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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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gehen?«
    »Keine Zeit, ich muss das hier fertig machen.«
    »Darum kann ich mich doch kümmern«, ruft Luzie, die mal wieder ihren Kopf durch den Vorhang steckt.
    »Bitte«, sagt Ilse noch einmal. »Nur ein kurzes Mittagessen.«
    Ich zögere einen Moment, dann gebe ich mich geschlagen. »In Ordnung.«
    »Hör zu«, beginnt Tante Ilse, als wir in einem kleinen Café sitzen. »Es war vielleicht nicht richtig von mir zu verlangen, dass ihr euch schon wie ein Paar verhaltet. Aber gib der Sache doch trotzdem eine Chance.«
    »Lieber nicht«, erwidere ich. »Ich habe jetzt schon Angst, dass ich Ingo als Freund verlieren könnte.«
    »Die Angst hat er auch, wir haben gestern noch lange miteinander telefoniert. Und natürlich möchte ich auf keinen Fall eure Freundschaft gefährden.«
    »Dann lass das mit der Therapie. Schreib halt irgendwas zusammen, das tust du ja sonst auch immer.« Ilse zuckt merklich. »Tut mir leid, so meinte ich das nicht. Aber du kannst doch einfach behaupten, dass du die Therapie mit uns durchgeführt hast, und dann das Buch schreiben. Kann dir doch sowieso keiner beweisen. Wenn Mama und Papa wieder flüssig sind, geben sie dir das Geld bestimmt zurück.«
    »Darum geht es nicht«, erklärt Ilse. »Und es geht auch nicht nur darum, dass mein Berufsethos es mir verbietet, mir irgendetwas auszudenken. Es geht mir um Ingo. Und um dich.«
    Die Kellnerin bringt uns zwei Portionen Chili con carne. Mir hat es allerdings den Appetit verdorben, lustlos stochere ich in meinem Essen herum.
    »Wenn es dir um uns geht, dann lass uns in Ruhe.«
    »Sprich jetzt bitte nicht für Ingo«, wendet sie ein, »der ist da nämlich ganz anderer Meinung. Lass uns nur über dich reden.«
    »Ich habe meine Meinung bereits mehrfach gesagt.«
     
    Notiz an mich selbst:
    Zum Logopäden gehen
    und untersuchen lassen,
    ob ich irgendwie nuschele.
    Anscheinend versteht
    mich keiner!
     
    »Gut«, fährt Ilse fort, lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. »Reden wir also nicht über dich, sondern über mich.«
    »Über dich? Was hat das mit dir zu tun?«
    »Das werde ich dir gleich erklären.« Sie winkt der Kellnerin und bestellt noch ein Glas Apfelsaftschorle. »Weiß du, warum ich die Sache mit der Therapie für dich – und zwar vor allem für dich – für eine gute Idee halte?«
    »Nein.«
    »Weil du genau so bist wie ich.« Diese Feststellung entlockt mir beim Anblick der Leopardenleggings, die Ilse heute trägt, ein kleines Lächeln. »Grins du nur«, kommt es prompt, »aber wir sind uns ähnlicher, als du denkst.«
    »Von mir aus auch das«, meine ich. »Aber ich verstehe trotzdem nicht, warum Ingo und ich deshalb diese Therapie machen sollen.«
    »Ihr habt mich doch neulich gefragt, warum ich eigentlich schon ewig Single bin. Zwar keine sonderlich charmante Frage einer älteren Dame gegenüber, aber ich will sie dir trotzdem beantworten.«
    Gespannt lehne ich mich vor, jetzt wird’s ja tatsächlich mal interessant!
    »Ich bin allein, weil ich immer die gleichen verquasten Vorstellungen von der Liebe hatte wie du. Sie soll romantisch sein, voller Verlangen und Sehnsucht – und das, bitte schön, ein ganzes Leben lang.«
    »Aber du bist doch Therapeutin! Was sollte dann dein Vortrag darüber, dass es für die Liebe mehr braucht als Schmetterlinge im Bauch?« Wasser predigen, Wein saufen, oder was?
    Tante Ilse schmunzelt. »Das ist ganz einfach: Als Außenstehende kann ich anderen helfen, aber bei mir selbst hat es eben nicht funktioniert. Weil ich hier«, sie legt sich eine Hand an den Kopf, »immer wusste, worum es geht. Nur kam es leider hier«, jetzt legt sie sich die gleiche Hand ans Herz, »nicht an. Meine Gefühle sind mir immer in die Quere gekommen, ich kam gegen sie nicht an. Ich glaube, das war sogar der Grund, weshalb ich Psychologie studiert habe. Weil ich gehofft habe, dort des Rätsels Lösung zu finden. Was ich dabei gelernt habe, funktioniert auch für viele. Nur bei mir hat es nicht geklappt. Und deshalb bin ich lieber allein gelblieben, als einen Kompromiss einzugehen.«
    »Aber von mir erwartest du diesen Kompromiss!«
    »Ich erwarte gar nichts von dir. Bei mir war die Situation auch eine ganz andere. Als ich in deinem Alter war, sind meine Schwester und mein Schwager ums Leben gekommen, und ich hatte auf einmal Ingo bei mir. Das war dann erst einmal wichtiger. Da musste ich mich um ihn kümmern und nicht um mich.«
    »Hm«, erwidere ich nur. Ich weiß zwar, dass Ingos

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