Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
ihr seid fad.« Angie zog einen Schmollmund. »Na gut, aber ich komme, versprochen!« Sie legte ihre Hand, wie unbeabsichtigt, auf Supermanns Unterarm.
»Fein, Angie, dann sehen wir uns heute Nachmittag. Ich freu mich!« Er machte Anstalten aufzustehen, verharrte kurz und grinste sie an. »Ich habe übrigens Telefonnummer dreihundertzwölf, falls etwas sein sollte. Die Telefonnummern sind hier identisch mit den Zimmernummern, weißt du...?«, mit einem vielsagenden Blick verschwand Supermann Richtung Ausgang.
»Was war das, Himmeldonnerwetter? War das eine Erscheinung oder hatte ich Halluzinationen?«, fragend blickte ich den anderen beiden ins Gesicht.
»Och menno, ihr seid vielleicht spröde!« Angie schmollte mit uns, stand auf und räumte ihr Geschirr ab.
Hanne sah mich an und verdrehte die Augen. »Na, besser als Kino, was?«
Ich nickte. Wir standen ebenfalls auf und gingen.
Auf dem Zimmer wickelte ich meinen Nachtisch-Apfel aus der Serviette, wusch ihn ab und zerteilte ihn in Achtel. Danach setzte ich mich damit auf meinen Minibalkon, blinzelte in die blendenden Strahlen der schon kräftiger gewordenen Frühlingssonne und genoss den saftig-frischen Geschmack.
Ich dachte an Angie. Welche Welten trennten uns? Ihr gegenüber kam ich mir vor wie Oma-Duck, denn sie war so, ich fand nicht gleich ein passendes Wort, so - neugierig auf das Leben, unkompliziert wie ein kleines Mädchen. Ja, das passte! Wie konnte sie sich mit Supermann einlassen? Der Mann war ein Schwerenöter, ein Herzensbrecher, dazu verheiratet. Das sah man doch auf den ersten Blick! War doch klar, was passieren würde; spätestens übermorgen würden sie im Bett landen, es dann drei Tage miteinander treiben und dann? Feierabend! Ich würde mir an ihrer Stelle benutzt und weggeworfen vorkommen. Erkannte Angie nicht, was da auf sie zukam?
Entschlossen griff ich zum Telefonhörer, um Angie zu warnen. Ich wählte die Nummer zweihundertsechs und hörte Angies brunftig hin gehauchtes »Jaaah...?«
»Mach dir keine Hoffnung, Angie, ich bin's, Brina!«
»Ooch, und ich dachte schon...«
»Du dachtest, es sei Supermann, was?«, führte ich ihren Satz zu Ende. »Deshalb rufe ich dich an. Triff dich nicht mit dem Kerl; der will dich doch nur kurz vernaschen und fertig! Du glaubst doch nicht, dass da was Gutes bei rauskommt?«
»Wieso, er sieht doch toll aus! Mir gefällt er. Außerdem, ich erwarte ja gar nichts von ihm, außer, dass er mir ein wenig Vergnügen bereitet! Das wird er ja wohl können. Wie ein Klosterbruder wirkt er schließlich nicht gerade. Außerdem denke ich nicht so altmodisch wie du, oder glaubst du vielleicht, dass mein LAG (damit meinte sie natürlich Jürgen) in meiner Abwesenheit ein Kind von Traurigkeit ist? Und außerdem ist es meine Sache, was ich tue oder lasse! Glaub nur ja nicht, du hättest die Weisheit und Moral gepachtet. Ich tue, was mir Spaß macht und du tust, was dir Spaß macht, okay? Wenn dir überhaupt etwas Spaß macht«, ätzte Angie ins Telefon und hing auf.
Das hatte ich nun davon. Ging mich ja auch wirklich nichts an, aber war ich wirklich die altmodische Spaß-Bremse, die Angie in mir sah?
Klar, hatte ich feste Vorstellungen von Partnerschaft, Treue und Erziehung. Ich musste allerdings zugeben, dass ich mir manchmal damit selber im Weg stand; zum Beispiel, wenn ich auf Peters Betriebsfeier von anderen Männern aufgefordert wurde, tanzte ich höchstens drei mal, bis ich darum bat, dass wir uns wieder setzten. Ich tat das, weil ich glaubte, es Peter schuldig zu sein, dass er sonst sauer würde, wenn ich mit seinen Kollegen zu viel und zu lange tanzte.
Warum dachte ich so? Gesagt hatte Peter nie etwas in dieser Richtung.
Das hängt mit deinem superangepassten Wesen zusammen , schien eine leise Stimme in mir zu antworteten.
Ich wollte es immer allen Menschen recht machen, immer brav sein und allen Anforderungen genügen. Mir kam der Gedanke, dass ich dieses Kleinmädchen-Verhalten aus der Kinderzeit in mein Erwachsenleben mit übernommen hatte. Lag das an meiner Erziehung? Der Gedanke lag auf der Hand - wahrscheinlich ja! Paps war uns gegenüber sehr duldsam und großzügig gewesen, ein ganz anderes Kaliber war dagegen Mama. Sie hatte immer genau gewusst, was richtig und falsch war. Ich musste dieses enge Raster meiner Mutter übernommen haben.
Folgte daraus, dass ich meine Töchter ebenso erzogen hatte? Ich
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