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Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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sich ehrlich eingestehen. Er war ein wenig zur Ruhe gekommen und hatte Zeit gefunden, nachzudenken. Sabrina ging ihm schon seit einiger Zeit mit ihrer abweisenden Art ein wenig auf die Nerven. Hoffentlich ist sie durch die Kur wieder ins Gleichgewicht gekommen? Er schob ihre emotionalen Schwankungen und körperlichen Beschwerden auf ihre beginnenden Wechseljahre zurück. Seitdem die Kinder nicht mehr im Hause wohnten, war sie zunehmend gereizt und unausgeglichen. Sie stritten um Kleinigkeiten, und keiner wollte nachgeben.
    Manchmal hatte er bereits ansatzweise mit dem Gedanken gespielt, sich scheiden zu lassen. Sein Anwalt hatte ausgerechnet, was da finanziell auf ihn zukommen würde - echt happig! Gewiss, er konnte für sich selber sorgen. Kochen war auch kein Problem, denn er gehörte zu den Männern, die auch eine Waschmaschine bedienen konnten. Aber das war es nicht! Er war eigentlich durch und durch Familienmensch. Es war für ihn zu selbstverständlicher Gewohnheit geworden, dass Sabrina immer da war. Drei Wochen ohne sie war für ihn, so gesehen, eine neue Erfahrung. Er wusste jetzt, dass er zwar gut alleine zurechtkam, aber ein Leben ohne Sabrina konnte er sich nicht wirklich vorstellen.
       In etwas mehr als einer Stunde würde sie zurück sein. Er freute sich darauf, sie wieder in die Arme schließen zu können, atmete tief durch und schaute in den azurblauen, wolkenlosen Himmel. Er warf sein Jackett auf den Rücksitz der silbernen Limousine, glitt langsam vom Parkplatz und fädelte sich in den zäh fließenden Verkehr ein, Richtung Hauptbahnhof.
       Er war pünktlich, der Zug jedoch leider nicht; Die Hinweisschilder zeigten dreißig Minuten Verspätung an. Während er seine Krawatte lockerte hielt er nach einer Sitzgelegenheit Ausschau und setzte sich auf eine freie Wartebank. Die Luft war erfüllt vom Lärm der Züge und der Gesprächsfetzen der Reisenden.
       Ob sie sich freute, wieder nach Hause zu kommen? Er war sich nicht sicher. Er telefonierte nun mal nicht gern. In der Firma wurden die meisten Gespräche von Frau Körner abgefangen. Die abendlichen Telefonate mit Sabrina waren ihm hölzern vorgekommen, was aber eindeutig an ihm lag, wie er sich eingestand. Er war nun mal kein Süßholzraspler und am Telefon mit seiner Frau, wäre er sich unsicher und albern vorgekommen, wenn er zärtliche Dinge hätte sagen sollen. So waren die Gespräche in der Regel recht kurz gewesen, weil sie sich gegenseitig nur die Tagesaktualitäten erzählt hatten und er nichts Anderes, Gehaltvolleres über die Lippen brachte.
    Komisch, damals als sie jung waren und sich in St. Andreasberg kennen lernten, da hatten sie sich in der Folgezeit, als er wieder zurück in Köln war, Briefe geschrieben - glutvolle, zärtliche, lüsterne Briefe. Es war lange her, später hatte er gar keine Briefe mehr geschrieben, sondern ausschließlich Geschäftsbriefe diktiert. Er war dadurch wohl aus der Übung gekommen.
     
    Eine junge, ansehnliche Frau schlenderte heran, sie schien ebenfalls auf den Zug zu warten. Sie trug einen kurzen Rock mit Rüschenbluse und Mozartschleife. Auf ihren hohen Pumps stöckelte sie jetzt an ihm vorbei. Die dunklen nach hinten gerafften Haare wurden mit einer Schildpattspange zusammengehalten und gaben ihren schlanken Hals frei. Ein Duft wie von Maiglöckchen wehte vorüber. Unter dem Arm trug sie eine College-Mappe. Automatisch schaute er ihr nach. Sie mochte Ende Zwanzig sein - er war jetzt dreiundfünfzig Jahre alt. Sie hätte seine Tochter sein können...
       Mit Bedauern registrierte er sein fortgeschrittenes Alter - ja, in den nächsten Monaten blühte es ihm sogar, Opa zu werden. Anne und Marco machten keinen Hehl daraus, dass sie eine Familie gründen wollten. Es war also wohl nur eine Frage der Zeit, bis zu seinem ersten Enkel. Er seufzte, wo waren bloß die Jahre geblieben?
       Natürlich war er nach wie vor empfänglich für weibliche Reize. In jungen Jahren war er sogar ein regelrechter Draufgänger, der nichts anbrennen ließ. Die Mädchen hatten es ihm leicht gemacht, manchmal zu leicht, was nicht selten zu heftigen Reueattacken seinerseits führte, denn Beziehungen zu beenden war ihm immer schwer gefallen. Seine bevorzugte Trennungs-Taktik war es daher, sich schlecht zu benehmen, bewusst unpünktlich zu sein oder Verabredungen zu vergessen. Erstaunlicherweise hatten sich die Mädchen davon aber eher angespornt gefühlt, um seine Gunst zu werben als sich davon abschrecken zu

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