ich wüsste nicht, was er da zu suchen hat.“
    „Seine ehemalige Schwiegertochter wohnt bei mir um die Ecke. Er besucht seinen Enkel.“
    „Oh.“ Noch eine unbrauchbare Theorie. Molly kam sich nicht gerne dämlich vor, aber im Augenblick tat sie genau das. Ihre schlauen Geistesblitze hatten sich als unbrauchbar erwiesen, und Ben wollte über seine alte Flamme nichts erzählen. Zeit für ihr letztes As im Ärmel. Sie warf ihm ein gerissenes Lächeln zu. „Dann hätte ich nur noch den Zettel im Angebot, der heute Morgen an meiner Haustür klebte.“
    Er fuhr so ruckartig zurück, dass die Stuhlbeine über den Boden quietschten. „Was?“
    Sie winkte lässig ab. „Komm nachher einfach bei mir vorbei und sieh dir das Ganze an. Ich weiß nichts, was Sie nicht auch wissen, Chief. Auf Wiedersehen!“
    Als sie, begleitet von Bens frustriertem Stöhnen, das Büro verließ, fühlte sie sich schon ein kleines bisschen weniger dämlich.
    Trotz aller großen Reden über Unabhängigkeit und Selbstständigkeit wollte Molly auch diese Nacht bei Ben verbringen. Und sie musste sich nicht mal klein und schwach fühlen, weil Ben so nett gewesen war, ihr keine andere Wahl zu lassen, indem er ihr androhte, dass er sie eher in Handschellen legen und aus ihrem Haus schleifen würde, als sie dort schlafen zu lassen. Also stieg sie folgsam in seinen Truck, tat dabei aber so, als würde sie gerade ihren Stolz mit Füßen treten.
    „Dein Auto müssen wir leider noch eine Weile behalten, aber ich fahre dich gerne überallhin.“
    Sie warf ihm einen Blick zu, aber er sah sie nicht an. Seine Kiefermuskeln wirkten hart wie

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