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Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)

Titel: Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Martin
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und sicheren Gefühl in die Mission starten. Denn Sie wissen: Sie sind nicht allein. Sie sind umgeben von Menschen, denen Sie vertrauen und die Ihnen vertrauen.
    Auch ich hatte für unsere bevorstehende Begegnung mit unserer Zielperson alles vorbereitet. Jeder Schachzug war akribisch geplant. Meine Legende kannte ich in- und auswendig. Outfit und Accessoires hatte ich mit Bedacht ausgewählt. Ich wartete nur noch auf das Startsignal der Kollegen — und sie warteten darauf, dass Tichow wieder einmal nach Amsterdam fuhr. Mein Plan sah vor, Tichow im Flugzeug auf dem Rückweg von Amsterdam nach Frankfurt zu begegnen.
    »Hat man erst einmal gelernt, Varianten möglicher Einsatzsituationen mental durchzugehen, sollte das bereits einen beruhigenden und natürlich vorbereitenden Effekt haben:
Man fühlt sich gewappnet. Kognitiv stellt sich die Gewissheit ein, der Sache gewachsen zu sein, und emotional werden aufkommende Ängste und Unsicherheiten vorweggenommen und vorweg verarbeitet.«
    Quelle: Nachrichtendienstpsychologie, Band 3

Klingelton Rot
    An einem Dienstag war es endlich so weit. Mein Handy klingelte. Es klingelte nicht wie üblich, sondern mit dem Klingelton Rot, den die Abteilung für Operative Angelegenheiten bei Ad-hoc-Lagen einsetzt.
    Ich hielt mich gerade mit einem V-Mann in einem Hotelzimmer in Berlin auf und sichtete die Unterlagen, die er für mich beschafft hatte. Tisch, Bett, Nachtkästchen und Stühle waren mit Papieren bedeckt, und auch auf dem Boden hatten wir sie ausgelegt, wie ein roter Teppich führten sie bis ins Badezimmer. Mein V-Mann und ich hatten eben ein System in die Unterlagen gebracht, als sich mein Handy meldete. Er achtete nicht darauf. Er war daran gewöhnt, dass ich während unserer Treffen keine Gespräche annahm. Doch dies war der Klingelton Rot. Damit hatte ich keine Wahl, ob ich das Gespräch annehmen wollte oder nicht. Rot bedeutete absolute Priorität. Die Mitteilung der Einsatzleitung lautete: Zielperson 2201, Code 15. Was so viel bedeutete wie: Tichow ist auf dem Weg zum vereinbarten Ort. In unserem Fall Amsterdam. Die Observationskräfte hatten gemeldet, dass Tichow in Hamburg einen dunkelblauen 5er BMW angemietet hatte und auf der A1 Richtung Westen fuhr. Die Gelegenheit, auf die wir gewartet hatten, war gekommen.
    »Entschuldige bitte, ich muss weg«, sagte ich zu dem V-Mann, holte die digitale Spiegelreflexkamera aus meinem Koffer und sicherte die Unterlagen fotografisch. Der V-Mann, der eine solche Situation mit mir noch nie erlebt hatte, fragte verdutzt: »Ist was passiert?«
    »Noch nicht«, erwiderte ich und verstaute die Kamera in meinem Aktenkoffer, griff nach Handy und Autoschlüssel.
    »So eilig?«, fragte der V-Mann ein wenig amüsiert, und in seinem Gesicht las ich, dass er gern mehr gewusst hätte, obwohl ihm klar war, dass er nichts erfahren würde. In unserer Verbindung war er ausschließlich für die Informationsbeschaffung zuständig. Ich für alles andere.
    »Lass hier im Zimmer bitte nichts liegen, wenn du gehst. Ich melde mich heute noch bei dir. Kann aber etwas später werden.« Ich schaute ihm in die Augen, schüttelte ihm die Hand. »Du kannst dich allerdings darauf verlassen, dass ich vor zweiundzwanzig Uhr anrufe«, versicherte ich ihm, denn ich wusste, er jobbte im Großmarkt und seine Nacht endete um vier Uhr morgens. Zum Abschied berührte ich mit meiner Hand leicht seinen Oberarm.
    Auf der Straße vor dem Hotel rief ich die Zentrale an, die bereits alles Nötige organisiert hatte. Wir starteten einen Wettlauf gegen die Zeit. Tichow würde voraussichtlich mit der 14.20-Uhr-Maschine von Amsterdam zurück nach Frankfurt fliegen. Man hatte den nächsten Direktflug von Tegel nach Schiphol-Amsterdam für mich gebucht, der in einer Stunde geboardet wurde. Mein Kollege bat mich, den Dienstwagen stehen zu lassen, ein Taxi sei organisiert. Und da fuhr es auch schon vor. Ich stieg ein und hörte weiterhin aufmerksam zu, was mein Kollege mir am Telefon mitteilte. Ein anderer Kollege mit einer Zugangsberechtigung für den Sicherheitsbereich war bereits in Tegel. Er würde
mich am Gate E5, wo ich abfliegen sollte, erwarten, um mir Aktentasche, Laptop und Anzug zu übergeben; jene Requisiten, die ich nach reiflicher Überlegung für diese Mission ausgewählt und im Büro deponiert hatte. Meine Legende für die Ansprache Tichows stand seit längerem fest. In meiner Aktentasche würde ich den Ausdruck für mein Online-Ticket von Amsterdam nach Frankfurt finden.

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