Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
sich einen Strohhut aufgesetzt, sie sah richtig mondän aus.
»Hanne«, begann ich, »eine Frage liegt mir seit einigen Tagen auf dem Herzen.«
»Schieß los, was willst du wissen?«
»Letzte Woche bei unserem Gute-Nacht-Tee, ich glaube das war Dienstag, da hast du etwas gesagt, das mir nicht aus dem Kopf ging. Als ich losheulte, der alten Erinnerungen wegen, da nahmst du mich in den Arm und stelltest fest, dass ich meinen Mann ja doch noch liebe. So oder ähnlich hast du das formuliert. Woran machst du das fest? Wieso hast du den Eindruck? Nur weil ich geheult habe oder warum?«
Hanne musste nicht lange überlegen. »Na, du kannst vielleicht Fragen stellen. Das ist doch ganz offensichtlich! Als ich dich bat, deinen Mann zu beschreiben, damit ich ihn mir vorstellen kann, da hast du Worte gebraucht, die man nur benutzt, wenn man diesen Menschen durch die Brille der Liebe sieht. Ich erinnere mich an Ausdrücke wie: Das Schönste an ihm sind seine großen, dunklen Augen oder: Er hat ein kleines Bäuchlein, ist ein sehr guter Tänzer, man kann sich mit ihm über viele Themen unterhalten und dergleichen mehr...
Da schwingt zwischen den Zeilen Liebe mit. Sie ist noch in dir, glaub mir - nur ein wenig verschüttet!«
Stimmt, diese Worte hatte ich so gebraucht, wie sie sie rezitierte. Jetzt, wo ich sie aus ihrem Munde hörte, bemerkte ich es auch.
»Du bist eine gute Zuhörerin!« Ich hielt sie am linken Arm fest, wir blieben stehen und sahen uns an. »Ich bin glücklich, dich kennen gelernt zu haben, Hanne. Du hast mir in unseren Gesprächen sehr viel geholfen, damit ich klarer sehen kann. Ich danke dir von ganzem Herzen, das möchte ich dir an dieser Stelle einmal sagen!«
Bei diesen Worten erschienen um Hannes' Augenwinkel plötzlich viele kleine Linien, sie sahen aus wie Halbkreise aus Sonnenstrahlen. Sie lächelte ihr wärmstes Lächeln und ihre Augen freuten sich. Wir mussten uns einmal ganz fest in die Arme nehmen und drücken - sekundenlang blieben wir stumm so stehen. Wir spürten die Blicke der anderen Strandbesucher. Es war uns egal. Wir hatten uns gefunden, und ich genoss das Gefühl, diesem lieben Menschen meine Dankbarkeit auszudrücken.
Wir lösten uns voneinander und gingen schweigend eine zeitlang weiter, beglückt von dem schönen Gefühl der innigen Verbundenheit. Mein Herz war leicht und offen. Ich fühlte mich ganz, vollständig und ganz !
»Ich weiß jetzt, was ich will!«, fuhr ich schließlich aufgeregt fort, »Ich will mich bemühen, andere Menschen nicht mehr zu verurteilen, das tut mir selbst nicht gut, sondern sie so zu nehmen, wie sie sind. Ich werde mein Leben wieder selbst in die Hand nehmen und bewusst nach meinem Entwurf gestalten. Deshalb habe ich mir vorgenommen, unserer Ehe noch eine Chance auf einen Neuanfang zu geben. Außerdem werde ich wieder eine neue berufliche Aufgabe für mich finden! Dazu muss ich Peter seine damalige Affäre verzeihen. Ich habe erkannt, dass ich das die ganze Zeit über noch nicht getan habe. Diese alte Geschichte ist sieben Jahre her und war in mir noch nicht aufgearbeitet. Soll ich die mit ins Grab nehmen? Nein, damit soll Schluss sein! Wir sind nächstes Jahr ein Vierteljahrhundert verheiratet und Conny fragte schon, ob wir eine große Silberhochzeit feiern würden. Damals sah ich mich außerstande, dazu Stellung zu beziehen. Ich hatte mit Conny ja auch nie über diese Münchengeschichte gesprochen. Das hätte ich vielleicht besser tun sollen, manchmal geht es einem schon einfach dadurch besser, dass man es mit Worten aus sich herauslässt. So habe ich die Geschichte all die Jahre nicht hinter mir lassen können. Wie auch immer...«, entschlossen schüttelte ich den Kopf und fuhr mir mit den Händen durch die Haare, »...ich werde mich bemühen, Peter zu verzeihen und schauen, ob noch Glut unter der Asche unserer Liebe ist. Dafür setze ich mir eine feste Frist bis zum Ende dieses Jahres. Silvester fällt meine Entscheidung: Entweder Silberhochzeit oder Scheidung! Ich akzeptiere keine faulen Kompromisse mehr!«
»Bravooo!«, rief Hanne laut und klatschte Beifall zu meinen, mit aller Entschlossenheit, hervorgestoßenen Worten. »Keine faulen Kompromisse mehr!«
»Nein, keine faulen Kompromisse mehr!«, bestätigte ich. Woher nahm ich meine plötzliche Kühnheit? Ich hatte mit meinen Worten etwas ausgelöst. Es schien, als sei ein Damm gebrochen und fühlte mich durchflutet von einer
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