Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
die Beziehung zu meinem Mann einer Klärung dringend bedurfte und merkte, wie mein Verstand sich noch dagegen sträubte, sich mit dieser Frage überhaupt zu beschäftigen. Liebte ich ihn noch? Hanne hatte vorgestern, beim Gute-Nacht-Tee festgestellt: Du liebst ihn ja doch noch! Wie konnte sie sich nur so sicher sein? Ich nahm mir vor, mit ihr darüber zu sprechen und sank in einen angenehmen Dämmer-Schlaf...
Peter und ich lagen an einem weißen Strand. Die Luft war seidig, das Meer türkisblau und klar. Wir rannten ins wannenwarme Wasser, dass es nur so spritzte und ließen uns dann lachend in die Fluten fallen. In der Nähe zog ein starkes Sportboot mit dröhnendem Motorengeräusch eine Wasserskiläuferin hinter sich her.
Mit ihren wehenden, langen Haaren sah sie sehr anmutig aus, wie sie sich beim Laufen fast waagerecht auf das Wasser legte, in stetem Rhythmus eine hohe Wasserwand nach der anderen erzeugend. Dabei schien es, als wolle sie bei ihren weiten Schwüngen das Boot überholen.
Im seichten Wasser stehend, sahen wir uns lachend an und bespritzten uns gegenseitig. Alles fühlte sich leicht und unbeschwert an. Möwen schwebten über uns - weiße Schwingen vor azurblauem Himmel - und die Luft roch würzig nach Meer. Peter nahm mich in die Arme. Wir küssten uns und freuten uns an unserem Glück, einander zu haben.
Ich strich mir mit der Hand über die Augen, mir schien, als sei ich gar nicht richtig eingeschlafen, doch der Traum stand mir so deutlich vor Augen, dass mir das Herz schwer wurde. Das waren glückliche Tage.
Der Traum zeigte eine Szene aus unserem Mallorca-Urlaub vor etlichen Jahren. Wir waren allein für eine Woche in Paguera im Süd-Osten der Insel, in einem kleinen familiären Hotel in der Bucht von Cala Fornells . Anne und Kristin verbrachten die Woche bei Oma und Opa im Harz. Sie hingen beide sehr an meinen Eltern und auch an Tante Claudia. Sie besuchten sie auch noch gerne im Teenageralter.
Ich dachte nach - es musste acht Jahre her sein, also kurz bevor Peter diese Affäre hatte. Wir waren so glücklich bis dahin. Ich erinnerte mich nicht, dass es mir an irgendetwas gemangelt hatte in jenen Tagen. Conny machte nie einen Hehl daraus, wie gerne sie auch eine solche Ehe geführt hätte und vergaß nie, mich darauf hinzuweisen, wie gut das Schicksal es doch mit mir meinte.
Ich empfand tiefe Traurigkeit als mir mein verloren gegangenes Glück so überdeutlich bewusst wurde und fühlte Tränen aufsteigen, nicht schon wieder heulen, dachte ich, stand schnell auf, ging ins Bad und tupfte mir die Augen trocken.
Kapitel 12
Sonntagnachmittag lagen wir Hanne, Angie und ich gemeinsam am Ostseestrand. Nach dem heftigen Gewitter vom Mittwoch war es wieder Tag für Tag wärmer geworden. Nur wenige Leute badeten, aber wir wollten uns das nicht nehmen lassen und wagten es, obwohl das Wasser frisch und nicht wirklich angenehm war. Als wir wieder heraus kamen, war uns sehr kalt. Zum Glück wehte nur eine ganz schwache Brise vom Meer her. Nachdem wir uns abgetrocknet und eingecremt hatten, lagen wir bäuchlings auf unseren Wolldecken, das Kinn auf die verschränkten Unterarme gestützt. Meine Kinderseele lugte wieder hervor und fand es herrlich.
Kichernd gingen wir die Einzelheiten der letzten Nacht durch. Zuerst hatten wir bei einem Chinesen gegessen. Das Lokal war gut besucht und die Speisekarte verwirrend umfangreich. Als Vorspeise bestellten wir uns Frühlingsrollen. Hanne und ich aßen danach ein wirklich leckeres Entengericht, während Angie sich für Schweinefleisch süß-sauer entschied. Es war alles so reichhaltig, dass wir die Portionen nicht schafften. Auf die besorgte Nachfrage des Kellners, ob das Essen nicht gut sei, klopften wir auf unsere Bäuche und stellten übereinstimmend fest, dass nun wirklich nichts mehr rein ginge. Damit gab er sich zufrieden und räumte ab.
Die Ü30-Party war dagegen nicht der Hit. Wir wunderten uns, dass so viele junge Hühner da waren, die altersmäßig weit vor der Dreißiger-Schwelle lagen. Auch die Männer waren überwiegend jüngeren Semesters. Wir saßen an einem Tisch, etwas entfernt von der Tanzfläche. Leider oder vielleicht auch zum Glück, forderte uns niemand auf.
Die Männer schienen mit Tanzen wenig am Hut zu haben, sie lamentierten wichtig am Tresen miteinander oder standen mit einem Glas Bier in der Hand an der Tanzfläche und sahen den allein tanzenden Mädels zu.
Weitere Kostenlose Bücher