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Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition)

Titel: Ich lieb dich, ich lieb dich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag , Wiebke Lorenz
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stirbt zuletzt. Wieviel Wahres an diesem Spruch dran ist, wird mir klar, als ich am Donnerstagabend in geduckter Haltung auf der Rückbank eines Taxis herumlungere. Bis gerade eben war ich mit Julia und Ingo im Kino, jetzt habe ich den Taxifahrer angewiesen, Ingos Auto zu folgen. Agent Carla Gottlieb, unterwegs in geheimer Mission.
    Nachdem Luzie und ich nämlich unseren ungeheuren Verdacht weitergesponnen haben, dass Ingo und Julia in Wahrheit gar kein Paar sind, sondern nur so tun, als ob (weiß der Himmel, womit Ingo eine Frau wie Julia bestochen hat – wäre sie etwas jünger, würde ich sie für eine seiner Schülerinnen halten, die dafür in Geschichte und Deutsch ab sofort auf Eins steht; nein, selbst dafür wäre Ingo viel zu korrekt), ist mir noch etwas Komisches aufgefallen: Ich weiß überhaupt
    nicht, wo Julia wohnt!
    »Ist doch eigenartig«, habe ich zu Luzie gesagt. »In den ganzen drei Monaten haben sie oder Ingo es nicht ein einziges Mal erwähnt. Und wir waren auch noch nie bei ihr eingeladen, bei Ingo oder mir haben wir uns immerhin schon ein paar Mal getroffen.«
    »Sag ich doch«, stelle Luzie daraufhin triumphierend fest. »Bei der Sache stimmt irgendwas nicht.«
    Tja, und daher liege ich nun in diesem Taxi. Und bete zu Gott, dass der Fahrer Ingos Wagen nicht aus den Augen verliert. Und natürlich darum, dass die beiden mich nicht entdecken, denn dann werde ich vor lauter Peinlichkeit leider sterben müssen, was ja ein ziemlich unrühmliches Ende wäre.
    Wir fahren etwa zwanzig Minuten durch Hamburg (möchte zu gern wissen, wo wir gerade sind!), dann hält das Taxi an.
    »Was passiert?«, wispere ich von meiner Rückbank aus.
    Das ist natürlich albern, denn hören können Ingo und Julia mich garantiert nicht. Aber sicher ist sicher.
    »Das Auto hält«, erklärt der Taxifahrer ebenfalls im Flüsterton. Offenbar habe ich ihn mit meiner 007-Manier angesteckt.
    »Was sonst noch?«
    »Die Frau steigt aus.«
    »Und der Mann?«
    »Der bleibt sitzen.« Er macht eine kleine Pause. »Jetzt fährt er los.«
    »Gut«, sage ich und krame hektisch in meiner Tasche.
    »Was bekommen Sie?«
    »Zwölf Euro.« Ich drücke ihm fünfzehn in die Hand und zische: »Stimmt so.«
    »Möchten Sie eine Quittung?«
    »Nein, danke.« Ich glaube nicht, dass das Finanzamt eifersüchtige Verfolgungsfahrten akzeptiert. Dann öffne ich die Tür und rutsche, immer noch vorsichtig geduckt, von meiner Bank. Leise schließe ich die Tür und springe mit einem Satz hinter einen Baum am Straßenrand. Von hier aus kann ich mir einen guten Überblick über die Lage verschaffen.
    Am Ende der Straße sehe ich noch Ingos Auto, wie es gerade um die Kurve biegt. Sehr gut, er fährt also wirklich nach Hause und bleibt nicht bei ihr. Ich lasse meinen Blick an den Häusern entlangwandern. Und entdecke Julia in ihrer hellen Sommerjacke aus Baumwolle, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite gerade die Haustür zu einem Mehrfamilienhaus im Jugendstil aufschließt. Ich sehe mich nach einem Straßenschild um. Kuhnsweg, also bin ich in Winterhude direkt am Goldbekplatz. Keine schlechte Ecke für eine Studentin! Ich warte, bis im dritten Stock hinter einem Fenster das Licht angeht. Da wohnt sie also. Tief befriedigt spaziere ich davon und suche mir ein neues Taxi.
    »Alles klar«, teile ich Luzie mit, als ich sie vom Taxi aus über Handy anrufe, »sie wohnt in Winterhude. Und Ingo ist nicht über Nacht bei ihr geblieben.«
    »Super«, freut Luzie sich. »Dann kannst du sie jetzt observieren.«
    »Observieren?«
    »Klar! Nur zu wissen, wo sie wohnt, bringt dir ja nichts. Du musst herausfinden, in welchem Verhältnis sie wirklich zu Ingo steht.«
    »Ich weiß nicht.« Plötzlich sind alle Zweifel wieder da.
    »Es hat mich schon genug Überwindung gekostet, den beiden eben hinterherzufahren. Kam mir echt bescheuert vor. Aber Julia jetzt noch aufzulauern …«
    »Du weißt doch«, erinnert Luzie mich, »die Sache mit dem A und dem B. Und außerdem ist es für einen guten Zweck. Für dich.«
    »Meinst du nicht, es wäre einfacher, wenn ich Ilse frage, ob sie Ingo den Tipp gegeben hat, mich eifersüchtig zu machen?«
    Luzie lacht. »Nein, das glaube ich ganz und gar nicht. Weil sie es dir nicht sagen würde, selbst wenn es so wäre. Eifersucht funktioniert nämlich nicht mehr, wenn der andere weiß, dass er eifersüchtig gemacht werden soll.«
    »Aber ganze drei Monate lang? Mittlerweile hätte Ingo doch lange damit aufhören können, das ist doch

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