Ich Lieb Dich Nicht, Wenn Du Mich Liebst
fühlen, nur daà sich unsere Angst um unser emotionales Ãberleben dreht. Der Zorn über eine verschmähte Liebe erzählt uns etwas darüber, wie stark diese Bedürfnisse sind.
Beth tat wirklich gut daran, daà sie ihrer Trauer Ausdruck verlieh und sich gleichzeitig gut zuredete. Es mag ja wenig Einfluà auf ein frisch gebrochenes Herz haben, wenn man ihm gut zuredet, aber es dringt ins UnterbewuÃte und beschleunigt die Heilung.
Der Unterlegene fühlt sich als Opfer
Es ist nur natürlich, daà sich die Unterlegenen eine Zeitlang als Opfer fühlen. Sie haben den Ãberlegenen ihr gröÃtes Geschenk angeboten, ihre ungeheure und unsterbliche Liebe, und sie waren auf hunderterlei Arten so gut zu ihnen. Aber sie verschmähten sie trotzdem. Es ist äuÃerst unfair!
Die Unterlegenen empfinden auch, daà bei jemandem, der fähig dazu ist, sie so grausam abzuweisen, etwas emotional oder moralisch nicht stimmen kann. Deshalb fühlen sich die Unterlegenen nicht nur als Opfer, sondern sind auch selbstgerecht. Sie pathologisieren den Ãberlegenen, ziehen den SchluÃ, daà es ihm an Sensibilität oder Tiefgang mangelt, und sie werden gewöhnlich von ihren Freunden, die sie bemitleiden, in dieser Meinung bestärkt. Jeder, der Deborah nahestand, erzählte ihr, daà Jonathan zu »verdreht« für sie wäre â auch eine Wahrsagerin, die sie nie zuvor gesehen hatte:
»â¦Â nicht die Sorte mit der Neonpalme, sondern eine Frau, die mir von ein paar Freunden empfohlen worden war. Vor der Krise mit Jonathan hatte ich kein Interesse an solchen Dingen. Aber ich war so verwirrt, daà ich bereit war, jedem zuzuhören. Zuerst erzählte sie mir ein paar verblüffende Sachen aus meiner Vergangenheit. Als sie zu meinem Liebesleben kam, muà mein Gesicht mich verraten haben. Die Wahrsagerin sagte, daà der Mann, mit dem ich zusammen gewesen wäre, zu âºselbstsüchtigâ¹ gewesen sei, um mir ein guter Partner zu sein.«
Der Ãberlegene kann aussehen wie »der Böse« und die Unterlegene wie »die Gute« oder das unschuldige Opfer. Und während der ersten Phasen der Gesundung kann die Unterlegene Trost finden und ihr Ego mit dem Denken nähren, daà der Ãberlegene, und nicht sie, die Beziehung zerstört hat.
Aber ich versuche, die Unterlegenen dazu zu ermutigen, tiefer zu sehen. Statt nur zu sehen, was der Ãberlegene so selbstsüchtig genommen und sie so groÃzügig gegeben haben, möchte ich, daà die Unterlegenen lernen, daà sie das verletzende Verhalten des Ãberlegenen möglich gemacht, ja, sogar gefördert haben. Wirreden darüber, warum sie in einer Beziehung geblieben sind, nachdem sie ihnen keine Freude mehr gemacht hat. Indem sie ihre Rolle erkennen, gelangen die Unterlegenen zu der Einsicht, daà sie in der Beziehung mehr Einfluà hatten, als sie wuÃten. Zur gleichen Zeit ermutige ich sie, die Schuldzuweisung von sich und dem Ãberlegenen wegzunehmen und auf die starken Dynamismen der paradoxen Leidenschaft zu übertragen.
Der Ãberlegene ist sensibilisiert
Eine von Bethâ Reaktionen auf Milesâ Auszug war typisch für verschmähte Unterlegene:
»Ich war so von Selbstmitleid und Traurigkeit und moralischer Entrüstung über Milesâ Verhalten erfüllt, daà meine Nervenenden bloà lagen. Es fiel mir schwer, die Abendnachrichten anzusehen, weil anscheinend alles so traurig und korrupt war. Besonders eine Geschichte über eine Frau, die das Sorgerecht für ihre Kinder wegen einer Depression an ihren Ex-Mann abgeben muÃte, regte mich auf. Ich konnte nicht aufhören, um sie zu weinen.«
Die verschmähten Unterlegenen projizieren oft ihren Schmerz und ihre tragischen Gefühle auf die AuÃenwelt â fast genauso wie Frischverliebte, die die Welt durch ihre neue Liebe rosarot sehen. Sie fühlen sich jedem verbunden, der die tragischen Seiten des Lebens kennengelernt hat. Sie suchen emotionale Bestätigung in trauriger Musik, pessimistischen Filmen und liebeskranken Gedichten. Die neue Sensibilität überzeugt die Unterlegenen, daà ihr Leiden sie zu Personen mit mehr Tiefgang gemacht hat. Tatsächlich haben sie damit oft recht. Der Silberstreif am Horizont, den ein emotionaler Verlust bietet, ist die Gelegenheit, als Person reifer zu werden.
Die Lücke füllen
Der Schock, verlassen worden zu sein,
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