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"Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)

"Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition)

Titel: "Ich laufe, um zu laufen ...": Eine Frauen-Laufen-Anthologie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mahlstedt
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bin eine Exotin
    Definition Wikipedia: “Der Exot, Plural Exoten, wird teilweise für außergewöhnliche oder fremd anmutende Menschen benutzt.“ Ich bin gerne Exotin! Wer kann das verstehen? Solange ich denken kann, gelte ich bei vielen Menschen, die meist keinem Sport frönen oder sich in der Hauptsache mit dem Sport des runden Balles passiv in ihrer Freizeit beschäftigen, als Exotin, nicht normal, balla-balla, anders.
    Das fing schon an, als ich im Jahre 1986 meinen ersten Marathon lief, immerhin just sieben Jahre vorher wurden erstmalig in der Welt überhaupt Frauen zu Marathons zugelassen, alles stand Kopf, meine Mutter starb vor Angst “Wie kannst du dir so was antun, Kind?“ Nicht genug, zwei Jahre später wagte ich mich an den ersten Hunderter, das war zu viel, in jeglicher Hinsicht, zu viele Kilometer. „Wie kann man nur, das kann doch nicht gesund sein für die Knochen, diese Anstrengung und dann noch als Frau!“ Menschen begegnen mir mit einer Mischung zwischen Neugier, Überraschung, Zweifel, Interesse, Anerkennung.
    Seit 32 Jahren höre ich und lese es ihnen von ihren Gesichtern ab:
    die rennt schon wieder
hat die denn nichts anderes zu tun
die sieht schon richtig ausgemergelt aus
die läuft sich kaputt
und wie dünn die ist
das kann niemals gesund sein
das ist doch nicht normal
tut das nicht weh?
hat die denn nichts anderes mehr im Sinn als laufen?
wie lange läuft sie am Stück?
sie macht sich alle Knochen kaputt
und dann bei diesem scheußlichen Wetter
wie kann man denn bei strömendem Regen laufen?
in ihrem Alter
    Kann man es ihnen verdenken? Nein! Auch wenn es anfangs nervt, gewinnst du mit jedem gelaufenen Kilometer mehr Selbstvertrauen, mehr Selbstbewusstsein, du weißt, dass es gut für dich ist und tust es wieder. Warum?
    Ist es doch wirklich oft richtig hart
sich bis zum bitteren Ende durchzukämpfen
du denkst ans Aufgeben
es tut weh
und du tust es wieder
Ist es das, was dich herausfordert?
Hart gegen dich selbst zu sein
und dabei bestehen zu können
Das gute Gefühl, die Strecke zu besiegen
im Ziel dein persönliches Ziel erreicht zu haben
Freude
Glückseligkeit
Stolz
Zufriedenheit
es macht stark
befreit
schreit nach mehr
hätte ich es nie getan
würde ich es wohl auch nicht verstehen

Katrin Schumann
Der heißeste Tag des Jahres
    Hoffentlich bleibt es auch der heißeste, womöglich sollen wir in diesem Jahr noch die 40 Grad Marke knacken? Dann bitte ohne mich. Dann muss ich doch noch mein Haus nachträglich unterkellern lassen. Denn das geht ja. Ich pfeif auf hohes Grundwasser, Hauptsache ich kann in meinen vier Wänden noch mal eine Temperatur unter 27 Grad erreichen. Ich bin einfach ein Dezemberkind. Doch all das hat mich aber doch nicht davon abgehalten, am heißesten Tag des Jahres, also Samstag, um kurz vor neun einfach loszulaufen. Damit ich meine dritte Trainingseinheit für diese Woche verwirkliche.
    Passend zum Viertelfinalspiel Deutschland gegen Argentinien ganz in schwarz und weiß gekleidet lief ich los. Und als Beiwagen fuhr wieder meine Tochter mit ihrem Fahrrad neben mir. Oder auch mal vor mir, als „Zug-Maschine“. Auf dem Gepäckträger eine Tasche mit Trinkflaschen. Später an diesem Tag konnte ich fast nicht mehr so richtig glauben, dass ich wirklich gelaufen war. Schon gar nicht, als ich mich langsam in die Badewanne mit eiskalten Wasser gleiten ließ. Aber auch beim Lauf am heißesten Tag des Jahres macht der„Fahrt“-Windhauch es nicht gar so schlimm. Ich hangelte mich von Schatten zu Schatten und das letzte Stück neben der Straße in der prallen Sonne meisterten wir gemeinsam bis zum Ortsschild. Wenn ich im Training schnelle und lange Intervalle trainiere, kann ich doch ruhig auch mal bei etwas extremer Witterung laufen. Deshalb mache ich ja auch eine Draußen-Sportart und sitze nicht in der Bude und stemme Gewichte. Das mache ich höchstens mal zusätzlich, wenn ich Lust dazu habe. Es ist doch gut, diese Hitze mal zu erleben. Dann weiß man schon mal, wie sich das anfühlt. Falls bei einem Wettkampf eben nicht dieses in den Knochen ziehende kalte Wetter ist. Oder dieses angenehme 15-Grad-Laufwetter. Falls es einfach mal heiß ist. So richtig dampfend heiß. Denn, wenn Wettkampf ist, dann laufe ich mit. Nur Kranksein oder eine Verletzung halten mich ab. Und jetzt kann ich mich auch wieder reinhängen, ich habe meine Krankheitspause von zwei Wochen abgeschüttelt. Und bin am heißesten Tag des Jahres eine Stunde gelaufen.
     
Das richtige Benehmen als

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