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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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ans Lido denken, Paris, ans Parfüm jener Damen, die zu nichts anderem da waren als dazu, die Männer zu verwöhnen.
    Ja, Fotomodell und Tänzerin, das sei sie in der Tat, habe schon im Berliner Theater des Westens auf den Brettern gestanden, bei der deutschen Chorus Line- Premiere damals, sei aber derzeit dabei, als Sängerin Karriere zu machen, und zwei Platten lägen schon vor, die letzte hieße Das Leben ist die Chance des Lebens.
    Zweeloo sagte ihr, daß er immer fürchterlich auf Jennifer Rush abfahre, gebrauchte, um ihr zu gefallen, sogar dieses Wort, das ja aus einer Welt stammte, der er ansonsten immer mit der wiedereingeführten Todesstrafe beikommen wollte, völlig weg sei, wenn sie im engen Lederrock die Schenkel spreizte. Chantal lachte und meinte, daß sie diesen Stil durchaus kopierenswert fände.
    «Ich kann Sie doch unmöglich in den nassen Sachen auf dem Rad nach Hause fahren lassen. Erst rette ich Sie vorm Ertrinken, und dann laß ich Sie an ‘ner Lungenentzündung hopsgehen…!»
    «Kriegen Sie denn das hinten rein?»
    «Ihr Rad? Ja, sicher.»
    So brachte er sie im Wagen nach Hause und ließ sich auch noch zu einem Schluck Champagner in ihr Apartment einladen («Heut bin ich doch zum zweitenmal geboren worden, und ist das nicht ein Grund zum Feiern?»).
    Als sie sich dann warmgeduscht hatte, fragte sie Zweeloo, wie sie ihm denn danken könne, und als der mit der Antwort nicht eben lange zögerte, kam es, wie es kommen mußte, und zwar dreimal bis Mitternacht, so daß er vor Erschöpfung kaum zurück ins Auto fand.
    Drei Tage später trafen sie sich dann im wunderschönen Wartesaal des Oldenburger Bahnhofs, und Chantal zeigte ihm («… ich hab da ‘n versteckten Apparat hinterm Spiegel…») ein paar überaus gelungene Aufnahmen ihren wilden Koitierereien.
    Zweeloo war zuerst entzückt, dann aber nahe am Infarkt, als sie ihm eröffnete, daß sie diese Bilder nicht aus lauter Jux und Tollerei geschossen hätte.
    «… sondern um Mugalle freizukriegen! Ist doch einer deiner Lieblingsknackis – oder…?»
    «Was geht dich denn Mugalle an?»
    «Sehr viel sogar. Nicht nur mein Verlobter ist das, dem bin ich auch irgendwie hörig. Und darum versuch ich auch alles, ihn möglichst schnell wieder… Siehe unsern kleinen Spaß, wie ich dir hinterhergefahren bin und die Ertrinkende gespielt habe…»
    Zweeloo wußte, daß seine Karriere wie seine Ehe auf dem Spiel standen, kam die Sache raus, und er fragte mit gepreßter Stimme, was sie denn nun eigentlich – «Kannst du nicht mal konkreter werden, bitte!» – von ihm wollte.
    «Mugalle muß raus aus’m Knast; das will ich! Ich geb dir drei Wochen Zeit, laß dir mal was einfallen…»
    Jossa sah aus dem Fenster. Erst kam das massive Eisengitter, dann noch ein Drahtgitter und schließlich die Sichtblende. Dahinter strahlend blauer Himmel, schwarze Unendlichkeit, von der Sonne menschenfreundlich eingefärbt, und mit seinen Gedanken sprengte er die Kuppel dieses Erdenblaus und flog hinaus ins All, hinauf zum Orionnebel, zum Pferdekopf, weiter zum Diamantenschleier des Plejadenhaufens, aus der eigenen Galaxis hinaus und der Großen Magellanschen Wolke entgegen.
    Folge eines Stanislaw Lem-Buches, das er gestern angefangen hatte…
    Noch in der Welt der irren Sternentagebücher, glaubte er sich selber auf einen fremden Planeten versetzt, sah er Sonderbares: Turnte da auf dem schrägen Dach des gegenüberliegenden Flügels ein dürrer Mann herum, hangelte sich, mein Gott, Stück für Stück an den Befestigungen des Blitzableiters bis zum First hinauf, setzte sich dort hin und schrie: «Ich protestiere!»
    Science-fiction, phantastischer Film?
    Nein, Wirklichkeit der JVA Bad Brammermoor.
    Jossa hatte Mühe mit dem Rücksturz zur Erde; erst recht, als er bemerkte, wer da oben thronte: Taubert, das stets devote Männlein, ihr Oberschlaffi. Schlurfte immer nur halb abgestorben dahin und saß jetzt plötzlich auf dem Dach.
    Baldow erklärte Jossa, was Taubert zu diesem Schritt bewogen hatte: «Alles hatte er immer runtergschluckt, ‘n alter Setzer, immer mit flüssigem Blei gearbeitet, ‘n paarmal ziemlich krank gewesen, mit der Lunge was, und dann rausgeschmissen, als sein Verlag auf Computer umgestellt worden ist. Da hat er sich dann mit ‘nem kleinen Laden durchbringen wollen, Stempel, Adressen, Briefumschläge und so; mit seiner Abfindung hat er den aufgemacht, mit dem Geld, was er vom Sozialplan gekriegt hat. Und als er pleite war, hat er dann angefangen,

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