Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
mich entsetzliche Angst überkommt. Ich habe mich schon vor meiner Krankheit mit den Welt-Religionen und später mit Esoterik befasst. Ich denke viel über mein Leben und über das Leben im Allgemeinen nach. Wenn ich nur meine schubweisen Angstattacken besser in den Griff bekäme.«
»Ich habe bei Herrn Sibelius jetzt schon viel über Ängste und deren Bedeutung erfahren. Wir müssen lernen, mit ihnen zu leben. Wenn wir aber bemerken, dass sie uns zu sehr blockieren, dann muss man sich damit auseinander setzen, dafür ist diese Kur hier unglaublich gut geeignet. Die letzten Abende in der LL-Gruppe (so nannten wir sie mittlerweile) und vor allem der heutige, haben mich zu neuen Einsichten geführt, Hanne. Ich weiß auch nicht, aber meine Probleme kommen mir jetzt so banal und unbedeutend vor, vor allem, wenn ich von denen der anderen höre und von deinen. Zu den meisten fallen mir auch sofort kluge Antworten und Ratschläge ein, nur bei mir selbst funktioniert das, ohne fremde Hilfe, nicht so gut.«
»Mir scheint, das geht uns wohl allen so, sonst hätte ja niemand Schwierigkeiten, sein Leben auf die Reihe zu kriegen.« Hanne beschleunigte ihren Schritt. »Lass uns zusehen, dass wir wieder in die Klinik zurückkommen, es wird gleich dunkel.«
»Hast du Lust, noch zu mir aufs Zimmer zu kommen und einen Gute-Nacht-Tee mit mir zu trinken?«, fragte Hanne, nachdem wir die letzten zehn Minuten schweigend zurückgelegt hatten und wir nun wieder im hellen Foyer der Klinik standen.
»Ich ziehe mir nur noch rasch etwas Bequemeres an, dann komm ich gern noch rüber zu dir!«, nahm ich dankend ihre Einladung an.
In meinem Zimmer zog ich Jacke und Schuhe aus und nahm mir noch fünf Minuten Zeit, für mein tägliches Telefonat mit Peter. Es gab nichts Neues und Peter schien sich langsam an sein Strohwitwer-Dasein zu gewöhnen, jedenfalls klagte er nicht mehr, dass ich ihm fehle. So fiel das Telefonat kurz aus. Als das erledigt war, ging ich rüber zum Treppenhaus, vorbei an Angies Zimmer, aus dem ich ihr lautes Kichern hörte und eine tiefe, bassige Stimme, »Sei doch still...«, alles andere ging in Gemurmel unter. Ich schüttelte den Kopf und schmunzelte vor mich hin. Diese Verrückte…, aber halt, ich wollte ja nicht mehr verurteilen! Also dachte ich noch einmal neu : Angie, du Satansbraten, von dir möchte ich mir manchmal eine Scheibe abschneiden ! Na also, geht doch! Meine anfänglich deprimierte Stimmung hob sich merklich bei diesem neuen Gedanken. Ich ging ein Stockwerk tiefer und klopfte an die Tür des Zimmers 118.
»Komm rein!«, rief Hanne und so betrat ich zum ersten Mal ihr Zimmer. Es war ähnlich wie meines geschnitten und eingerichtet, nur waren die textilen Accessoires farblich anders abgestimmt: Ihre Wände waren creme-weiß, dafür die Lampenschirme und Gardinen in kräftigen, dazu kontrastierenden Farben. Sie hatte die Zeit bis zu meinem Kommen genutzt und diverse Teelichte in kleinen Gläsern im ganzen Zimmer verteilt. Das schuf eine schöne und beruhigende Stimmung. Hanne hatte das Radioeingeschaltet. »Ich habe ihn fünf Minuten ziehen lassen, damit wir später schön schlafen können«. Lächelnd schenkte sie mir ein Teeglas mit schwarzem Tee ein und schob mir den Kandis zu.
Sie hatte sich ebenfalls umgezogen und trug nun ein Ensemble ihrer in Hamburg neu erstandenen Sachen. Ich fand, sie sah damit Klasse aus und sagte ihr das auch.
»Ich bin dir so dankbar, dass du dich geopfert hast und mit mir Einkaufen gegangen bist«, bedankte sie sich mit lächelndem Blick für mein Kompliment.
»Mir hat es auch Spaß gemacht!«, wehrte ich ab.
»Oh ja, das habe ich gesehen!«, schmunzelte sie und zwinkerte mir zu. Sofort schoss mir das Blut ins Gesicht, dachte ich doch an unseren Besuch auf der Reeperbahn. Sie sah es und lachte. »Na und, meinst du etwa, dass mich das nicht aufgeregt hat? Gott sei Dank regt mich das noch auf! Das ist Leben, Lebendigkeit, freu dich, und schäm dich nur ja nicht deiner Gefühle! Sie sind der wahre Wegweiser im Leben - auf sie solltest du mehr achten als auf deinen Verstand!«
»Ja, Großer Buana , mach ich!«, scherzte ich ergeben zurück. Wir lachten beide schallend und der peinliche Moment war vorüber.
»Erzähl mir von dir und deinen künftigen Plänen! Haben sich bei dir schon neue Ideen und Erkenntnisse ergeben?«, wollte Hanne jetzt von mir wissen.
Ich dachte kurz nach. »Irgendetwas verändert sich in
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