Ich krieg dich!: Menschen für sich gewinnen - Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien (German Edition)
mich leichter. Es ist unangenehm, mit Kriminellen zu arbeiten, für die ein Menschenleben nichts wert ist. Doch auch an ihnen ist ein positiver Aspekt zu finden. Ohne den geht es nicht. Ich habe zudem das Glück, dass ich leicht Grenzen setzen kann. Bestimmte Dinge lasse ich nicht zu nah an mich herankommen. Das erleichtert die professionelle Arbeit. Hierbei hat mir das Mindset geholfen, das ich im Laufe vieler Jahre entwickelt habe. Ich habe die Formel für Sie modifiziert. Sie finden sie im nächsten Kapitel. Die Zugangsberechtigung dafür erhalten Sie, sobald Sie die nächsten Missionen erfolgreich durchlaufen haben. Durch einen gesonderten Security Check gelangen Sie dann in den streng geheimen Sicherheitsbereich, der ausgezeichneten Agenten vorbehalten ist.
Tichows Antworten hatten sich für mich plausibel angehört. Vieles hatte ich bereits gewusst, einiges war mir neu. Nun galt es, den Wahrheitsgehalt seiner Informationen zu überprüfen. Schließlich befanden wir uns in der Testphase.
Ich startete den Motor und fuhr zurück in die Stadt. Tichow bat mich, ihn am Hauptbahnhof statt am Schmidts TIVOLI Theater abzusetzen, was ich gerne tat.
Beim Abschied reichte ich ihm ein Kuvert. »Hier, für deine Auslagen.«
Er grinste. »Ist da wieder die Arbeit von zwei Tagen drin?«, fragte er. Seine Augen blitzten. Ein gutes Gedächtnis hatte er also auch noch.
Ich grinste zurück. »Nein. Von zwei Monaten.«
Noch am selben Tag leitete ich Tichows Informationen an Sabine weiter. Sie und ihr Team prüften jedes einzelne Detail. Nach ein paar Tagen bekam ich einen Bericht der Analyse, die Auswertung der Information, die Tichow geliefert hatte. Volltreffer. Jede einzelne Aussage ließ sich verifizieren. Tichow hatte weder etwas hinzugedichtet noch etwas ausgelassen. Tichow war auf dem besten Weg zum V-Mann.
Ihre zwölfte Mission
Details wahrnehmen: positives Verhalten verstärken
Der Agent nimmt selbst kleinste Schritte in Richtung des Zielobjektes wahr. Er hält auf Kurs, verstärkt und beschleunigt sein Gegenüber auf diesem Weg. Lob und Bestätigung gelten als Instrumente der ersten Wahl in dieser Phase.
Auch wenn Sie vermuten, dass Sie belogen werden: Lassen Sie andere Menschen dennoch ihr Gesicht wahren. Finden Sie eine schonende Möglichkeit, andere auf Fehler oder Schwächen aufmerksam zu machen. Mit einer massiven Anklage, die dem anderen das Gefühl vermittelt, an die Wand gedrängt zu werden, erreichen Sie gar nichts. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, Ihre Mitmenschen auch in schwierigen Situationen gut aussehen zu lassen — so gut wie möglich eben. Dabei hilft es Ihnen, wenn Sie sich Ihre Mission und Ihr Ziel ins Gedächtnis rufen. Zusätzlich können Sie sich vorstellen, wie Sie sich in der Position Ihres Gegenübers fühlen würden und wie Sie selbst gern behandelt werden würden.
Heben Sie die Stärken und guten Leistungen anderer Menschen hervor — und setzen Sie dann erst mit Ihren Kritikpunkten und Verbesserungsvorschlägen ein. Rufen Sie sich immer wieder ins Gedächtnis, dass Sie mit Ihrer wertschätzenden Denkweise anderen Menschen gegenüber die Weichen für eine vertrauensvolle Beziehung stellen. Und vergessen Sie nie: Die Kunst liegt darin, auch einen kriminellen Informanten als Menschen zu respektieren und nicht nur seine Machenschaften zu sehen und zu verurteilen.
Loben Sie erwünschtes Verhalten, selbst wenn der Schritt in die von Ihnen bevorzugte Richtung ein kleiner oder sogar sehr kleiner Schritt war, kleiner, als Sie es sich gewünscht oder erwartet hätten. Mit Lob bestärken und verstärken Sie die positive Entwicklung. Doch Vorsicht: Übertreiben Sie das Lob nicht. Auf die richtige Dosierung kommt es an. Nicht jeder Mensch verträgt und erträgt gleich viel Lob. Lob muss dem jeweiligen Menschen angepasst sein. Maßgeschneidertes Lob ist eine optimale Motivation. Es gibt Menschen, denen genügt ein »Gut gemacht«. Andere würden das überhören — sie brauchen mehrere Sätze oder ein strahlendes Lächeln, Schulterklopfen. Als Agent, der sich innerhalb der dritten Sicherheitsschleuse befindet, erkennen Sie, worauf es bei Ihrem aktuellen Kandidaten ankommt. Einen coolen Finnen werden Sie anders motivieren als einen temperamentvollen Spanier. Und das tun Sie ja ohnehin, intuitiv. Jetzt geht es darum, dieses intuitive Verhalten bewusst für Ihre Mission einzusetzen. Und zwar authentisch. Ein gespieltes Lob ist kein Lob und wird sehr wohl entlarvt. Finden Sie Aspekte, die Sie
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