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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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ins Waschbecken und schnell war eine größere Scherbe gefunden, mit der man sich mühelos die Pulsadern aufschneiden konnte.
    «Ich hab hier ‘ne Scheibe in der Hand, ich mache ernst!»
    Stille draußen, dann Kassaus Stimme. «Okay, in fünf Minuten ist er da!»
    Jossa wartete und konnte nicht verhindern, daß er inzwischen auf dem Bildschirm hinter seinen Augenlidern viele Bilder, Bildfetzen aus dem abendlichen Bramme sah.
    Im Mönchsgang das Bistro, das m.a.v. Catzoa würde in dieser Minute dort sitzen, gehaßt von allen anderen Gästen, aber von den Brammer Bürgern draußen als Held gesehen.
    Die Knochenhauergasse nebenan mit Mutter Meyerdierks, die nicht mehr merkte, daß die netten Mädchen in ihrer Pension im Brammer Tageblatt täglich ihre Entspannungsdienste anboten.
    Günther Buth, diese Kreuzung zwischen Ludwig XIV. und einer Dampfwalze, wie es im Spiegel mal geheißen hatte, daß im Restaurant Zum Wespennest, seinem Eigentum natürlich, und wartete darauf, von ihm, Jossa, nach der Nutzung mehrerer tausend Quadratmeter Bodens am Reiherberg befragt zu werden. Die hatte er von einer verstorbenen Tante geerbt, und es ging nun das Gerücht, Buth wolle dort nun statt der vorgesehenen Tennisanlage eine Lackfabrik errichten.
    Das war das Wahnsinnigste dabei: Da war er mit dem mächtigsten Manne weit und breit so ziemlich kordial, und dennoch hielten diese Ärsche ihn hier fest, Leute, die ansonsten fast ihn Ohnmacht fielen, wenn Buth auch nur in ihrer Nähe war.
    Oder Frauke, seine Verehrerin, dieser schreibende Pfannkuchen von nebenan aus der Fährgasse. Die mit dem Hörspiel, das er dem Kamps vom WDR verkaufen sollte. Die hätte schon längst ihre Leute zur Demo zusammengetrommelt, wenn sie auch nur geahnt hätte, was hier mit ihm geschah.
    Bramme hätte es doch fühlen müssen, daß hier einer widerrechtlich festgehalten wurde, daß «der Jossa vom B. T.» irgendwie abgeschossen werden sollte. Aber nein, das Leben draußen lief ungestört weiter, kein Aas dachte an ihn. Er hätte die ganze Stadt dafür in die Luft sprengen können.
    Plötzlich war Action, Hochbetrieb im Flügel B, hallte alles wider von zugeworfenen Gittern, militärisch ausgestoßenen Befehlen, den Stiefeln der Sicherheitsgruppe.
    Dann fuhr der Schlüssel in die Tür, die Riegel wurden weggestoßen und Jossa mußte einen Schritt zurückspringen, um nicht getroffen zu werden, als das schwere Ding aus Holz und Stahl und Blech nach innen flog.
    Zweeloo stand da, zum Theaterbesuch festlich gekleidet, hatte gerade zu Hauptmanns «Biberpelz», der Diebskomödie, losfahren wollen, wirkte reichlich deplaziert inmitten seiner martialischen Männer in ihrer unschönen anthrazitgrauen Kluft, war auch nicht sonderlich begeistert davon, daß die ihm wieder mal ihre hohen Judo- und Karatekünste vorführen wollten, sah kopfschüttelnd zu seinem Gruppenleiter hinüber.
     
     
    «Was ist denn los hier, Kassau? Und Sie, Mugalle…?»
    «Gott, sehen Sie denn nicht, daß ich in Wirklichkeit…! Ist doch ganz eindeutig, daß ich nicht, also wer hier und wer nicht…!» Jossa war, trotz aller Vorsätze, doch viel zu aufgeregt, nervös, erschüttert, um seine Argumente und Gedanken so vorzutragen, daß es Eindruck machte, er souverän erschien und voller Überzeugungskraft, verhaspelte sich statt dessen wieder und wieder, war kein selbstbewußter Journalist, sondern nur ein total von der Rolle gekommener Knacki. War es die Kleidung, die solches bewirkte, Mugalles muffig-billiges Zeug, waren es die Blicke und die ausgestrahlten Kräfte der versammelten Männer, deren Zuschreibung: Du bist Mugalle, wir wissen es; und weil wir es wissen, bist du Mugalle! Ihr Bewußtsein schaffte quasi Fakten, so gewichtig war es, durch keinen Zweifel geschwächt.
    «Das ist Freiheitsberaubung», schrie Jossa, «was Sie da mit mir machen!»
    «Das ist das legitime Monopol des Staates auf physische Gewalt», erwiderte Zweeloo, ebenso akademisch wie arrogant. «Auch ihr Volkswirte, lieber Mugalle, solltet das wissen.»
    «Ich bin nicht Mugalle, verdammt noch mal! Mugalle hat mir k.o.-Tropfen ins Glas geschüttet und ist dann auf und davon! Sie machen sich mitschuldig, wenn Sie nicht sofort nach ihm fahnden lassen!»
    Zweeloo dachte daran, daß er nun zu spät ins Brammer Stadttheater kommen würde, und daher lautete sein nächster Satz nicht anders als: «Nun lassen wir doch endlich das ganze Affentheater, Mensch, Mugalle! Weg mit der Scherbe, und ich laß Sie auch nicht in die

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