Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
Wenn überhaupt, dann nur den Richtigen oder keinen! Mir laufen so viele Typen über den Weg, die alle davon überzeugt sind, dass sie genau der Traummann für mich sind, das glaubst du nicht. Die alle kennen lernen zu müssen, das möchte ich euch lieber nicht antun. Von denen kann man die meisten eh' in die Tonne treten. Männer, also richtige Männer zu treffen, die ein Frauenherz wirklich höher schlagen lassen, das ist extrem selten, sage ich dir.«
Aha, dachte ich, meine altkluge Tochter ist mal wieder verliebt. Es freute mich herzlich für sie. Sich zu verlieben, das ist doch der schönste Zustand auf Erden; Schmetterlinge im Bauch zu spüren, die rosarote Brille aufzuhaben, durch die man die Welt dann sieht, die Hoffnung, noch alles vor sich zu haben...
Nachdem wir noch einige Minuten gequasselt hatten, wünschte ich ihr für Samstag alles Gute. Sie hatte in ihrer Aufregung nur von sich erzählt, keine einzige Frage, wie es mir auf der Kur erging. Ich hatte Verständnis dafür, und ich beneidete sie um ihre Jugend - um ihr ganzes Leben, das noch vor ihr lag. Sofort meldete sich mein schlechtes Gewissen. Wieso beneidest du deine eigene Tochter? Naja, dachte ich, neiden ist natürlich nicht das richtige Wort. Ich gönnte es ihr ja von ganzem Herzen, das meinte ich auch ehrlich. Es bedeutete wohl, dass ich selber die Heftigkeit solcher Verliebtheitsgefühle zu lange nicht mehr erlebt hatte.
Ich kam gerade von der Gymnastikstunde. Wir hatten ein wirklich anstrengendes Training absolviert. So duschte ich noch rasch und zog mich um. Bis zum Abendessen war noch eine Viertelstunde Zeit. Ich entschloss mich, noch schnell bei meiner Ältesten anzurufen. Beim zweiten Klingelton nahm sie ab.
»Anne Schreiner«,
»Hier ist Mama, ich wollte mich nur mal melden. Wie geht es euch?«
»Oh, hallo Mama!«, sie klang aus der Puste, »du, sei nicht böse, aber es passt im Augenblick gar nicht! Marco steht schon mit laufendem Motor vor der Tür und ich war nur schnell noch einmal hoch gelaufen, weil ich was vergessen hatte. Bei uns ist alles klar, bei dir auch?«
»Ja, alles super! Anne, schreib' dir mal meine Nummer auf, dann können wir telefonieren, wenn du ein wenig mehr Zeit hast.«
Ich gab ihr meine Nummer und sie versprach, bald anzurufen. Jedenfalls fand sie noch die Zeit, mich zu fragen, wie es mir ging - immerhin!
Blöde Zicke , maßregelte ich mich sofort selber.
Ich sah noch einmal in den Spiegel und fuhr mir mit den Fingern durch die Haare, dann ging ich zum Essen.
Hannelore war schon da, Angie fehlte.
»Wo ist Angie?«
»Die sind zum Essen in den Ort gegangen.«
»Doch nicht etwa mit Supermann?« Sofort wissend, dass die Frage keiner Antwort bedurfte. »Die hat sie doch nicht alle!«, kommentierte ich ergänzend.
»Wieso?« Hannelore schien Verständnis zu zeigen. »Du hast doch gehört, wie sie über ihre Beziehung zu ihrem LAG denkt.« Nun hatte sie dieses Modewort auch schon in ihren Sprachschatz übernommen. Ich fand das unfair gegenüber diesem Jürgen Schröder, Angelas Freund mit der vierzehnjährigen Tochter. Wir kannten ihn zwar nicht, aber solche verbale Behandlung durch uns hatte er nicht verdient.
»Der verarscht sie doch oder glaubst du etwa, dass Supermann es ernst meint?«
»Mein Gott, Brina! Lass doch mal deine Schwarz-Weiß-Kategorien fallen! Mir kam es nicht so vor, als ob Angie sich wer weiß was von ihm verspricht. Sie sucht einfach ein wenig Abwechslung und wenn dabei zwei, drei nette Quickis für sie herauskommen und sie Spaß daran hat... Lass sie doch! Hör auf, sie zu verurteilen. Jeder Mensch ist anders.«
Sprachlos ließ ich meine Gabel sinken; Hanne hatte doch tatsächlich von Quickis gesprochen und sie schien auch noch zu wissen, was das ist. Diese Frau, die ich anfangs so sehr in eine bestimmte Schublade meiner Beurteilungskategorien gesteckt hatte, entwickelte Seiten, die ich ihr überhaupt nie und nimmer zugetraut hätte.
»Sei mir nicht böse, Brina.« Sie legte eine Hand auf meinen Unterarm und sah mir direkt in die Augen. Sie hatte mein entgeistertes Gesicht bemerkt. »Ich will nur sagen, dass du zu fest zementierte Vorstellungen von vielen Dingen hast. Du glaubst genau zu wissen, was wie sein muss. Eine solche Sichtweise engt den Blick sehr ein. Früher war ich auch so, bis mir damals meine Psychologin die Augen geöffnet hat. Ich habe mir seitdem angewöhnt, möglichst keine
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