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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Jens-Otto Jossa!»
    «Soll’n wir dich wieder mit Beruhigungsmitteln vollstopfen, oder hast du Sehnsucht nach der Arrestzelle, was!?» Erneutes Gelächter.
    Jossa zwang sich mit aller Kraft zu einer sachlichen Erwiderung. «Ach so, ich verstehe: Das hier habt ihr gemacht, damit ich fürs Brammer Tageblatt ‘ne schöne Story bekomme! JVA will Journalisten echtes Knastgefühl vermitteln – Wie unser Reporter drei Stunden lang zum echten Knacki wurde…»
    «Sie haben ja schon immer ‘ne Menge Phantasie gehabt, Mugalle!»
    Jossa versuchte es mit aller Eindringlichkeit, mit allem Ernst, mit aller Überzeugungskraft. «Herr Kassau, ich bitte Sie um alles in der Welt: Sie müssen doch vorhin beim Aufschließen der Zelle bemerkt haben, daß da einer wie tot aufm Bett gelegen hat!»
    «Sie doch selber, Mensch! Sie haben doch das Interview von sich aus abgebrochen und sich schlafend gestellt, damit der Jossa endlich wieder geht!»
    «Ich bin der Jossa! Mugalle ist mit meinen Sachen und meinem Ausweis getürmt!»
    «Du hat ja ‘n Arsch offen, Mann!»
    Ein wütender Fußtritt gegen die Tür, dann entfernte sich Kassau mit schweren Schritten.
    Jossa sank aufs Bett, bekam keine Luft mehr, schnappte, keuchte, jiemte, röchelte, bäumte sich auf, konnte endlich etwas Schleim abhusten. Die Brust war eng geworden. Reißende Schmerzen zogen von der linken Schulter über den Arm bis in die Finger. Er wußte, daß er zur Angina pectoris neigte, wußte auch, daß das im schlimmsten Falle Herzinfarkt hieß, kam diesem Punkt auch immer näher, als ihn die Angst, die Panik wie eine Flutwelle erfaßte und fortriß. Allein wie auf einem Floß im Ozean, so lag er hier auf seiner Pritsche, von der Welt vergessen, längst verreckt, bevor ein Arzt zur Stelle war.
    Was wurde hier gespielt?
    Das konnte doch nicht wahr sein, daß ihn alle für Mugalle hielten und der echte Mugalle längst draußen war, auf und davon. Das war doch Deutschland hier, nicht Südamerika, hier gab’s doch so was nicht! Hier verschwanden doch Menschen nicht spurlos irgendwo im Gefängnis.
    Er bemühte sich, tief und ruhig zu atmen, erhob sich auch wieder, dehnte den Brustkorb, indem er die Arme weit nach oben streckte, dann nach hinten zog.
    Er fühlte sich so schwach wie nach einem schweren Infekt, die Beine schienen wegzuknicken, doch es gelang ihm schließlich, den Prozeß zu stoppen, der auf einen Kollaps zulief, Gedanken, Gefühle und Nerven wieder unter Kontrolle zu haben.
    Er war Jens-Otto Jossa, und er war hier in Bramme-Bad Brammermoor. Völlig undenkbar, daß da einer ohne Anwalt und Gerichtsverfahren im Knast verschwand. Und noch dazu ein Journalist; die Freiheit der Presse! Die waren doch hier nicht vom Wahnsinn befallen!
    Er war so schweißgebadet, daß er jetzt fror, sich Mugalles Decke umlegte und wieder setzte.
    Ruhig bleiben, ganz ruhig!
    Nur nicht die Nerven verlieren!
    Kommt Zeit, kommt Rat!
    Morgen lachst du drüber!
    Und mit dir die ganze Republik, denn das ist doch eine phantastische Story.
    Jetzt überleg mal ganz in Ruhe, wie du hier wieder rauskommen kannst…!
    Was waren denn die Fakten? Mugalle hatte ihn mit seinen k.o.-Tropfen betäubt, sich seine Sachen angezogen und war dann mit seiner Passierkarte zum Ausgang geeilt, hatte sich als Jossa überall durchschließen lassen. Und das mußte ihm auch alles geglückt sein, sonst hätte es ja hier drinnen längst Großalarm gegeben. Kassau hatte nichts gemerkt, war zu unsensibel, zu naiv und zu gutgläubig dazu, außerdem ja, wie seine Reaktionen klar erkennen ließen, von Mugalle oft genug genasführt worden.
    Aber Zweeloo, der Anstaltsleiter, ein studierter Mann, im Umgang mit Leuten der gehobenen Schichten viel erfahrener als ein einfacher Schließer und daher zur Differenzierung eher befähigt, Zweeloo, der mußte doch auf der Stelle bemerken, daß er Jossa war ‘ und nicht Mugalle.
    Doch wie den Anstaltsleiter herbeiholen? Sicher nicht, indem er Kassau darum bat, auch nicht durch ein Formular und demutsvolles Bitten. Wenn schon, dann durch eine brisante Aktion.
    So drückte er abermals den Notsignalknopf und verhielt einen Augenblick, bis er draußen Lärm und Schritte hörte, nahm dann Mugalles Stuhl und donnerte ihn mit derartiger Kraft gegen die Tür, daß ein Bein abbrach.
    «Ich will sofort den Anstaltsleiter sprechen, sonst bring ich mich um, und ihr habt hier ‘n Untersuchungsausschuß am Hals!»
    Das Glas, aus dem er vorhin Mugalles selbstgemachten Schnaps getrunken hatte, flog

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