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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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reagierte. Vielleicht konnte sie ihm die Wahrheit über ihren Beruf ja in kleinen Dosen verabreichen. Ihm erst erzählen, dass sie Schriftstellerin war, und erst später erklären, was genau sie schrieb.
    Vielleicht würde er ihr ja gar nicht vorwerfen, dass sie Schmutzkram schrieb, oder Frauenpornos. Vielleicht würde er ihren Job ja sogar interessant finden! Immerhin liebte er Bücher, und er liebte Sex. Wenn das Gespräch gut lief, würde sie ihm danach einen ihrer Romane geben. Natürlich nicht den, den sie über ihn geschrieben hatte. Und dann würde sie ihn Buch für Buch tiefer in die Materie einführen, und wenner dann von ihrer großartigen Fantasie schwärmte, von ihren beeindruckenden handwerklichen Fähigkeiten und ihrem unfehlbaren Sprachgefühl – dann würde sie ihm von seiner ganz eigenen Geschichte erzählen. Genau, so würde sie es machen! Vielleicht würde er sich am Ende ja sogar geschmeichelt fühlen!
    Als sie sich laut prustend Wasser übers Gesicht laufen ließ, klopfte Ben gegen die Kabinenwand. „Soll ich deine Schwimmflügel holen?“
    „Ich glaube, jedes Mal, wenn wir miteinander schlafen, stecke ich dich mehr mit dem Humor-Virus an.“
    „Ach komm schon, ich bin doch von Natur aus verdammt witzig.“
    „Ha! Von wegen! Na ja, eigentlich hast du recht. Ich weiß noch, damals, als du mit uns zum Campen gefahren bist. Da hast du mich so sehr zum Lachen gebracht, dass ich am nächsten Tag Muskelkater im Bauch hatte.“ Die Erinnerung ließ sie lächeln. „Damals habe ich mich gefragt, warum dich eigentlich alle für schüchtern halten. Aber als du und Quinn dann ins Schul-Basketballteam eingetreten seid und ich gesehen habe, wie du mit anderen Leuten umgehst, ist mir klar geworden, dass du tatsächlich schüchtern bist.“
    „Ich ziehe die Bezeichnung ‚zurückhaltend‘ vor“, konterte er. „Und würdevoll, falls du überhaupt weißt, was das ist.“
    In der Hoffnung, er würde sich wieder zu ihr gesellen, spritzte sie Wasser über die Kabinenwand, aber sie musste weiterduschen, ohne von ihm belästigt zu werden. Kurze Zeit später waren sie beide abgetrocknet, angezogen und auf dem Weg nach Grand Valley.
    Der Tag war fantastisch: strahlender Sonnenschein, frische, kühle Luft, glitzernder Schnee, der langsam schmolz. Ein Herbsttag, wie er im Buche stand. Eine kleine Flucht, die ihr Herz singen ließ.
    Nach dem Frühstück gingen sie in den kleinen Bürobedarfsladen, der sich zwischen Versicherungsfiliale und Bank quetschte, hielten kurz bei der Drogerie, damit Molly so exotische Waren wie Gesichtscreme kaufen konnte, und dann fuhren sie weiter, ganz ziellos, bis ans Ende des Tals.
    Ben brachte Molly an Orte, an denen sie als Teenager zuletzt gewesen war, den Fluss entlang, vorbei an Elchherden, die den Truck nicht einmal zu beachten schienen. Molly beobachtete eine Fuchsfamilie, die am anderen Flussufer im trockenen Schilf Verstecken spielte, und war auf einmal unendlich glücklich, wieder zu Hause zu sein.
    Im nächsten Sommer würde sie so wie früher hierherkommen, um durchs Gletscherwasser zu waten und den Kontrast zwischen der sengenden Bergsonne in ihrem Gesicht und der Eiseskälte an ihren Füßen zu genießen. Sie würde einen Sonnenbrand bekommen und ein bisschen betrunken von der Höhenluft werden, und dann würde sie nach Hause fahren, und … und dort würde kein Ben auf sie warten.
    Aber immerhin war er jetzt da und hielt ihre Hand und gab ihr das Leben zurück, das sie viel zu weit hinter sich gelassen hatte. Er war hier, und es war perfekt.
    Bis Cameron anrief. Dieser Mistkerl, der wie immer alles ruinieren musste.
    Um fair zu sein: Es war nicht Cameron direkt, der anrief, weil Molly ihr Handy ausgeschaltet hatte und somit nicht erreichbar war. Aber Cameron Kasten war ja auch kein gewöhnlicher Sterblicher, der an die Gesetze der modernen Kommunikationstechnik oder gesellschaftliche Normen gebunden war. Er war der große magische Manipulator und konnte Zeit und Raum verbiegen. Na ja, zumindest konnte er Kleinstadtpolizisten verbiegen, bis sie blind seinem Willen gehorchten.
    „Hey, Andrew“, sagte Ben in sein Handy. „Was gibt’s?“
    In dem Moment, in dem Ben sie ansah, wusste Molly, dasses um Cameron ging. Er gab einen Haufen „Mhms“ von sich, und sein Blick wurde von Sekunde zu Sekunde misstrauischer. Als er das Tempo drosselte und den Wagen wendete, rutschte ihr das Herz in die Hose.
    „Was machst du?“, fragte sie.
    Aber Ben war damit beschäftigt,

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