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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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fordern, dachte Dr. Vosteen, wenn ich selber besser bin als die, die mich jagen. Also nahm er seinen Rektor, so sehr er ihn haßte, schleifte ihn ins Freie und stellte sich der Polizei, die alsbald zur Stelle war…»
    Stille, dann spontaner Beifall, aber auch erregte Proteste.
    «Ich hätt das Schwein verbrennen lassen!» schrie einer.
    «Wie du mir, so ich dir! Wenn mich einer ertrinken läßt, dann zieh ich ihn mit in die Tiefe!»
    So ging es eine ganze Weile, doch Jossa schwieg, war hin- und hergerissen. Sollte er oder sollte er nicht? Die Diskussion nutzen und Truper zurufen, daß er Jossa sei und nicht Mugalle, daß sie ihn hier infamerweise festhielten.
    Wie würde Truper reagieren, würde er das glauben und dann draußen diese Spur verfolgen?
    Einen Versuch war das doch allemal wert, sagte sich Jossa.
    Wenn nur dieser Arsch von Dr. Seeling nicht so unmittelbar neben ihm gehockt hätte! Für den wäre das doch ein weiterer Beweis seiner fortgeschrittenen Schizophrenie gewesen.
    Was tun? Vom Herzen her war Truper sicherlich auf der Seite aller irgendwie Geschlagenen, ob er aber so schnell schalten konnte, wie das hier nötig war?
    Jossa schwankte. Alles riskieren oder alles verderben?
    Schließlich blieb er ruhig auf seinem Hocker sitzen, wollte sich nicht die beiden großen Trümpfe aus der Hand nehmen lassen, die er noch hatte: Erstens Chantal und zweitens den Brief, den Kassiber, den Nobby Lachmund zuspielen wollte. Wenn er jetzt wieder eine große wilde Szene machte, konnte es sein, daß er endgültig als «armer Irrer» abgestempelt wurde, so daß keine Intervention von außen mehr half.
    Jossa hätte also von sich aus Truper gegenüber keinen Laut gegeben, doch die große Regie wollte es anders mit ihm.
    Diskussion darüber, ob die Banken wirklich so mächtig waren, wie Truper das annahm.
    «Kann doch jeder ‘ne Bank aufmachen, der will!» rief Kassau.
    Baldow, der sanfte Balduin, lachte dröhnend. «Ich erinnere an das große Wort von Brecht: Wenn man zu Geld kommen will, dann sei es bekloppt, ‘ne Bank zu berauben, man sollte lieber selber eine aufmachen, dann könnte man’s den Leuten auf legale Art und Weise abnehmen!»
    «Ich kenn auch ‘n Bankier, der selber ‘n armes Schwein ist!» schrie Nobby. «Unser Mugalle hier!»
    Alle drehten sich zu Jossa um, und da konnte er nicht anders, als aufzuspringen und Truper zuzurufen: «Ich bin nicht Mugalle, mein Name ist Jossa, Jens-Otto Jossa!»
    Sie kreischten und trampelten alle, daß der Boden bebte.
    Und Truper?
    Der schmunzelte auch. «Ja, schönen Gruß von diesem Jossa. Er hat mir heute mittag erst gesagt, daß hier bei euch in der JVA einer ist, der partout nicht mehr er sein will, sondern Jens-Otto Jossa. Ja, meine Herren, Journalist müßte man sein, damit sich die Menschen derart mit einem identifizieren…!»
    Jossa stürzte zur Tür und lief in seine Zelle zurück.
    Baldow kam nachher, wollte ihn trösten.
    «Scheiße, du, der nächste Schub schon wieder. Paß bloß auf, daß der Mackendoktor dich nicht doch in die Klapsmühle abschieben läßt!»
    «Das ist ja auch nicht gerade die Art von Zuspruch, auf die ich gewartet habe», sagte Jossa, mehr zu sich selber, hatte die Finger um die Gitterstäbe gekrallt und dem sanften Balduin den Rücken zugedreht. Sanft? Ganz schön aufgedreht hatte der bei Truper eben.
    «Nun ja…» Baldow machte eine Geste der Verlegenheit, nestelte an Jossas Klovorhang herum.
    Jossa wendete den Kopf nach hinten. «Glaubst du mir denn…?»
    Ein gewisses Zögern. «Ehrlich gesagt…»
    «Ist dir denn früher nie was aufgefallen an Mugalle, daß er anders war, bevor ich… Also, vor dem Interview mit dem Brammer Tageblatt…?»
    «Nein, da war ich doch im andern Flügel drüben und hab dich nur mal aufm Hof gesehen, wenn Fußball war, oder sonntags in’er Kirche unten…»
    Jossa stöhnte auf. «Nun hat man schon mal ‘n Freund hier gefunden und dann…»
    «Die warnen mich ja alle vor dir…» sagte Baldow leise. Saß auf Jossas Pritsche und spielte weiterhin mit dem Vorhang herum, wagte nicht, den andern anzusehen.
    «Warum denn das…?» Jossa hatte aufgehorcht.
    «Weil… Also, da ist im C-Flügel ‘n Neuer, Helmut, einer aus der DDR…»
    «Ja, und…?» Jossa drehte seinen Wasserhahn auf, um sich die Unterarme zu kühlen.
    «… der behauptet, in Bautzen, da… Also, als dein Prozeß gewesen ist, da hätten sie alle gesagt: Pech für’n SSD…»
    «Für’n Staatssicherheitsdienst drüben, wieso…?»
    «Na,

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