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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hauptmann
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besser beobachten zu können. Außerdem begann ihr Magen zu knurren. Kein Wunder, dachte sie, während sie sich suchend umsah, außer Chips, Erdnüssen und einem Schlag von Cindy hatte er heute noch nichts bekommen. Zwei junge Männer standen von einem kleinen Bistrotisch auf, der förmlich an der Hausmauer klebte. Liane drängte sofort hin und ergatterte den Tisch, bevor ihr jemand zuvorkommen konnte. Sie ließ sich auf den Stuhl sinken und griff nach der Speisekarte. Na gut, das war eine sehr gängige Mischung: Spaghetti, Burger und Pizza. Nur die Vorspeisen klangen spanisch, also bestellte Liane Tapas und eine Flasche Mineralwasser. Die junge Kellnerin erklärte ihr, dass es auch fangfrischen Fisch gebe. Und einen guten Weißwein dazu. Offensichtlich war Liane in den Augen der Bedienung nicht unbedingt der Burgertyp. Sie freute sich und beschloss, sich von der tosend guten Stimmung um sich herum einfach anstecken zu lassen und Wein und Fisch zu bestellen.
    Ihre Getränke wurden serviert, und sie trank den ersten Schluck auf sich und die herrliche Nacht. Gut, dass er nicht schmeckt, dachte sie, denn die Nachwehen ihres alkoholischen Nachmittagstrunks machten ihr noch zu schaffen. Die Tapas waren dafür perfekt und vermittelten ihr das Gefühl, tatsächlich in Spanien angekommen zu sein.
    Beim Blick auf den leeren zweiten Stuhl kamen die Gedanken dann aber doch: Warum hatten sie sich in all den Jahren keinen Ausflug nach Ibiza gegönnt? Wieso vergnügte sich Marius hier mit einer anderen? Hatten sie in ihrer Beziehung zu viele Fehler gemacht? Sich zu wenig Mühe gegeben? Waren sie zu beschäftigt, zu abgelenkt gewesen von Job und Alltag, um ihrer Liebe noch Raum zu geben? Ja, sie war viel unterwegs gewesen, aber Marius war ja selbst ständig durch die Welt geflogen, um neue, interessante Ziele für seine Reisebüros auszumachen. Dann dachte Liane an ihr Zusammentreffen mit Jochen. Und auch an den Unbekannten in England. Diesen Kitzel hatte sie mit Marius nie gespürt, dieses Gefühl, nur noch aus Nerven zu bestehen, die allesamt vibrierten und das Hirn ausschalteten. Sie trank ihr Mineralwasser, aber als der Fisch kam, fragte sie sich, was sie da vor sich hatte. Es sah nach etwas Zerhacktem aus, aber was? Die Kellnerin klärte sie sofort auf Spanisch auf, aber in der Vielstimmigkeit der Nacht verstand sie es nicht richtig, sodass die junge Frau mit einem Zettel wiederkam. »Burrida de Ratjada« stand da in großen Buchstaben. Liane nickte und bestellte noch ein Glas Wein. Diesmal ließ sie sich aber vorsichtshalber die Alternativen nennen. Bei »Chardonnay« nickte sie, alles andere hatte sie sowieso nicht verstanden. Sie griff zum Besteck, und als die Kellnerin verschwunden war, legte sie ihr Smartphone auf den Tisch und googelte, was sie denn nun vor sich auf dem Teller hatte. Es handelte sich um eine regionale Spezialität: geschmorter Rochen mit gehackten Mandeln. Ein Eintopf. Von der berühmten Ibiza-Languste hatte Liane schon gehört, von geschmortem Rochen noch nicht, aber sie kostete und fand es sehr schmackhaft, vor allem mit dem Wein, der eben vor sie hingestellt wurde und jetzt auch schmeckte.
    Schon die ganze Zeit hatte sie Musik im Ohr. Es hörte sich nach einem Livekonzert an und kam von oben aus der Altstadt, der Dalt Vila, wie sie nun dank ihres Handys auch wusste.
    Sie würde sich nachher auf die Suche machen, die Nacht war ja noch jung. Und vielleicht würde sie auch erst einmal in die eine oder andere Boutique gehen, um sich ein wenig inspirieren zu lassen. Schließlich hatte Weißhaupt sie noch nicht gefeuert, so könnte die Inspiration auch durchaus in einem Kauf enden. Sie lächelte in sich hinein und bemerkte, dass am Nebentisch jemand zurücklächelte. Auch gut, lächeln kostet ja nichts. Drüben wurde ein Glas erhoben und ihr zugeprostet. Jetzt schaute Liane doch genauer hin. Nein, das war nicht ihr Kaliber. Zu konservativ und vielleicht auch eine Spur zu alt. Aber wahrscheinlich dachte er das Gleiche? Dass sie allein saß, weil eine Frau über vierzig in diesem Meer aus jungen und schönen Trendsettern rettungslos verloren war? Liane fühlte sich jedenfalls nicht verloren und auch nicht alt. Höchstens unternehmungslustig. Und deshalb bezahlte sie und machte ihren Tisch frei für ein junges, reichlich ausgeflipptes Pärchen im Lederpartnerlook.
    Sie ließ sich vom Menschenstrom durch die Gassen treiben. Unendlich viele Gerüche, Geräusche, Sprachen und Farben stürzten auf sie ein, und

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