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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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dösten dahin, wenig gestört vom Gehupe und Getute der anrückenden Fans.
    Bis sich Kassau einen Ruck gab. «Du, Werner…?»
    «Ja…?»
    «Ich muß dir was sagen…»
    «Dann sag’s doch…»
    «… is aber ‘n ziemlicher Hammer…!»
    Zweeloo schlug die Augen auf und sah seinen Freund und Gruppenleiter blinzelnd an. «Was’n, kriegt einer unsrer Knackis ‘n Kind von dir?»
    «Quatsch!»
    «Oder hast du mit eurer Beech Bonanza ‘n Airbus gerammt – ohne daß die’s bei der Lufthansa schon bemerkt haben?»
    Kassau grunzte unmutig. «Kannst du nicht mal ernst sein!?»
    «Ja, aber nicht Sonnabend nachmittag bei Werder.»
    «Es kann uns aber beiden den Kopf kosten!»
    «Daß wir beide umsonst in Nobbys altem Puff waren…? Gott, war ja nur ‘ne kleine Handentspannung, nicht mal richtig gebumst haben wir ja… Was soll’n da passieren? Ausgang hätt doch Nobby sowieso gekriegt…» Zweeloo zog einen Zigarillo aus seiner vergoldeten Dose.
    «Nein, es geht um Mugalle…!»
    Zweeloo spuckte ein paar Tabakkrümel in die Luft. «Mugalle, dieser Spinner, der…»
    «Der spinnt nicht; das ist wirklich der Jossa», sagte Kassau leise.
    «Seit wann denn das?»
    «Seit gestern beim Duschen. Da hab ich mal so richtig hingeguckt…»
    «Aha!» lachte Zweeloo. «War er also beschnitten im Gegensatz zu…?»
    «Hör auf, Mann!» schnauzte Kassau, obwohl der andere sein Vorgesetzter war.
    «Is ja gut!» sagte Zweeloo. «Was war denn nun?»
    «Der hat ‘ne Narbe an’er Hüfte, die der Mugalle nicht hatte, und ‘n Muttermal aufm rechten Oberschenkel», berichtete Kassau. «Wär mir doch vorher auch schon aufgefallen. Als wir sie alle mal im Krankenrevier hatten, nachsehen, wer ‘n Präser mit Rauschgift im Darm hatte.»
    «Das sind aber Indizien, du…!»
    «Und dazu, was du eben schon gesagt hast, denk mal an: Mugalle war beschnitten, der andere nicht, der Jossa…!»
    Zweeloo stieß seinen Rauch in die Luft. «Mann, Eike, das ist ja ‘ne schöne Scheiße, du! Oder, wie wir Juristen sagen: Exegi monumentum aere perennius.»
    «Wie…?»
    «Ich habe mir ein Denkmal errichtet, dauernder als Erz.»
    «Wieso…?»
    «Mann Gottes, du Depp, weil sich jetzt halb Europa totlachen wird über uns! Wie Mugalle uns ausgetrickst hat, was wir für ausgemachte Trottel sind! Und dann gibt es einen Untersuchungsausschuß, der Minister muß seinen Hut nehmen, und wir beide, wir werden unsere Posten los. Disziplinarverfahren, Degradierung, nie mehr ‘ne Beförderung…!»
    «Aber das geht doch nicht, daß wir den Jossa jetzt dem Mugalle seine Strafe absitzen lassen!?»
    «Wieso soll’n das nicht gehen? Kann er ja später ‘n dickes Buch drüber schreiben.»
    «Wir müssen ihn freilassen, Mensch! Ob er nun mit der Wahrheit heute oder in zwei Jahren rüberkommt.»
    Doch Zweeloo schwieg.
    «Was denn nun!?» Kassau wurde ungeduldig, denn langsam füllte sich das Stadion, und sie bekamen rechts und links jüngere Nachbarn, die schon die Ohren spitzten.
    Zweeloo konnte sich endlich zu einer Reaktion aufraffen. «Und, ist denn wirklich jeder Irrtum ausgeschlossen, also daß das nicht wirklich ‘n Trick ist, ich meine, daß Mugalle nicht doch Mugalle ist, wie wir ja immer… Sondern, daß wir tatsächlich den Jossa…? Ist das denn hundertprozentig?»
    «Ja! Ich hab den Sani, ohne daß der was gemerkt hat, die Blutgruppe untersuchen lassen, von Jossa. Und die von Mugalle, dem echten Mugalle, die war auf seiner Krankenkarte vermerkt. Die hab ich gleich verschwinden lassen, als ich…»
    «Und?»
    «Der eine A positiv, der andere AB negativ!»
    «Der Mugalle ist schon ‘n Genie, du!» Zweeloo warf den Rest seines Zigarillos auf den Boden und trat ihn aus. «Es gibt nur einen Weg für uns, mein lieber Eike, so bitter es auch klingt…»
    «… zum Justizminister gehen, ihm erzählen…»
    «Unsinn! Du kennst doch meine Devise: Lieber fremdes Blut am eigenen Messer… Ich stürz mich doch nicht deswegen ins Elend, weil dieser elende Tintenpisser von Jossa so blöde war, sich von Mugalle reinlegen zu lassen!»
    «Was willste denn jetzt machen…?» Kassau sah ihn an; treu, ergeben, voller Zuversicht.
    Zweeloo schnipste mit den Fingern. «Es soll ja schon öfter vorgekommen sein, daß im Knast einer Selbstmord begeht…»
    «Du meinst, daß ich, daß wir Jossa soweit bringen sollen, daß er…?»
    «Hab ich nicht gesagt, wär aber wohl die sauberste Lösung.»
    Kassau war enttäuscht, murmelte nur, daß das wohl ein Torwartfehler wäre.
    Zweeloo

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