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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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hilft auch keine Waffe gegen. Das ist so wie mit’m Nibelungenschatz.»
    «Mich auch noch verarschen, äih! Jerry, paß auf, die…!»
    Nobbys Warnruf bezog sich auf Eva, die versucht hatte, auf die Hupe ihres Wagens zu drücken, um damit die Nachbarn auf sich aufmerksam zu machen.
    Jerry, zwei Köpfe größer als Nobby und entsprechend stabiler, riß sie daraufhin so brutal nach hinten, daß sie auf das rauhe Kopfsteinpflaster stürzte.
    «Die ist doch schwanger!» schrie MUGALLE und wollte zu Eva hinüberspringen, wurde aber von Nobby am rechten Arm gepackt und festgehalten.
    Die nächsten Sekunden waren dann archaisch-reflexhaftes Handeln.
    MUGALLE warf sich Nobby entgegen, schlug auf ihn ein, brachte ihn mit einem Kopfstoß in den Magen und einem Judotritt zu Fall, fuhr herum, um dem anderen ein Knie in die Hoden zu rammen, hatte das alles in Bad Brammermoor gelernt.
    Eva war wieder auf die Beine gekommen und schrie nun gellend um Hilfe.
    Da fielen vier, fünf Schüsse.
    Zwei trafen Eva in den Körper, einer drang MUGALLE in die Stirn.
    «Herr, unser Gott, ausgelöscht wurde hier ein Leben von fremder Hand, durch furchtbare Gewalt. Herr, wir sind fassungslos, können nicht begreifen, was Menschen dazu treibt, einen anderen Menschen zu töten. Vater im Himmel, all die formelhaften Worte, die wir uns zurechtlegen im Angesicht des Todes von Eva Schauß, sie erfrieren uns jetzt auf den Lippen, denn der Mensch, von dem wir nun Abschied nehmen – er hatte sein Leben noch nicht gelebt, er war noch so jung, er hatte die Spanne seines Lebens noch lange nicht durchmessen. Hilflos und ohnmächtig müssen wir erfahren, wie der Tod hier schon so früh nach dem Leben eines Menschen griff, einer Frau, die gerade im Begriffe war, Mutter zu werden… Herr, laß du uns gerade in Augenblicken wie diesem unsere eigene Schuld vor dir erkennen, damit wir nicht maßlos werden in unserem Zorn; damit nicht der Gedanke an Rache jeden anderen Gedanken in uns erstickt…»
    Als die Glocken zu läuten begannen, bewegte sich ein Trauerzug von selten gesehener Länge über den weiten Osterholzer Parkfriedhof, und die Leute, die gekommen waren, neben den wenigen Verwandten und Nachbarn viele, die Eva vom Geschäft her kannten, hatten, ehe das tief ausgehobene Grab an der nördlichen Ecke des Geländes erreicht werden konnte, reichlich Zeit, sich zuzuflüstern was sie gerade dachten.
    «Sehen Sie mal, die komischen Gestalten da hinten: das müssen auch welche aus’m Knast sein…!»
    «Muß sie sich denn auch einen mit solchen Freunden nehmen!»
    «Na, wenigstens haben sie dadurch die beiden Täter gleich festnehmen können, am nächsten Tag jedenfalls…»
    «Da hilft nur eins: Todesstrafe!»
    «Pst! Haben Sie nicht gehört, was der Pfarrer eben gesagt hat!»
    «Der da hinterm Sarg: ist das ihr Cousin?»
    «Ja…»
    «Der soll ja alles erben.»
    «Glück muß man haben. Wenn der man nicht mit diesem Nobby unter einer Decke gesteckt haben wird…»
    «Frau Ascheregen, bitte…!»
    «Sehen Sie mal: die vielen Fotografen!»
    «Und das bei der Eva: die hat sich doch nie fotografieren lassen wollen…»
    «Wie geht es denn ihrem…»
    «… ihrem Freund, meinen Sie…?»
    «Mugalle, ja. Haben Sie da was drüber gehört?»
    «Ja, er soll ja noch immer zwischen Leben und Tod liegen: Kopfschuß, mein Gott!»
    «… so ‘ne Kugel mitten durchs Gehirn durch…! Mir wird ganz schlecht, wenn ich nur daran…»
    «Pst, der Pfarrer will noch was sagen!»
    «Ja, Erde zu Erde, Staub zu Staub…»
    Die Feier nahm ihren Fortgang.
     
     
    «Herr Mugalle, möchten Sie noch etwas trinken?»
    Jossas Kopf ging nach links hinüber, doch das zweite Bett der Intensivstation war leer.
    «Ob Sie noch etwas trinken wollen, Herr Mugalle?»
    «Sie irren sich, Schwester… Ich bin jetzt wieder Jens-Otto Jossa…!»
    «Herr Doktor…!»
    Die Verletzung, die Schmerzen, die Verbände, er hatte das Gefühl, das Gesicht der Schwester wie durch den Sucher einer kleinen Kamera zu sehen. Ein winziges Zucken des Kopfes, schon war es wieder verschwunden, zurückgehuscht in bunte Nebelschlieren. Ihre Schritte klangen auf dem harten, spiegelblanken Boden wie Paukenschläge, schmerzhaft. Thompson sorgt für Glanz und Frische… Wirklichkeit und Werbespots mischten sich kurzzeitig. Er schloß die Augen und hätte sich am liebsten auch die Ohren zugehalten, doch seine Hände waren ihm der vielen Schläuche und der Kabel wegen am Bettrand festgebunden worden.
    «Was ist…?» hörte er

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