"Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)
Level. Kleine, realistische Ziele setzen. Ein bisschen von einem größeren Ziel träumen und es anpeilen. Der Lohn: Wohlbefinden, den Alltag leichter bewältigen und nicht so schnell aus der Puste kommen.
Nach der Therapie fing ich wieder an zu laufen. Schritt für Schritt. Sport gehört zu mir. Sachte aufpäppeln, nicht zu schnell, Geduld. Inzwischen schaffte ich wieder gut 90-100 Minuten. Langsam, aber sicher. Ich brauche nun etwas länger für die Kilometer. Darüber jammere ich nicht, ich freue mich eher, so lange laufen zu können.Mein Mann ist wieder ein treuer Trainingsbegleiter. Eine Hilfe bei der Krankheitsbewältigung neben Familie und Freunden: die Reha- Sportgruppe und die Laufgruppe.
Der Weg ist das Ziel. Auf den diversen Wegen zu den diversen Zielen habe ich, und dazu stehe ich, gerade im letzten Jahr, auch mal feuchte Augen bekommen: Freude über ein gelungenes Training, Freude darüber, etwas, das früher selbstverständlich war, wieder erreicht zu haben, mit und trotz der Handycaps. Auch mal feuchte Augen, wenn es nicht so geklappt hat: wenn der Kopf mehr wollte, als der Körper zuließ. Zum Nordseelauf 2010 habe ich mich angemeldet. Ob ich ihn schaffe? Sonst lasse ich eben eine Etappe aus.
Tja, nun haben wir Oktober 2011. Den Nordseelauf 2010 habe ich mit allen Etappen geschafft. Ein sehr intensives Erlebnis für mich. Ich war wieder da! Beim Nordseelauf 2011 war ich auch wieder dabei. Und ich kam wieder besser voran. Nur mit einem Halbmarathon scheint es nicht mehr zu klappen. Aber das macht nichts. Das Laufen an sich klappt. Auch mal schneller. Ich werde weiterlaufen und freue mich darauf…
Sonja Stuhr
Mein erster Ultra
Es ist der 20. Mai 2008. Ich sitze vor dem Haus auf der Terrasse und rauche meine "Fat Lady“, eine „Romeo Y Julieta“, Habana - Cuba. Eigentlich ist es die „Jahresendzigarre“ aus 2007, die ich mir nicht wie gewohnt gönnen konnte. Nicht, weil das Jahr nicht gut war – ich hatte Angina. So lag sie also bis zum nächsten Höhepunkt, etwas ganz Besonderem… Jetzt ist es soweit. Denn ich bin zusammen mit meinem Mann Ecki am Samstag, den 17.5.2008 den ersten Ultra gelaufen und mit Würde angekommen.
Wie es dazu kam
Nach wie vor ziehen "die langen Kanten" Tausende Läufer in den Bann. Auch uns. Es ist ja eine Entwicklung: Erst läuft man überhaupt, dann mal zehn Kilometer im Wettkampf, einen Halbmarathon, Marathon… Nach zehn Marathonläufen, davon fünf am Rennsteig, war ich soweit. Die Herausforderung eines Ultramarathons zog uns zunehmend in den Bann. Wir hatten einen Riesenrespekt vor einer solchen Strecke, gerade auch vor dieser über 72,7 Kilometer und ca. 1490 Höhenmetern (aufwärts) sowie 973 Höhenmetern abwärts sehr anspruchsvollen Strecke. Hier geht es gleich vom Start erst mal ca. 700 Meter auf den Inselsberg hoch (km 25) – da kann man schon erahnen, was einem die übrigen 48 Kilometer (mehr als ein Marathon) noch abverlangen. Erst mal oben, läuft man auf dem Rennsteig - Wanderweg nach Schmiedefeld über etliche Gipfel. Das ist schon zermürbend, dieses Auf und Ab. Schon der Marathon zeigt es: Die Mitläufer, die herrliche, abwechslungsreiche Landschaft unddie einmalige Verpflegung nebst den superfreundlichen Thüringern, die einen umsorgen, lassen Leistungen zu, die man sich selbst vielleicht nicht zutraut… Und am Ziel winkt natürlich die legendäre Party im Festzelt in Schmiedefeld, die im letzten Jahr aber auch alle zuvor in uns geweckten Erwartungen (und Befürchtungen) erfüllte.
Die Entscheidung
Dieses Mal sollte es der Supermarathon sein. Wir sind also nicht nach Neuhaus gefahren, um unsere Marathonanmeldungen einzulösen. Wir fuhren nach Eisenach, um uns umzumelden und die Startnummern für den Supermarathon zu holen. Neben den Startnummern gab es auch gleich das Finisher-Shirt (Eigentlich bin ich abergläubisch und hole es immer danach. Dieses Mal war’s im Nachhinein doch vorher gut, denn die kleinen Größen gab’s im Ziel nicht mehr). Ich war in diesem Jahr bisher ca. 900km gelaufen, schon deutlich mehr als sonst (+200km), aber doch zunächst auf einen Marathon ausgerichtet. Ein Doppeldreißiger war auch dabei, bei dem mir der erste Lauf schwerer fiel als der zweite – das macht Mut. Ich fühlte mich also angemessen gewappnet. Die Wettervorhersage passte, es tat nichts (mehr) weh (als sonst), also: Wann, wenn nicht jetzt? Doch wer konnte schon wissen, wie es sich wirklich anfühlt? Jetzt weiß ich es.
Vor dem Start
Der Start in
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