Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
Vom Netzwerk:
wollte: Siehst du, habe ich dir doch gesagt, sie ist bald wieder bei uns!
       Als wir Hanne fragten, ob sie kommenden Samstag zur Ü30-Party nach Rostock mitkommen wolle, sagte sie spontan zu. Ich wunderte mich langsam über nichts mehr bei ihr. Wir freuten uns auf unsere gemeinsame Unternehmung und verabredeten, bereits am späten Samstagnachmittag aufbrechen zu wollen, um noch ein bisschen durch Rostock zu bummeln und vielleicht vor der Party eine Kleinigkeit zu essen.
      
     

Kapitel 11
     
     
    Am nächsten Vormittag, es war Donnerstag, saß ich wieder Herrn Sibelius gegenüber. Ich hatte mir seit gestern fest vorgenommen, mit ihm über meine früheren Lebensziele zu sprechen und über das Thema Unabhängigkeit .
       Über die Hälfte der Stunde war schon vorbei und wir hatten uns, wie immer, angeregt unterhalten. Er hatte eine sehr angenehme Ausstrahlung und war ein geduldiger Zuhörer. Das hatte ich schon vom ersten Moment an gespürt und vertraute ihm. In der Unterhaltung ging es beileibe nicht nur um psychologische Themen, sondern die Gespräche kreisten beispielsweise auch um allgemeine Dinge, zum Beispiel, wie ich mit dem Kurverlauf zufrieden sei, ob ich hier neue Kontakte geknüpft hätte, und so weiter. Er schien dabei zu bemerken, dass mir noch etwas auf dem Herzen lag und fragte direkt danach.
       »Ja, ich habe noch etwas auf dem Herzen, Herr Sibelius«, begann ich nun und schaute ihm entschlossen in die Augen. »Bei der Beantwortung ihrer letzten Hausaufgabe, ob ich jemand anderes sein möchte , sind mir Fragen gekommen, die ich gern mit ihnen besprechen würde.«
       »Gern, Frau Hartmann, was für Fragen sind Ihnen gekommen?«, ermunterte er mich.
       »Ich habe mich gefragt, woher meine Unzufriedenheit kommt. Ich habe so viel Positives in meinem bisherigen Leben erfahren, dass ich allen Grund haben müsste, zufrieden zu sein. Manch andere Frau wäre wahrscheinlich überglücklich, wenn sie mit mir hätte tauschen können. 
       Dann aber kreisten meine Gedanken um die Frage, warum ich unzufrieden bin. Ich hatte auch sofort eine Antwort parat: Man ist zufrieden, wenn man seine Ziele erreicht. Das ist jedoch der springende Punkt: Ich weiß nicht, ob ich meine Ziele erreicht habe -  ja, ich weiß nicht einmal, ob ich mir damals, als junge Frau, wirklich klare Ziele steckte. Ich erlernte einen Beruf, der mir Spaß machte, danach lernte ich meinen Mann kennen, verliebte mich, heiratete, bekam zwei Kinder und kümmerte mich fortan um Haus und Familie.
       Die Familie war der zentrale Punkt in meinem bisherigen Leben. Ich kann mich nur nicht mehr daran erinnern, ob ich mir das wirklich jemals so gewünscht habe. Beim Nachdenken darüber, was ich früher von meinem Leben erhoffte, tauchte immer ein Begriff auf, nämlich der der Unabhängigkeit. Mein Vater besaß ein Motorrad, auf dem ich schon als kleines Mädchen mitgefahren bin. Ich wollte auch immer gern Motorradfahren, habe jedoch nie einen ernsthaften Anlauf dazu unternommen. Den Führerschein fürs Motorrad machte ich zwar zusammen mit dem Auto-Führerschein, bin jedoch danach nie selber gefahren. Meine Mutter fand, dass Motorradfahren albern und pubertär sei, sie hat es meinem Vater regelrecht vermiest. Ihr zuliebe gab er das Hobby dann eines Tages auf. Ich sah mich in meinen Jungmädchen-Luftschlössern als erfolgreiche, starke und unabhängige Geschäftsfrau, mit dem Motorrad zu Geschäftsterminen brausen…
       Diese Gedanken tauchten erst jetzt wieder auf, seit meine Töchter erwachsen und aus dem Haus sind. Mir kommt das einerseits wirklich pubertär und albern vor. Andererseits frage ich mich, ob ich lediglich die Einstellung meiner Mutter übernommen habe? Ich kann die Grenzen nicht mehr erkennen. Was soll ich tun, ich bin ganz ratlos, alles scheint nicht mehr richtig zu sein, früher hatte ich solche quälenden Gedanken nicht!« Fragend schaute ich ihn an.
       Er dachte kurz nach, dann suchte er meinen Blick. »Meine Antwort wird Sie vielleicht nicht gleich zufrieden stellen, Frau Hartman. Eine Antwort auf diese Fragen können nur Sie selbst finden. Möglicherweise kann ich ihnen aber eine Hilfestellung geben: Leben ist ein Prozess…«, fuhr er nachdenklich und nach Worten suchend fort, »…genauer gesagt, ein fortwährender Wachstums- und Reifeprozess, bei dem man sich immer wieder neu fragen sollte: Was will ich jetzt? Wo stehe ich jetzt? Was möchte ich als nächstes tun? Mit anderen Worten: Es sind die zwei

Weitere Kostenlose Bücher