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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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ich wahrheitsgemäß. »Fühlt sich jedenfalls so an, als wäre ich erst vor einer halben Stunde ins Bett gekommen.« Ich werfe Ingo einen Blick zerknirschten zu. Im Gegensatz zu mir sieht er aus wie aus dem Ei gepellt, ein Hauch von »frisch geduscht« weht zu mir herüber. »Was gibt’s denn?«
    »Eigentlich nichts Besonderes«, erklärt er. »Ich hab nur Julia zu einem Brunch gebracht, der hier in der Nähe stattfindet. Da dachte ich, ich schau mal vorbei, bis ich sie wieder abhole.«
    »Bist du jetzt ihr Chauffeur?«, stichele ich.
    »Ich dachte, du freust dich vielleicht, mich zu sehen.«
    »Prinzipiell schon«, erwidere ich. »Nur geht’s mir gerade nicht so gut.«
    »Dann habe ich eine Idee: Du duschst erst einmal ausgiebig, dann gehen wir irgendwo was frühstücken.«
    »Bin mir nicht sicher, ob ich mich in meinem Zustand der Öffentlichkeit zumuten kann.«
    »Glaub mir, nach einer Dusche fühlst du dich wie ein neuer Mensch.«
    Ich fühle mich leider nicht wie neu, sondern bin immer noch die alte, zerknitterte Carla, als wir eine halbe Stunde später ein Café betreten. Aber nach den ersten drei Tassen Kaffee geht’s schon wieder einigermaßen, meine Lebensgeister kehren zurück.
    »Ich habe darüber nachgedacht, was du gestern gesagt hast«, meint Ingo, nachdem er seinen Käsetoast mit Schinken verdrückt hat.
    »Was genau meinst du?«
    »Es war wirklich nicht okay von mir, dass ich dir von Julia nichts erzählt habe«, erwidert er. »Wenigstens dir hätte ich vertrauen sollen.«
    »Na ja«, meine ich, »bei ›Vertrauen‹ hast du mir ja nicht umsonst nur mickrige sechzig Prozent gegeben.«
    »Das werde ich mir wohl ewig anhören müssen.«
    »Ja, wirst du.«
    »Jedenfalls war ich eben auch etwas durcheinander und wusste nicht, wie ich die Geschichte mit Julia einschätzen soll. Da wollte ich eben erst einmal in Ruhe gucken. Außerdem habe ich befürchtet, du könntest denken, dass Julia nach unserem misslungenen Experiment eine reine Übersprungshandlung ist.«
    »Diesen Gedanken habe ich in der Tat schon gehabt.« Und es auch gehofft, was ich aber für mich behalte. Das heißt, ich hoffe es noch immer und bete darum, dass die Sache mit Julia so schnell vorübergeht, wie sie gekommen ist. Allerdings: Wenn ich mir ihre Erscheinung in einem masochistischen Akt noch einmal vor Augen rufe, halte ich es für unwahrscheinlich, dass irgendein Kerl sich freiwillig von ihr trennen würde. Das müsste dann schon von ihr ausgehen. Darauf beruht im übrigen auch mein kleiner Hoffnungsschimmer, denn bisher hat ja jede Frau Ingo über kurz oder lang verlassen. Ach, ich hasse mich für diese Gedanken. Aber jetzt, wo mir klar ist, was ich selbst für Ingo empfinde, sind sie natürlich auch mehr als verständlich.
    »Aber es ist wirklich nicht so«, fährt Ingo nun fort. »Julia ist keine Übersprungshandlung, mich hat es tatsächlich so richtig erwischt.« Das hatte ich befürchtet.
    »Dann freut es mich für dich. Für euch.« Edelmut, dein Name ist Carla Gottlieb! »Und wo hast du sie jetzt kennengelernt? Im Reisebüro?«
    Ingo lacht. »Nein. Im Bus.«
    »Im Bus?« Er nickt. »Seit wann fährst du Bus?«, wundere ich mich. »Du hasst doch öffentliche Verkehrsmittel und nimmst im Zweifel lieber ein Taxi?«
    »Ja, aber neulich früh sprang mein Auto nicht an, weil irgendwas mit der Batterie war. Die Taxizentrale war ewig besetzt, da bin ich halt auf die exotische Idee gekommen, mit dem Bus zur Schule zu fahren. Tja, und in eben diesem Bus habe ich Julia kennengelernt.«
    »Und wie geht das? Ist sie bei einer Vollbremsung auf dich drauf gefallen?«
    »Wieder daneben. Sie saß neben mir und las in Goethes ›Faust‹. Da hab ich sie angesprochen und gefragt, wie sie das Stück findet.«
    »Wie originell!«
    »Immerhin sind wir dadurch ins Gespräch gekommen und haben bald festgestellt, dass wir einige Gemeinsamkeiten haben.«
    »Sicher«, erwidere ich etwas zickig. »Sie ist blutjung und bildhübsch, du bist mitteljung und mittel …«
    Ingo grinst. »Ja, ja, sag’s nur. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich bei einer Frau wie Julia überhaupt nur den Hauch einer Chance habe. Ich meine, sie kann sich die Typen mit Sicherheit aussuchen.« Na, sooo toll finde ich sie nun auch wieder nicht! »Aber wir hatten einfach ein tolles Gespräch, Deutschlehrer und Theaterwissenschaftlerin, da hat man sich ja schon einiges zu sagen.«
    »Wahrscheinlich mehr als mit einer blöden Floristin mit Realschulabschluss«, rutscht es mir

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