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Ich leg dir die Welt zu Fuessen

Ich leg dir die Welt zu Fuessen

Titel: Ich leg dir die Welt zu Fuessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHY WILLIAMS
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viel zu kopflastig. Sie könnte viel mehr aus sich machen, wenn sie sich nur ein Beispiel an ihrer Schwester nähme!“
    Im Gegensatz zu der blond gelockten, blauäugigen Rose, die aussah wie ein Engel, war Lizzy eher der dunkle, ernste Typ, genau wie ihr Vater. Die Kommentare ihrer Mutter zu ihrem Aussehen hatte sie stets überhört, aber ihrem Image als Schlaukopf war sie gerecht geworden, indem sie sich so bald wie möglich in England an der Universität eingeschrieben hatte. Rose war in der Gegend geblieben und hatte eine Stelle in einer Boutique in der nächstgrößeren Stadt angenommen.
    Obwohl sie einander so unähnlich waren, standen sie sich doch sehr nahe. Louis Jumeaus Solidarität mit Nicholas war nichts im Vergleich zu der Entschlossenheit, die Lizzy an den Tag legte, wenn es darum ging, ihre Schwester zu verteidigen. Deshalb verschwieg sie ihr auch den wahren Grund für ihre Abneigung gegen Louis. Rose wäre schockiert, ja zutiefst verletzt gewesen, hätte sie gewusst, dass irgendjemand sie für fähig hielt, sich aus reiner Geldgier einem Mann an den Hals zu werfen.
    „Heute Abend hast du mit deinem Outfit aber einen Volltreffer gelandet, Liz.“ Rose erhob sich elegant vom Bett, der Inbegriff weiblicher Schönheit, in smaragdgrüne Seide gehüllt und mit einer Stola aus schwarzem Nerzimitat um die Schultern. Ihre Füße steckten in zierlichen High Heels.
    Lizzy hatte noch nie ein derart auffälliges Kleid besessen. Sie hielt sich lieber an gedecktere Farben, alles andere überließ sie ihren modebewussten Schwestern. Nur heute Abend hatte sie sich in einem Anfall von Wagemut ein eng anliegendes nachtblaues Kleid von Rose ausgeliehen.
    Kritisch betrachtete sie sich im Spiegel. Der tiefe, geraffte Ausschnitt ließ gerade noch die Mulde zwischen ihren Brüsten erahnen und betonte ihren langen grazilen Hals. Die hochhackigen Stiefel mogelten zu ihrer eher bescheidenen Größe von einem Meter siebenundsechzig glatte zehn Zentimeter hinzu. Und ja, sie hatte einen Hauch Make-up aufgetragen. Puder, Lidschatten, Mascara und Lipgloss, von Maisie geborgt, deren Vorrat an Kosmetikartikeln reichte, um eine Parfümerie zu eröffnen.
    „Findest du?“ Ihre Wangen glühten. „Ich wollte nicht, dass Mum wieder einen Anfall bekommt, wenn sie mich sieht …“
    „Bist du sicher, dass du nicht diesen grässlichen Mr Jumeau beeindrucken willst?“, zog Rose sie auf, der nicht entgangen war, wie betont lässig ihre Schwester den Mann als „ganz gut aussehend, wenn man den großen dunklen Typ mag“ beschrieben hatte.
    „Du spinnst“, meinte Lizzy. Doch das Kribbeln, das sie bei Louis’ Anblick verspürt hatte, war wieder da. „Er ist absolut nicht mein Geschmack. Ich mag ruhige, nachdenkliche Männer.“ Sie dachte an ihre letzte Romanze, die fünf Monate dahingeplätschert und dann in eine harmonische Freundschaft übergegangen war. Ihr Ex war nett und verständnisvoll gewesen. Vielleicht einen Tick zu nett?
    Auf der Treppe war jetzt das Klappern von Absätzen zu hören, dazu Maisies und Leighs aufgeregtes Geplapper. Von unten drang die mahnende Stimme ihres Vaters herauf, der vermeiden wollte, dass sich die Nachbarn wieder beschwerten. Seine beiden jüngsten Töchter waren laut und lebhaft wie zwei ungestüme Welpen. Zum Glück war Vivian nicht da, die mit ihren ständigen Moralpredigten die Stimmung erst recht zum Brodeln gebracht hätte.
    Es war ungewohnt für Lizzy, wieder in ihrem Elternhaus zu sein, nachdem sie nun schon lange ihr eigenes Leben führte. Ihren Schwestern ging es vermutlich ebenso. Maisie und Leigh kamen nur in den Semesterferien nach Hause, und Rose teilte sich in der Stadt eine Wohnung mit ihrer Freundin. In letzter Zeit hielt sie sich allerdings wieder öfter bei ihren Eltern auf, um Crossfeld House und Nicholas näher zu sein.
    Lizzy genoss den häuslichen Trubel, doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zu Louis Jumeau. Sie konnte ihn nicht leiden, fand seine Drohungen unverschämt und seinen Snobismus ärgerlich, aber er ging ihr nicht aus dem Kopf.
    „Sieh mich gefälligst nicht so an!“ Schmollend warf sie ein Kissen nach Rose und war froh, als ihre Mutter von unten nach ihnen rief.
    Die Fahrt zum Festsaal dauerte eine halbe Stunde. Sechs Personen, zusammengepfercht in dem treuen alten Familienvan, der fünfzehn Winter auf dem Buckel hatte und noch immer einwandfrei lief.
    Grace Sharp war ganz aufgeregt vor Freude. Während der Fahrt erging sie sich zu Lizzys Leidwesen in wilden

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