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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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streichen.
    Am Mittag des nächsten Tages kam dann Kassau und warf ihm einen Briefumschlag in die Zelle, traf fast die Schüssel mit Linsen und Wurst.
    «Gratuliere, Mugalle, da haben Sie ja damals eine tolle Eroberung gemacht!»
    Jossa ließ den Löffel in die Schüssel gleiten, dachte automatisch an Chantal, obwohl Kassaus Kommentar dann wohl anders ausgefallen wäre. Hastig suchte er den Absender, fand ihn vorne links: Eva Schauß, Oewerweg, 2800 Bremen 44. Weißes Papier mit bunten Sommerblumen bedruckt.
    «Mein lieber Martin, Du wirst Dich noch an mich erinnern: die Eva Meinholt aus der 13 b. Warum ich Dir jetzt schreibe? In einer alten Illustrierten habe ich einen Artikel über Dich gefunden und weiß, daß Du jetzt in Bad Brammermoor einsitzen mußt und es schwer haben wirst. Vielleicht hilft Dir dieser kleine Brief ein wenig. Ich lebe hier in Bremen und betreibe im Ostertorviertel ein Heimwerkergeschäft. Mein Mann, der es aufgebaut hat, ist letztes Jahr gestorben, Kinder haben wir keine. Du wirst es mir nicht übelnehmen, wenn ich Dir jetzt ein Geständnis mache. Damals vor zwanzig Jahren habe ich mich nie getraut zu sagen, daß Du eigentlich meine erste große Liebe warst. Da warst du ja eng mit unserer Edelgard liiert, die wir, o Gott, vielleicht bald als neuen Bundeskanzler haben werden. Da hattest Du nie einen Blick für mich. Und ich war so wild auf Dich. Ob Du mir mal schreibst? Ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen. In alter Liebe Deine Eva.»
    Wahnsinn, das ist ja irre! schoß es Jossa durch den Kopf. Klappte es auch nicht mit Mugalles jetziger Braut, so wenigstens mit seiner Verflossenen.
    Doch was nutzte die ihm schon! Seit zwanzig Jahren hatte sie ihren Mugalle nicht mehr live zu sehen bekommen, wie sollte sie da in der Lage sein, ihn als Nicht-Mugalle zu erkennen?
    Jossa warf den Brief in seinen Schrank und ging zum Duschen.
    Als er endlich an der Reihe war und sich den matten Strahl auf den Kopf rieseln ließ, fiel ihm auf, das Kassau von der Tür her immer wieder zu ihm herüberstarrte. Warum denn das, Männer interessierten den doch wenig. Als er sich dann abtrocknete, stand der Beamte hinter ihm und fuhr ihm mit den Fingerkuppen den Rücken hinunter.
    «Haben Sie die Narbe da denn schon immer gehabt?»
    «Ja. Da bin ich mal beim Hochsprung auf die Latte gefallen. Das war ja damals alles noch Holz. Und die ist dann zerbrochen und mir voll in den Rücken rein. Tödlich war’s nun auch wieder nicht, aber…» Jossa stutzte, war voll jäher Hoffnung. «Warum fragen Sie…?»
    «Ach, nur so…» Kassau wandte sich ab, ein wenig zu abrupt, wie Jossa schien. «Scheint sich ein bißchen entzündet zu haben… Sein Sie mal vorsichtig damit…»
    Er ging, und während sich Jossa wieder anzog, hatte er das sichere Gefühl, daß Kassau da eben ein echtes Aha-Gefühl gehabt haben mußte. Da ist eine Narbe, die der andere Mugalle doch nie und nimmer…!
    Sicher, sagte sich Jossa, wieso hätte er mich sonst gesiezt?
    In der Zelle zog er sich noch einmal aus, um sich die Narbe knapp rechts über der Hüfte mit Hilfe eines Spiegels genauer zu besehen. Allerdings, sie war ein wenig gerötet, wirkte stellenweise richtig bläulich.
    Da war es also doch nichts mit seinem Verdacht.
    Andererseits, warum standen denn Zweeloo und Kassau in der Nähe der Kanzel flüsternd beisammen?
    Jossa machte sich daran, die Antwort darauf in gewohnter Weise niederzuschreiben.

 
    Variante 7
     
     
     
    Freie Hansestadt Bremen, Weser-Stadion, der geliebte SV Werder in Erwartung eines Gegners, der auch ganz oben landen wollte, auf den sogenannten UEFA-Cup-Rängen zumindest; lieber mal dem FC Barcelona als dem VFL Bochum tapfer unterliegen mochte. Die verstopfte Autobahn fürchtend, waren Eike und Werner, Kassau und Zweeloo, schon gegen zwölf in Bramme aufgebrochen, saßen viel zu früh auf ihren Plätzen, hätten es schwer verwinden können, ausgerechnet heute, wo sie Freikarten hatten, irgendwo im Stau steckenzubleiben und womöglich die ganze erste Halbzeit zu verpassen. Dienstlich waren sie hier, sollten im Auftrag ihrer anstaltseigenen Fußballertruppe Werder Bremens Vize-Präsidenten, Klaus-Dieter Fischer, ansprechen und versuchen, die Amateure des Vereins zu einem Match in die Bad Brammermoorer JVA zu locken, doch war ja die Kontaktaufnahme erst nach Spielschluß sinnvoll anzupeilen.
    Beide waren schläfrig, hatten in einer Pinte unterhalb der Weserbrücke reichlich Porter, echtes, mit weißem Rum genossen,

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