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Ich lebe lieber hier und jetzt

Ich lebe lieber hier und jetzt

Titel: Ich lebe lieber hier und jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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iPod-Steckern im Ohr.
Andererseits war es ein wirklich schöner Tag, und er hätte nicht gewusst, wo
er sonst hätte langgehen sollen.
    Er kam an seiner kleinen
Schwester Jenny und ihrer Schulfreundin Elise Wells vorbei, die sich
gegenseitig die
    Fußnägel lackierten. Und da am
Brunnen saß der Ober- widerling Chuck Bass aus seinem Jahrgang an der Riverside-Schule.
Er hatte sein Äffchen im Schoß und redete mit...
    Dan fuhr sich mit zitternder
Hand durch seinen herausgewachsenen Boho-Poeten-Haarschnitt und zog angestrengt
an seiner Zigarette. Vanessa hasste die Sonne, und Typen wie Chuck Bass hasste
sie noch viel mehr, aber für einen guten Film brachte sie jedes Opfer. Ihre
Bereitschaft, für die Kunst zu leiden, war eine der vielen Eigenschaften, die
sie mit Dan gemeinsam hatte.
    Er wühlte in seiner
Kuriertasche und zog einen Kuli und das kleine schwarzlederne Notizbuch hervor,
das er immer dabeihatte. Rasch warf er ein paar Gedanken aufs Papier, zu denen
ihn die abgeschabten Kappen von Vanessas Springerstiefeln inspirierten, durch
die das Metall hindurchschimmerte. Vielleicht der Anfang eines neuen Gedichts.
    schwarz
    Stiefel mit stahlkappen
tote tauben schmutziger regen
    Als Vanessa Dan sah, unterbrach
sie Chuck mitten im Satz. »Ich drehe einen Dokumentarfilm, willst du auch mitmachen?«,
rief sie Dan zu. Er hatte ein weißes Unterhemd mit Brandlöchern und
schlabberige braune Kordhosen an und sah wieder wie der versiffte,
verstrubbelte Dichter aus, als den sie ihn immer gekannt und geliebt hatte.
Nachdem sein Gedicht schlampen im renommierten New Yorker veröffentlicht worden war,
hatte er vorübergehend gesteigerten Wert auf seinen Look gelegt. Damals hatte
er sich bei französischen Designern wie agnes b. oder A.P.C. eingekleidet und
Vanessa mit der magersüchtigen, gelbzahnigen Dichterhure Mystery Craze
betrogen. Aber Mystery war Vergangenheit und vielleicht war Dan wieder ganz der
Alte.
    Der Gedanke, sich hinzusetzen
und Auge in Auge mit Vanessa zu sprechen, machte Dan zwar unglaublich nervös,
aber vielleicht mussten sie die ganze hässliche Geschichte gar nicht noch mal
ans Licht zerren, wenn sie sich auf das Filmthema beschränkten. Chuck
striegelte seinem Affen mit einer rosa schimmernden Schildpatt-
Kinderhaarbürste von Mason Pearson das Fell. Dan warf ihm einen unsicheren
Blick zu. »Seid ihr denn... ?«
    »Klar, wir sind fertig.«
Vanessa verabschiedete Chuck ziemlich unmissverständlich. »Komm doch wieder,
wenn sich was ergeben hat, ja?«
    Das hätte sie nicht extra sagen
müssen. Chuck würde sowieso wieder kommen. Sie würden alle wieder kommen. Sie
konnten gar nicht anders. Selbstverliebte Leute dazu zu bringen, über sich
selbst zu reden, ist so lächerlich einfach, dass es eigentlich verboten
gehört.
    »Aber ich hab noch gar nichts
von dem PR-Agenten erzählt, bei dem ich mit Sweetie war«, schmollte Chuck. »Wir
bringen ihn nämlich ins Fernsehen...«
    »Heb dir das für nächstes Mal
auf!«, blaffte Vanessa. Sie schob den Ärmel ihres schwarzen Männerhemds zurück
und tat, als würde sie einen Blick auf ihre Armbanduhr werfen, die sie - wie
Dan genau wusste - gar nicht besaß. »Der Nächste bitte.«
    Chuck stand auf, setzte sich
den Affen auf die Schulter und stakste davon. Als Dan seinen Platz einnahm,
waren seine Handflächen schweißnass. »Worum geht es in deinem Film überhaupt?«
    Einem Mädchen, das sich am
Brunnenrand sonnte, fiel das Feuerzeug aus der Hand, und Vanessa schubste es
ihr mit der Stiefelspitze hin. »So ein ganz klares Konzept hab ich noch nicht.
Irgendwie darüber, dass sich alle total verrückt machen. Du weißt schon, wegen
der Briefe von den Unis.« Sie dachte nach. »Aber nicht nur darüber.«
    »Hm-hm.« Dan nickte. Vanessas
Projekte waren nie bloß eindimensional. Er kramte in der Tasche nach seinen
Cameis und zündete sich eine an. »Ich bin in letzter Zeit auch ziemlich nervös,
wenn ich zum Briefkasten gehe«, räumte er ein.
    Vanessa schaute durch den
Sucher und begann aufzuzeichnen. Im Sonnenlicht sah Dans bleiches Gesicht so
verletzlich aus. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass er sie tatsächlich
betrogen hatte - dass er überhaupt in der Lage war, etwas Grausames zu tun.
»Red weiter.«
    »Ich glaub, was mich zurzeit am
meisten verrückt macht, sind diese Ansagen, die man in der Schule ständig
hört... >Mensch, Alter, ich werd dich nächstes Jahr ver- missen< und so.«
Dan nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Das Apfelweiß der

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