Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
Vom Netzwerk:
Tür, so, als wolle er, unsicher über die eben erreichte Station, schnell den nahebei an die Waggonwand geschlagenen Fahrplan studieren, hatte aber nichts weiter im Sinn, als den Ost-Agenten draußen mit einem knappen Augenzwinkern mitzuteilen, daß der Abwicklung ihres Geschäftes nichts mehr im Wege stünde.
    Mugalle, auch schon aufgestanden, bekam einen kleinen Schubs mit auf den Weg, etwa so, wie nordische Skiläufer in der Staffel verfahren.
    «Danke…» sagte Mugalle und war hochkarätig genug, um nicht noch anderes formulieren zu müssen, stieg nun aus und sah noch zu, wie der mittlere Eisenbahner kurz vor dem Zuschnappen der Türen in den Wagen sprang, na bitte, ging dann die Treppe hinunter und wartete, bis die beiden zurückgebliebenen Uniformierten hinter ihm waren und sich ihnen allen im gelben Klinkerlabyrinth des Bahnhofs eine schwere Tür auftat, eine, die direkt nach Ost-Berlin hinüberführte.
    Auf Mugalles Platz im westlichen Zug saß inzwischen Dr. Walter K. sehr fremd in seiner dunkelblauen Eisenbahneruniform, doch er war es ganz sicher.
    Der Tausch Kundschafter gegen Spion war also vollauf geglückt.
    Und absolut lautlos dazu.
     
     
    Soweit Jossas vorerst letzte Deutung seines rätselhaften Schicksals. Auch sie in gleichem Maße plausibel wie völlig absurd. Es war halt eine Zeit ohne Wirklichkeit. Doch in eben der Sekunde, als er die hier wiedergegebenen Zeilen seiner Variante 6 noch einmal prüfend überflog, da spielten sich, auf Martin Mugalle bezogen, nahebei in Bramme real gänzlich andere Dinge ab.
     
    Carsten Corzelius an -ky
     
    Lieber -ky,
    mit dem Regierenden Bürgermeister auf dem Wege nach Washington, da man mich für unwürdig genug befunden hat, als journalistischer Hofberichterstatter zu dienen, schnell ein paar Zeilen zur ersten Hälfte Deines Buches (Dank für die prompte Übermittlung!): Jossas Varianten, soweit ich sie kenne, sind sicherlich ebenso amüsant, wie doch auch vieles irgendwie plausibel erscheint, denn seit Schleswig-Holsteins Waterkantgate wissen wir ja, daß in unserem Lande doch wohl alles möglich ist. Dennoch: Seiner – und damit Deiner – Verschwörungs-Hypothese möchte ich meine Spontaneitäts- These gegenüberstellen!!
    Soll heißen: Mugalle hat, als ihm die wahnsinnige Ähnlichkeit mit Jossa (fast wie eineiige Zwillinge!) schlagartig bewußt geworden war, ganz impulsiv gehandelt, ganz allein aus sich heraus. Nichts war vorbereitet, abgesprochen und dergleichen!
    Die K.o.-Tropfen aber, wirst Du ausrufen, die muß er sich doch vorher mit einer ganz bestimmten Absicht verschafft haben.
    Irrtum, die hatte er lediglich von Nobby mit der Bitte erhalten, sie so lange für ihn aufzubewahren, bis bei ihm die Gefahr eines «Kahlschlags» vorüber sei, die systematische Durchsuchung seiner Zelle. Nobby hatte sich diese Tropfen beschafft, um damit bei einer bevorstehenden Feier die Stationsbeamten außer Gefecht zu setzen und für kurze Zeit ihre Schlüssel an sich zu bringen. Mit Hilfe von Wachsabdrücken sollten dann in der Schlosserwerkstatt Nachschlüssel gefeilt werden. Weniger, um damit einen Ausbruch zu starten, sondern vielmehr des leichteren Verkehrs in der Anstalt wegen. Das hab ich jedenfalls von Zweeloo, der es ja eigentlich wissen müßte.
    Zurück zu Mugalle. Sein Geld steckte in einem Bungalow in der Feriensiedlung Weißenhäuser Strand, nahe Oldenburg i.H. das heißt, ferne bei Hohwacht und Heiligenhafen, damals auf der Flucht in aller Eile, aber fast genial versteckt. (Kannst Du jederzeit besichtigen!)
    Alles mußte nun – von draußen aus! – geplant bzw. improvisiert werden. Er brauchte ein Auto, Werkzeug und vor allem seinen Bungalow, zumindest aber einen dicht daneben. Und das bei beginnender Urlaubszeit! Viel Zeit war dazu nötig. Also blieb ihm gar nichts weiter übrig, als ein Weilchen den Jossa zu spielen, in Bramme der Jossa zu sein. Ein wahnsinnig hohes Risiko, ganz sicher, aber doch die einzige Chance, die er hatte.
    Und außerdem, ein unheimlich wichtiger Punkt kommt noch dazu: Es war ja fest damit zu rechnen, daß Jossa im Knast nun Amok lief und immer und immer wieder behauptete, nicht Mugalle zu sein, sondern eben Jossa. Wenn es nun draußen keinen Jossa mehr gab, der Jossa völlig weg gewesen wäre, hätte man ja gar nicht anders können, als ihm recht zu geben. Lief er aber draußen herum und wirkte als solcher, Mugalle als Jossa, war es nichts mit Jossas Protestgeschrei im Knast drinnen, mußte man ihn unweigerlich als

Weitere Kostenlose Bücher