Ich leg dir die Welt zu Fuessen
beteiligen.
In sicherer Entfernung, nämlich in ihrer Londoner Wohnung, ließ sie sich von ihrer Mutter und ihren Schwestern telefonisch auf dem Laufenden halten. Auf diese Weise sah ihr wenigstens niemand an, wie schlecht es ihr ging.
So lümmelte sie auf dem Sofa vor dem Fernseher herum, vor sich einen Stapel zu korrigierender Schulhefte, als ihre Mutter ihr von Leighs und Freddys erstem verlegenen Besuch bei den Sharps berichtete. Wieder einmal verhielt Lizzy sich so, wie es alle von ihr erwarteten.
Sie brach in angemessene Begeisterungsrufe aus, als Rose ihr den romantischen Heiratsantrag schilderte, den Nicholas ihr gemacht hatte, und ihr den dicken Diamantring zeigte, der jetzt an ihrem Finger saß.
Lauschte geduldig Maisies Klagen darüber, wie langweilig Leigh geworden sei, und hörte sich ihr widerstrebendes Eingeständnis an, dass auch sie der ewigen Partys allmählich überdrüssig werde.
Beinahe täglich telefonierte sie mit Rose. Obwohl sie sich von ganzem Herzen für ihre Schwester freute, konnte sie sich einer gewissen Traurigkeit und einer Spur von Selbstmitleid nicht erwehren. Je weiter die Hochzeitsvorbereitungen voranschritten, umso schlimmer wurde es.
Sie fragte sich, weshalb ausgerechnet ihr Leben so aus den Fugen geraten war, nachdem sie doch immer die Vernünftigste und Pragmatischste von allen gewesen war. Niemand von ihrer Familie wusste, was zwischen Louis und ihr vorgefallen war. Andernfalls hätte Rose ihr sicher sanft zu verstehen gegeben, dass sie möglicherweise übereilt und aus falschem Stolz gehandelt habe.
Wann immer Lizzy mit ihren Gedanken an diesem Punkt angelangt war, rief sie sich energisch in Erinnerung, wie abscheulich Louis sich verhalten hatte. Er hatte versucht, sie zu kaufen!
Und doch kam sie nicht umhin, sich zu fragen, wie es ihm ging und was er gerade tat. Sein Bild war so tief in ihrem Bewusstsein verankert, dass sie ständig an ihn denken musste. Hin und wieder glaubte sie plötzlich, ihn auf der Straße vor sich zu sehen. Dann stockte ihr der Atem, und ihr Herz fing wild an zu klopfen. Doch es war immer jemand anders, niemals er.
Sie wusste, dass er der Schule eine immens hohe Summe gespendet und das Direktorium damit in helle Aufregung versetzt hatte. Nun konnten sowohl die Klassenräume als auch das Außengelände neu gestaltet werden, selbst von einem Computerzentrum war die Rede.
Ihm zu Ehren wurde ein Dinner organisiert, dem Lizzy jedoch mit der lahmen Ausrede fernblieb, sie fühle sich nicht wohl. Allein der Gedanke, ihn sehen und seine Stimme hören zu müssen, brachte sie an den Rand eines Nervenzusammenbruchs.
Nicht, dass sie sich der Illusion hingab, ihm für immer aus dem Weg gehen zu können. Bei Roses und Nicholas’ Hochzeit würde er auf jeden Fall dabei sein, und diese Einladung konnte sie beim besten Willen nicht ausschlagen.
Je näher der Termin rückte, umso mehr graute ihr davor. Drei Tage vor dem großen Ereignis würde sie nach Schottland aufbrechen, um bei den letzten Vorbereitungen mit Hand anzulegen. Im Westflügel von Crossfeld House, der inzwischen mit großem finanziellen Aufwand renoviert worden war, würde ein festlicher Empfang stattfinden. Sogar Vivian würde für ein paar Wochen nach Hause kommen, angeblich in Begleitung eines Mannes, eines Entwicklungshelfers, den sie in Afrika kennengelernt hatte.
Nicht zum ersten Mal kam Lizzy der Gedanke, dass sie vermutlich die Letzte sein würde, die heiratete. Wenn sie es überhaupt je tat. Unter den gegebenen Umständen hielt sie es für sehr unwahrscheinlich, so heftig, wie sie noch immer unter ihrem gebrochenen Herzen litt …
Am Dienstag vor der Hochzeit, einem für diese Jahreszeit ungewöhnlich milden, sonnigen Vorfrühlingstag, traf sie in Schottland ein. Und das schöne Wetter sollte sich, wenn man den Meteorologen glauben durfte, sogar halten.
Kaum in die Arme ihrer Familie zurückgekehrt, war Lizzy schon mittendrin im Geschehen. Vivian erzählte von ihren Reisen und stellte ihren Freund vor, einen gebürtigen Schotten namens Edward McGinty. Er war nett und umgänglich, wirkte aber leicht verunsichert über den Trubel, der im Hause Sharp herrschte.
Lizzys Mutter flatterte wie ein aufgescheuchtes Huhn von einem Zimmer ins andere, während ihr Vater sich wie üblich in seinen Gartenschuppen zurückgezogen hatte, um an einem seiner unvollendeten Werke zu basteln.
Leigh, voller Tatendrang, nutzte jede Gelegenheit, ihre Zukunft als erfolgreiche Geschäftsfrau in den
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