Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
Angie und ich hatten uns auch zum Tanzen entschlossen. Hanne bewachte unsere Handtaschen und Getränke.
Die Musik war okay, fanden wir. Es kamen auch Remakes von Songs, die zu unserer Zeit schon angesagt waren. Es kommt eben alles wieder . Ich genoss das Tanzen, es fühlte sich noch genauso an wie früher. Auf der Tanzfläche beachtete uns niemand. Wir schüttelten unsere Köpfe und Mähnen, zuckten im Gewitter der Stroboskoplampen, unsere Beine stampften im wilden Rhythmus der Bässe. Wir lachten uns zwischendurch gegenseitig an und animierten uns, die Post noch wilder abgehen zu lassen.
Angie trug ein bauchnabelfreies rosa Bustier zu einer weißen Leinenhose, dazu Hochhackies. Sie war darauf sehr sicher. Ich hatte mir ebenfalls meine weiße Hose angezogen, dazu ein weißes T-Shirt, bis zur Taille gehend, darüber eine strassbesetzte, offene Bluse. Meine Schuhe waren allerdings nur Riemchen-Sandaletten mit raffinierten Verschnürungen und relativ flachen Absätzen. Ich konnte nicht mehr so hohe Schuhe tragen und schon gar nicht beim Tanzen. Hanne trug eines ihrer neuen Hamburg-Ensembles . Angie hatte ihr wohlwollend Beifall gezollt, als sie sie so das erste Mal sah.
»Gut, dass wir das gestern Abend gemacht haben, das Tanzengehen meine ich«, begann ich und starrte vor mir in den Sand, wo sich ein kleiner Käfer vergeblich abmühte, eine kleine Sandkuhle empor zu krabbeln.
»Eine Ü30-Party war das jedenfalls nicht«, maulte Hanne, »eher eine U30-Party. Die haben alle die Tüttelchen über dem U übersehen.«
»Wer weiß, vielleicht war das Fliegendreck und wir waren im Irrtum?«, brabbelte Angie blinzelnd.
»Ich hatte trotzdem meinen Spaß. Das ist schon Jahrzehnte her, dass ich einmal allein und offen getanzt habe. Peter mag das nicht, obwohl er ein guter Tänzer ist, mag er lieber zusammen tanzen.«
»Dann wäre dein Peter ja genau der Richtige für mich, mir geht es auch so.« Hanne wischte sich mit der Hand ein Krabbeltier vom Rücken. »Ich tanze ja auch gerne, aber meinem Bernd lag das überhaupt nicht.«
Mein Käfer war zum wiederholten Male zurück geplumpst und hatte sich dieses Mal überschlagen. Er lag auf dem Rücken und strampelte mit allen sechs Beinen in der Luft. Ungerührt schaute ich seinen Bemühungen zu. Normalerweise dürfte er in dieser Lage keinerlei Chancen haben, wieder auf die Beine zu kommen. Sein Schicksal liegt in meiner Hand , dachte ich. Andererseits, wenn ein Käfer in dieser Lage keine Überlebenschance hätte, müsste der Strand überfüllt von Käferleichen sein.
»Wisst ihr was?«, meinte Angie, sie hatte sich aufgerichtet und kramte in ihrer Tasche. Triumphierend holte sie einen Kaugummi hervor, gebraucht natürlich und schob ihn zum Weiterkauen in den Mundwinkel.
»Was sollen wir wissen?«
»Ich freue mich schon auf das Ende der Kur. Mein Jürgen fängt an, mir zu fehlen.«
Hanne und ich waren baff.
»Das hätte ich nun von dir zu allerletzt erwartet«, blickte ich von meinem ums Überleben strampelnden Käfer auf. »Du hattest doch gerade Hasensex!«
»Eben, wie du schon sagst, Häschense x ! So etwas befriedigt doch eine erwachsene Frau wie mich nicht. Und außerdem: Sex ist ja schließlich nicht alles!«
»Hört, hört!« Hanne hatte aus ihrer Sprachlosigkeit zurückgefunden. »Werden wir etwa erwachsen?«
»Nö, nur anspruchsvoller! Wenn du mal das Große Kamasutra geschmökert hättest, würdest du wissen, wovon ich rede«, altklug und frech grinsend schaute Angie zu Hanne hinüber.
»Wie, du kannst lesen? Hätte ich nicht gedacht!« konterte Hanne.
Ich konnte es nicht lassen und ergänzte, »Da muss man auch nicht lesen können, sind ja nur Bilder drin.«
Wir prusteten los, das rettete meinem Käfer das Leben! Ich blies ihn um, und er stand wieder auf seinen Beinen. Er machte, dass er davon kam.
»Tzz, tzz, tzz, ihr Kinder wisst doch gar nicht, wovon ihr redet!«, beendete Angie die Diskussion und wandte sich ihrem Modemagazin zu.
»Was ist Hanne? Machen wir einen kleinen Spaziergang, bis unsere Kleine ausgeschmollt hat?«
»Okay!« Hanne stand auf und setzte ihre Sonnenbrille auf. »Geh mit niemandem mit, Kindchen, hörst du? Und hüte dich vor bösen Buben!« Kichernd machten wir uns davon, um aus der Reichweite ihrer hinter uns her geworfenen Sandfontänen zu kommen.
Wir marschierten los und stapften durch den seichten Wassersaum. Hanne hatte
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