Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
Perspektive gesehen!» lachte Mugalle und machte einen Schritt in den Fahrstuhlkorb hinein.
    «Darüber müssen wir nachher noch reden, Herr Jossa!»
    «Aber ja!»
    Die Türen schlossen sich, und Mugalle glitt nach oben, stieg aus im fünften Stock und stand Sekunden später in Jossas Apartment, durchquerte es und trat ans Fenster, sah auf die Stadt und das grün gewellte Brammer Umland hinab.
    Wie eine große Furche der Fluß mit seinen Deichen, wie ein Kanten Brot die Brammer Geest. Davor ein Pickel aus Sand, der Pötterberg, doch mit einer Mühle, die im Abendsonnenschein gewaltig wie ein Gipfelkreuz wirkte. Dahinter endlos das Moor, und kupferrot-golden darin aufleuchtend die Backsteintürme von Bad Brammermoor, allen voran die der Kirche auf dem JVA-Gelände. Mit dem Mühlensee von Wittkoppen sah der Knast wie ein Wasserschloß aus.
    Hinter ihm pingelte das Telefon.
    Mugalle ging hin, und mit festem Griff nahm er den Hörer hoch, hustete vorbeugend.
    «Jossa!» rief er. «Ja, bitte…?»
     
     
    Sekunden nach dem Erwachen, als sein Gehirn wieder zu funktionieren begann, schien Jens-Otto Jossa völlig klar, was da geschehen war: Schlecht war ihm geworden, sein Kreislauf wieder, das tropischschwüle Wetter, und mit einem Kollaps hatten ihn die Sanitäter hier in der Zelle auf die Pritsche gelegt. Mugalle. Der Aufgesetzte. Der Beginn des Interviews. Alles war ihm voll bewußt.
    Er begann sich aufzurichten, rieb sich Stirn und Schläfen, setzte die Beine auf den Boden, ging zum Becken, drehte den Wasserhahn auf und hielt den Kopf darunter. Die Schmerzen, Aschermittwochskater hoch drei, ließen spürbar nach. Wo war die Brille geblieben? Weg. Egal.
    Jossa ging zur Tür, sie aufzuziehen und den Sani zu rufen, doch sie bewegte sich nicht, war fest verschlossen. Knast, na ja, das übertriebene Sicherheitsdenken der Beamten hier.
    «Hallo!» rief er, im Tonfall so, als ginge es um einen säumigen Kellner, und schlug dann, als sich nichts rührte, mit den offenen Handflächen ziemlich energisch gegen das wellig-elastische Blech, mit der sie innen die Tür gepolstert hatten.
    Wieder keine Reaktion draußen auf dem Flur. Und das Stutzen über diesen Tatbestand eskalierte zum puren Entsetzen, als er plötzlich bemerkte, daß er nicht mehr seine Sachen trug, sondern Mugalles. Statt Lederweste und Jeans ein sackartiges Hemd, blauweiß gestreift und von absoluter Scheußlichkeit, und eine Trainingshose, wie sie im Dritten Reich modern gewesen war, opahaft und schlabbrig.
    Er begriff sofort, was hier gelaufen war, und dennoch stand er völlig fassungslos da, starrte in die offene Kloschüssel neben der Tür, sah, wie das Wasser aus der undichten Spülung in einem kleinen Bach durch hüglige Bremsspuren rann.
    Dann fand er eine Antwort für das alles: Da hatten sie wieder mal einen der Scheißjournalisten reinlegen wollen. Was mußte der auch seine dreckige Schnauze in alles stecken, was ihn einen feuchten Kehricht anging.
    Ein übler Streich also.
    … wir dachten, Sie hätten mal Interesse am echten Knastgefühl…!
    Na schön, mußte er also gute Miene zum bösen Spiel machen, das Gesicht wahren, souverän bleiben.
    Tief durchatmend drückte er die Ampel, rief per Notsignal den aufsichtführenden Beamten herbei.
    Kassau kam und fragte, was denn los sei, ohne aber aufzuschließen und den Blickkontakt zu suchen.
    «Es war ja wirklich ‘n netter Gag von Ihnen, mich hier einzusperren, aber ich möchte jetzt langsam wieder nach Hause…»
    «Wenn ich schon mal beide Augen zudrücke und euch euern Aufgesetzten lasse, dann besauft euch wenigstens nicht dauernd!» grollte Kassau. «Noch einmal umsonst die Ampel gedrückt, mein Lieber, und dein nächster Einkauf fällt ins Wasser! Capito?»
    Jossa wurde langsam ungeduldig, wurde zornig, aggressiv, kannte es nicht anders, als daß sie ihn, den Journalisten, fast alle hofierten, mit verbalen Streicheleinheiten, wenn nicht gar mehr, zu beeinflussen suchten; und nun diese Arschlöcher hier im Knast, die ihn wie den letzten Dreck behandelten.
    «Nun hab ich aber die Nase voll von Ihrer Posse! Sie wissen doch ganz genau, daß ich der Jossa bin und nicht der Mugalle!»
    Kassau lachte. «Mensch, Mugalle, letzte Woche waren Sie der alte Rothschild und davor Graf Lambsdorff! Der Trick auf Haftverschonung, der zieht doch nun nicht mehr, und ins Krankenrevier kommen Sie deswegen auch nicht eher. Schizophrenie, das ist doch ‘n Witz; Mann, Mugalle!»
    «Herrgott, ich bin nicht Mugalle, ich bin

Weitere Kostenlose Bücher