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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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sieht schon gut aus. Seine schwarzen Haare bilden einen interessanten Kontrast zu seinen hellen Augen, er ist recht groß, schlank, durchtrainiert. Aber ihn nackt neben mir im Bett liegen zu haben – uh, nein, der Gedanke wäre mir unangenehm. Und ich kann mir nicht vorstellen, das Tante Ilse oder von mir aus auch der Zauberer von Oz daran etwas ändern könnte.
    »Können wir weitermachen?«, fragt Ilse. Ich nicke.
    »Der dritte Punkt betrifft die Sorge. Damit meine ich, dass man sich für den anderen interessiert, ihn unterstützt, für ihn da ist.« Ingo und ich schreiben mit. »An vierter Stelle kommt das Vertrauen. Dem anderen sein Herz öffnen, sich verletzbar machen, ihm einfach vertrauen. Und der letzte Punkt betrifft die Toleranz. Die Fehler des anderen akzeptieren, auf seine Wünsche und Bedürfnisse Rücksicht nehmen.«
    »Dann haben wir also die fünf Punkte Sehnsucht, Zärtlichkeit, Sorge, Vertrauen, Toleranz«, fasst Ingo zusammen, und Ilse nickt. »Und was machen wir jetzt damit?«
    »Jetzt schreibt jeder von euch unter jeden der Punkte, zu wie viel Prozent der jeweilige Faktor bei euch schon erfüllt ist. Also, wenn ihr euch hundertprozentig vertraut, dann eben hundert Prozent. Sind es nur dreißig, dann dreißig.«
    Ingo und ich machen uns an die Arbeit. Und ich muss zugeben, dass ich das Ganze ziemlich spannend finde. Ich bin noch nie an eine Partnerschaft herangegangen, indem ich mir überlegt habe, in welchen Bereichen es eigentlich stimmt und in welchen nicht. Wer weiß, vielleicht bringt das hier ja doch was? Selbst wenn es nicht so weit kommt, dass Ingo und ich uns ineinander verlieben, kann ich trotzdem etwas für zukünftige Beziehungen lernen.
     
    Notiz an mich selbst:
    Du hattest doch beschlossen,
    dir nach dieser Nummer drei
    Königspudel zu kaufen!
    Don’t even think about
    zukünftige Beziehungen!!!
     
    Tante Ilse beobachtet interessiert, wie wir unsere »Aufgabe« erledigen. Ich denke über die Sehnsucht nach. Hm, schwierig. Eigentlich vermisse ich Ingo nie. Muss ich auch nicht, denn er ist ja immer da. Selbst wenn er nicht da ist, weiß ich, dass er sofort kommen würde, wenn ich ihn brauche. Ist eben schwer, sich nach jemandem zu sehnen, der sich nicht entzieht. Was habe ich mich schon nach Männern verzehrt, die sich freiwillig nie blicken ließen?
    Dann fallen mir die zehn Tage ein, in denen Ingo sich nicht gemeldet hat. Da habe ich ihn schon vermisst und mich gefragt, wo er eigentlich steckt. Also setze ich schwungvoll »15 Prozent« auf mein Papier.
    Zärtlichkeit, der nächste Punkt. Knifflig, knifflig. Ich entscheide mich für 10 Prozent, weil wir ja schon oft miteinander kuscheln, uns in den Arm nehmen oder auch mal Händchen halten. Das hat zwar nichts mit Sex zu tun, aber wohl doch mit Zärtlichkeit. Verstohlen schiele ich zu Ingo rüber. Was der wohl schreibt?
    »He«, ruft Ingo und hält sich sein Blatt Papier schützend vor die Brust. »Nicht gucken!«
    »Ihr sollt das beide unabhängig voneinander machen«, erinnert Tante Ilse. Klar, ich war ja nur neugierig.
    Bei Punkt 3, der Sorge, gebe ich fette 90 Prozent. Denn natürlich ist es mir wichtig, dass es Ingo gut geht. Und wenn er Probleme hat, könnte er immer zu mir kommen, auch nachts um drei und im Vollrausch. Bei diesem Punkt bin ich mir relativ sicher, dass es Ingo nicht viel anders geht.
    Unter Vertrauen schreibe ich ebenfalls »90 Prozent«. Sollte ich mal aus irgendwelchen Gründen berühmt werden – wobei ich jetzt nicht genau wüsste, wie mir das als Besitzerin eines Blumenladens gelingen sollte; es sei denn, der Scheich von Abu-Dingenskirchen kommt eines Tages in mein Geschäft, verfällt mir auf der Stelle und heiratet mich – also sollte ich es jedenfalls mal zu großer Popularität bringen, hätte Ingo ausgesorgt. Denn dann wüsste er genug Geschichten über mich, um damit ein Jahr lang die Titelseiten der Regenbogenpresse zu füllen. Wenn ich allein an meinen ersten Vollrausch denke. Das war auf einer Schulparty. Am Ende hing ich kotzend in einer Hydrokultur, diesen peinlichen Moment werde ich nie vergessen! Na, und die Geschichte mit Tom ist natürlich auch nicht gerade so, dass man sie in alle Welt hinausposaunen will. Natürlich würde Ingo das nie im Leben tun. Es gibt niemanden, dem ich so sehr vertraue wie Ingo.
    Letzter Punkt: Toleranz. Okay, ich würde natürlich gern behaupten, dass ich der toleranteste Mensch der Welt bin. Auch Ingo gegenüber. Aber so ganz stimmt das leider nicht, ich tue

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