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Ich lege Rosen auf mein Grab

Titel: Ich lege Rosen auf mein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Hand aufs Herz. Als Kavalier, da hat man eben mit bestimmten Delikten zu rechnen, insbesondere, wenn die Devise Devisen heißt…! Also: Te absolvo!»
    «Danke, danke!» MUGALLE setzte sich und ließ sich bereitwillig ausfragen, verwies, siehe oben, drei-, viermal auf seinen Unfall («Das Gedächtnis total im Eimer, sage ich dir, wie ‘n Computer, wenn dessen Programm voll abgestürzt ist!») und sein Gefühl, ein ausgesetztes Kind zu sein, das sich nun in einem unendlich qualvollen Prozesse zu erinnern suchte, was denn wohl vorher alles losgewesen ist. «Du, immer das Gefühl zu haben, da war doch noch was, und zwar was ganz Besonderes, das macht dich langsam krank. Aber mit Chantal ist es aus, und die kennt mich als Kind und jungen Menschen, und mit meiner Mutter kannst du überhaupt nicht mehr reden, die ist völlig abgetreten. Als ich neulich mit Eva bei ihr in der Anstalt war, hat sie mich nicht mal wiedererkannt…»
    «Eva…?» fragte Dr. Venne.
    «Ja, Eva Schauß, eine alte Klassenkameradin von mir. Die hat mir in den Knast geschrieben, als ihr Mann gestorben war, und mich dann nach der Entlassung bei sich aufgenommen. Du müßtest sie aber kennen: Heimwerkermarkt Schauß. Mit Geräten und Farben von Schauß, hast du im Nu den Bogen raus!»
    Dr. Venne nickte. «Ich weiß, nur hatten die den Bogen mit ihrer Finanzierung nie so richtig raus…!» Er drückte auf ein kleines rotes Knöpfchen. «Frau Schönweiler, wenn Sie bitte mal kommen würden…»
    Von Frau Schönweiler erfuhr MUGALLE dann, daß Eva den letzten Kredit nur noch bekommen hätte, weil sein Name da gefallen sei.
    «Man traut mir wohl immer noch einiges zu…?» lachte MUGALLE.
    «Ja…» Frau Schönweiler, eine gegen jedes Karrierefrau-Klischee eher häßlich-schweißmüffelnde Dame, zögerte eine Sekunde, bis sie behutsam sagte: «Ohne Ihre verbliebenen Ressourcen überschätzen zu wollen, aber… Wer Mugalle sagt, denkt unwillkürlich an die Presse, derzufolge Sie damals noch schnell ein, zwei Millionen…»
    «Ihr Vertrauen ehrt mich…!» MUGALLE machte eine leichte Verbeugung in Richtung der beiden Bankleute.
    Dr. Venne wartete, bis seine Mitarbeiterin wieder draußen im Vorzimmer war. «Das ist eine gute Symbiose, du, wie ihr euch da gegenseitig geholfen und gerettet habt: Die Schauß dich vorm Sturz ins Nichts und du ihr die Firma…»
    «Die Firma also… So ist das…»
    Als MUGALLE nachher wieder durch die Bremer Innenstadt ging, über die Contrescarpe und den Wall entlang zum Baumarkt heimkehren wollte, sprach er fast ohne Unterlaß einen Satz vor sich her, so melodramatisch wie eine Schnulze, irgendwie von einem großen Orchester begleitet: Und ich dachte, es wäre Liebe gewesen. Er fühlte sich elend, schmutzig und mißbraucht.
    Als er unten an der Weser stand, sie kraftvoll nordwärts strömen sah, beschloß er, Schluß zu machen mit Bremen, mit Eva, mit seinem Versuch, klein einzusteigen ins große Leben. Lieber wieder va banque spielen, mit vollem Risiko Riesencoups wagen als hier so dahinkümmern. Lieber mit Chantal einen neuen Anlauf wagen als mit Eva ewig ein kleiner Krauter sein, der bei den Banken betteln mußte.
    Er schlich sich von hinten ins Büro, um seine Papiere aus dem Schreibtisch zu holen und tat das so heimlich, daß es ihr zwangsläufig auffallen mußte, als sie etwas früher von einer Fahrt nach Papenburg zurückkehrte und ihren BMW draußen auf dem Hof abstellte. Durch das Fenster hindurch sah sie ihn hantieren: geduckt, hastig und erschrocken wie ein Einbrecher und Dieb, nicht Prokurist, und wußte sofort, was das alles zu bedeuten hatte.
    Sie sprang aus dem Wagen und stürzte zum Fenster: «Martin…!»
    Er war nicht in der Lage, irgendwelche sinnvollen Sätze zu formen, stieß nur die stereotype Wendung hervor, die sich vorhin am Wall in ihn eingegraben hatte: «Und ich dachte, es wäre Liebe gewesen…!»
    Sie starrte ihn an. «Was denn sonst…?»
    Da brach es los: «Nur Mittel zum Zweck, das bin ich doch für dich gewesen, weiter nichts! Pleite wärst du gewesen ohne den Namen Mugalle. Deine Klitsche hier sollte ich dir retten! Auf meine angeblichen Millionen hast du gehofft!»
    Sie sank in sich zusammen, und die Feuerwehr mußte sie ins Krankenhaus bringen.
    «Glück gehabt», sagte der Arzt eine knappe Stunde später zu MUGALLE. «Wir haben mit Mühe und Not eine Fehlgeburt verhindern können.»
    MUGALLE kniete dann an ihrem Bett, umschlang sie und weinte.
     
     
    Noch einmal war ein Monat vergangen,

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