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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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für den sollst du doch gearbeitet haben, als Perspektivagent oder wie das heißt.»
    Jossa starrte ihn an. «Mugalle soll ‘n Agent gewesen sein!?»
    «Ja, von’er anderen Seite einer, sag ich doch. Helmut sagt, sie hätten dich in die Bundesbank reinschleusen wollen, damit du denn da… Die Kredite und so und überhaupt…»

 
    Variante 6
     
     
     
    S-Bahn-Linie 2 der West-Berliner Nahverkehrsgesellschaft BVG, Nordbahn. Fast sechzig Jahre alte Züge, ockerfarben-rot und noch mit Nieten, auch hölzernen Bänken, eben gründlich überholt, wie neu. Frohnau ab 10.41, Hermsdorf 10.43, Waidmannslust (welch Name!) 10.46 und Wittenau 10.48. Mugalle verglich seine mit der Bahnhofsuhr und nickte zufrieden.
    «Absolut pünktlich», sagte er zu den beiden Männern, die ihn in der engen Bucht aus zwei gegenübergestellten Doppelbänken unauffällig eingeklemmt hatten, aussahen wie verspätete Schering-Chemiker, die aus Versehen einmal S-Bahn fuhren.
    «Nicht nur Ihre Firma ist für ihr Weltniveau bekannt», erwiderte sein direktes Gegenüber.
    «Das da links ist das Märkische Viertel…» Sein Arm-an-Arm-Nachbar zeigte nach draußen. «Seh’n Sie mal, Herr Jossa…!»
    «Pst…!» kam die Mahnung, obwohl im eh nur schwach besetzten Zug niemand in der Nähe war, der sich mit mehr als einem schnellen Blickkontakt um sie gekümmert hätte.
    Mugalle nickte. Eine alte Villa wartete auf ihn, drüben in der DDR-Hauptstadt Berlin, Rosenthal, Stadtbezirk Pankow, und wenn er da auf seiner Terrasse im Liegestuhl lag, begrenzte West-Nordwest besagte Hochhaussiedlung seinen Blick.
    Wenig später, gerade war der Nordgraben überwunden worden, krallten sich die Grenzanlagen in den Bahndamm hinein, fuhren sich ein halbes Dutzend Kilometer mit tristem Mauerblick dahin, am backsteinroten Bergmann-Borsig-Klotz vorbei, ein sowjetisches Ehrenmal, einen Obelisken, im Visier, dies alles Unkerhand, hielten kurz auf zwei westlichen Bahnhöfen, Wilhelmsruh der eine, Schönholz der andere, beide ziemlich verwaist, die dazugehörigen Ortsteile abgeschnitten im andersdeutschen Ausland, immer noch pünktlich.
    Mugalle fand es an der Zeit, seinen beiden Begleitern noch einmal darzutun, daß ihm dieser Jossa in Bad Brammermoor recht eigentlich leid tue, obwohl ihm das Ganze natürlich überaus recht käme und er sich, um Gottes willen, nicht anmaßen wolle, irgendwie Kritik an den BRD-Organen auch nur ansatzweise zu üben.
    «Wir haben zwölftausend Tote jährlich im Straßenverkehr», bekam er zur Antwort, «was macht denn da der eine im Verkehr der Staaten untereinander? Und hilft es nicht, den Frieden zu sichern, erspart uns dieses eine Opfer nicht – unter anderem – auch die Angst vor atomaren Schlachten, bei denen wir Millionen von Bürgern opfern müßten? Der eine, Jossa, ist das wert!»
    Mugalle lächelte, war angetan vom Pathos dieses Westlers neben ihm, liebte solche Redner-Poesie.
    Sein Gegenüber, immer im sichernden Kniekontakt mit ihm, präferierte mehr das Zynische. «Jossa, sein Pech, was sieht er aus die Sie! Schwitzend, fluchend, manchmal fast am Ende, Tage und Wochen, was meinen Sie wohl, haben wir, siehe Rasterfahndung, die ganze Bundesrepublik, die BRD, nach Ihrem Doppelgänger abgesucht. Meine Ehe hat er mich gekostet, dieser Jossa, Jens-Otto! Nun soll er man auch hübsch büßen dafür. Außerdem, als Brokdorf wie als Wackersdorf-Krawaller ist er doch haargenau da, wo diese Burschen alle hingehören, in den Knast nämlich!»
    10 Uhr 55, Berlin-Wollankstraße, Bahnhof für westliche Menschen ausschließlich, aber auf Ost-Berliner Gelände gelegen und von Ost-Berliner Reichsbahnern betrieben, von deren Transportpolizisten bewacht. Sie waren am Ziel.
    Der Zug hielt stets am selben Punkt des langgestreckten Bahnsteigs, ganz genau vor einer Tafel mit der Aufschrift H, weiß auf schwarzem Grund, und dem Kürzel 16 X darunter, was sich auf die Achsen- respektive Wagenzahl bezog. So ließ sich mühelos vorausberechnen, wo «das erste Fenster nach der zweiten Tür» zu finden sein mußte.
    Und als Mugalle und seine beiden west-beamteten Begleiter nun auf den Perron hinausblickten, sahen sie drei Männer dort warten, allesamt in blauen Bahneruniformen, fast zur Parade aufgereiht, und der mittlere von ihnen nahm sich grad die Mütze ab, tupfte sich mit einem schwarz-weiß-rot karierten Taschentuch die hohe Stirn, den Nacken ab, schien unheimlich zu schwitzen.
    Er war es; das Zeichen!
    Der Mann neben Mugalle erhob sich nun und trat zur

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