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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Warum’n das, warum’n diesmal keinen Urlaub, äih?»
    «Weil sie mich letzte Woche erwischt hatten, wo ich auf Trail gegangen bin.»
    «Hat unser lieber Etagenkellner wieder mal ‘ne Lampe gebaut?»
    «Bei der Geranie soll er sogar gewesen sein…»
    «Der Trippelliese, der mußte mal wieder anständig in die Eier treten!»
    «Ich hab doch noch x Koffer Schulden bei dem!»
    «Diese Zinsengeier. Aufhängen alle, Mann, do!»
    Jossa war ganz stolz, daß er inzwischen den Knacki-Jargon verstand: Da war einem «Kollegen» von seinem Gruppenbetreuer ein Urlaub nicht genehmigt worden, weil ein anderer Knacki ihn beim Anstaltsleiter wegen unerlaubten Verlassens seines Haftbereichs verpfiffen hatte, und zwar ein Mann, der von Männerbekanntschaften und vom Verleihen von Tabak und anderem lebte.
    Ab 7 Uhr 50 begann seine erste Freistunde, und da wartete er schon, daß Kassau kam, um ihn zu den Besucherräumen unten durchzuschließen.
    Doch nichts geschah.
    Sicherlich zu früh für eine Frau wie Chantal.
    Der Wäschewechsel war wieder mit einigem Wirbel verbunden. Einige der Häftlinge bekamen Fluchtverhinderungshosen ausgehändigt, viel zu weite Dinger, oder furchtbar schlabbernde Slips, ewig alte Unterhosen. Nichts paßte richtig, und gebügelt waren weder die beiden anstaltseigenen Oberhemden noch die Bettwäsche. «Wir sind doch nicht im Grand-Hotel hier, ihr Säcke!»
    Baldow kam und heulte. Sie hatten ihm seine Gesuche auf Ausgang und Urlaub wieder einmal abschlägig beschieden.
    Jossa legte ihm den Arm um die schmalen, schlaffen Schultern. «Warum denn das?»
    «Weil ich angeblich keine sozialen Bindungen nach draußen hätte…»
    «Und? Du hast doch Eltern…?»
    «Schon… Aber anfangs hab ich mich so geschämt, daß ich… Also, sämtliche Kontakte nach draußen hab ich da abgebrochen. Und jetzt, da…»
    «Laß man, bald bin ich ja draußen, und dann kannst du mich als Ansprechpartner angeben…»
    Baldow sah ihn mitleidsvoll an.
    Ein Schrei ließ sie auffahren. Sie rannten aus der Zelle, um zu sehen, was da los war draußen auf dem Flur, auf ihrer Galerie.
    Taubert, gerade aus dem Bunker zurück, von Zweeloo begnadigt, hatte sich auf einem gerade genehmigten elektrischen Kocher eine Art Topfkuchen gebacken und ihn zum Abkühlen vor die Zelle gestellt; nun war er weg.
    Kassau kam und lachte, als Taubert ihn bat, die umliegenden Zellen doch – bitteschön – alle zu filzen. «Mann, soll ich bei allen ‘ne Magenspiegelung machen!?»
    Wenn er das Wort Kuchen hörte, war er ohnehin wenig begeistert, denn vor Jahren hatten ihn Knackis mal zum Kuchenessen eingeladen («Greifen Sie zu! Sie können ruhig zwei oder drei Stücken essen!»). Hatte er auch gemacht. Nur war da sehr viel Hasch im Teig gewesen, und er war ziemlich high und lallend durch die Anstalt gelaufen.
    11 Uhr, und auch zu diesem Termin war Chantal nicht an der Pforte unten erschienen.
    Ob Mugalle sie doch noch abgefangen hatte? Oder Zweeloo mitgemischt hatte, wenn die Variante 2 doch im wesentlichen stimmte? Wenn nicht gar die Geheimdienste, nach seiner Variante 6, ihre Finger im Spiel und Chantal irgendwie unter Druck gesetzt hatten.
    Wer kam, war Nobby. Und zwar mit einer Hiobsbotschaft.
    «Scheiße, du! S&O hat eben meine Zelle auseinandergenommen, absoluter Kahlschlag, und deinen Kassiber gefunden!»
    «Meinen Brief an Lachmund?»
    «Ja, ‘ne halbe Stunde, bevor ich los wollte!»
    Jossa schluckte. «Na, macht nichts. Und was kriegen wir nun beide für ‘ne Strafe aufgebrummt?»
    «Na, nichts, Mensch!»
    «Wieso…?»
    Nobby schüttelte den Kopf. «Haste immer noch nicht geschnallt, was hier Sache ist!? Der King bin ich, und Zweeloo freut sich, daß hier alles so supermäßig läuft! Und meinst du denn, der scheißt mich wegen so ‘ner Sache an!?»
    «Und bei mir? Streichen sie mir was, Fernsehen oder daß ich Besuch empfangen kann?»
    «Das hab ich schon für dich geregelt…»
    «Danke, Nobby, ich…»
    «Laß stecken! Du weißt ja: Vielleicht brauch ich später mal ‘n Rat oder Hilfe von dir… Wie Don Corleone von’er Mafia im Paten!»
    Damit schlenderte er weiter, von Jossa in gewisser Weise bewundert: da waren Mann und Rolle eins.
    Dr. Seeling lief vorbei, grüßte kurz und kehrte, als er schon am Ende des Flures angekommen war, bei Kassau stand, noch einmal zurück.
    Jossa sah ihm mit einigem Bangen entgegen, fürchtete sich vor weiterem Ärger wegen seiner angeblichen Schizophrenie. Du Arsch von Mackendoktor, dachte er, gleichzeitig

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