Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
wagst, höflich zu mir zu seinâ¹, und noch viel schlimmere Sachen. Er war völlig auÃer sich, ohrfeigte mich wieder und wieder. Er hörte einfach nicht auf. Weil er betrunken war, konnte ich ihm entkommen. Ich lief ins Bad und schloà mich ein. Er hämmerte an die Tür, und ich glaubte schon, er wollte sie eintreten und mich wirklich umbringen. Aber wahrscheinlich brauchte er noch einen Drink. Er verlieà das Haus.«
Peg körperlich zu attackieren schien für Bill das einzige Mittel zu sein, das ihm noch blieb, um Peg zu kontrollieren. Sie hatte entgegen seinen Wünschen ruhig ihren Laden weitergeführt, und daà sie sich von ihm zurückgezogen hatte, gab ihm das Gefühl, ein Versager zu sein. Die Kommunikation war zwischen diesen Partnern fast völlig zum Erliegen gekommen, so daà sie keinen sicheren oder konstruktiven Weg mehr besaÃen, ihrer Wut Luft zu machen oder die Grundregeln ihrer Beziehung auszuhandeln. Bills Ausbruch war so offen, wie es offener nicht geht, und nicht nur feindselig, sondern auch Ausdruck eines fürchterlichen emotionalen Schmerzes.
6. Kapitel
Phönix aus der Asche â
Die Renaissance des Unterlegenen
Die oder der Unterlegene klammert sich heftig an den ramponierten Liebestraum. Sie oder er sollte eigentlich nicht überrascht sein, wenn der Ãberlegene eine Trennung vorschlägt â aber die Unterlegenen sind es. Deborah reagierte körperlich und emotional auf Jonathans Vorschlag, daà »sie sich eine Atempause gönnen« sollten.
»Als ich heimfuhr, hatte ich dieses sehr reale Gefühl, daà mein Magen durchgesackt wäre und eine Art kalte Leere hinterlassen hätte. Ich weinte natürlich, aber das schmerzende, hohle, zitternde Gefühl war äuÃerst seltsam. Die Kälte lieà mich denken, daà ich unter einem richtigen physischen Schock stand. Das verblüffendste ist, daà ich vorher wuÃte, daà es so kommen würde, es aber trotzdem so traumatisch war. Das ist so, als ob man weiÃ, daà eine geliebte Person stirbt, aber nicht darauf vorbereitet ist, wenn es wirklich eintritt.«
Deborah erlebte tatsächlich eine Art von Tod â psychischen Tod. Jonathan war so wichtig für sie geworden, so sehr der Mittelpunkt ihres Lebens, daà es dem Tod gleichkam, als er sie verlieàâ und es war genauso traumatisch. Ihre Schockanalogie traf vollkommen zu. Physischer Schock verlangsamt die Vorgänge im Körper, damit die Heilung einsetzen kann. Ein emotionaler Schock bereitet die Unterlegenen auf die herausfordernde Aufgabe der Selbstheilung vor.
Es ist wie ein Balanceakt auf einem schwankenden Hochseil. Die Unterlegenen müssen einen Weg finden, um die klaffende Lücke, die der Ãberlegene hinterlassen hat, zu füllen, und zugleich mit einem grausamen Schmerz fertig werden. Sie müssen lernen, den Ãberlegenen gehen zu lassen, während sie sich verzweifelternach ihm sehnen als je zuvor. Es ist die ultimative Kombination der paradoxen Leidenschaft, wenn ein Partner sich freimacht und das riesige emotionale Investment des anderen Partners mitnimmt. Aber der ProzeÃ, wieder ganz sie selbst zu werden, beginnt, während die Unterlegenen immer noch unter dem Schock der Zurückweisung leiden.
Das werde ich nie überleben
Verschmähte Liebe erzeugt ein so nagendes Verlustgefühl, daà die Unterlegenen am Boden zerstört sind. Sie haben düstere Gedanken. Ich höre im allgemeinen von frisch verlassenen Unterlegenen Sätze wie: »Das werde ich nie überleben«, »Ich werde nie wieder lieben«, »Ich werde nie wieder glücklich sein« und »Ich werde nie wieder ich selbst sein«. Diese Reaktion ist stark, instinktiv und widersetzt sich jeder bewuÃten Kontrolle, wie Beth lernte:
»Als Miles auszog, sagte ich mir dauernd: âºOkay, bleib ruhig. Es wird sich alles regeln. Ich bin an einem Tiefpunkt meines Lebens, aber ich werde mich da durchbeiÃen, wie ich es immer getan habe.â¹ Aber schon in der nächsten Minute schluchzte ich hemmungslos, als ob das der Weltuntergang wäre.«
Viele Psychologen glauben, daà der Verlust einer Liebe die frühe Urangst, verlassen zu werden, weckt. Babies fürchten sich instinktiv davor, verlassen zu werden, weil ihr physisches Ãberleben davon abhängt, daà jemand ständig für sie sorgt. Irgendwie sind wir wie Babies, wenn wir uns verlassen
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