Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
herrschte zum Glück wenig Verkehr.
Als ich in ihre Straße einbog, sah ich auf Anhieb, dass ihr Auto vor dem Haus stand. Freude kam in mir auf - endlich einmal jemand, auf den man sich verlassen konnte. Ich stieg aus und klingelte.
Die Überraschung gelang. Hanne freute sich sichtlich. Wir hatten uns seit der Kur, die nun auch schon über zwei Monate her war, nicht mehr gesehen. Ihre Wohnung lag im ersten Stock eines sehr ansprechenden, modern gestalteten Wohnblocks. Das Treppenhaus sah ungewöhnlich gepflegt aus. Sie hatte drei Zimmer und war sehr gediegen eingerichtet. Antiquitäten wechselten ab mit modernen Möbeln. Es passte alles sehr gut zusammen, alt und neu. Die Wohnung hatte einen großen, windgeschützten Balkon nach Süd-Westen. Wir beschlossen, bei dem guten Wetter ein wenig spazieren zu gehen. Hanne wollte mit mir erst ins Grüne fahren und danach noch in der Nähe auf der Terrasse eines Lokals Kaffeetrinken gehen. Ich war einverstanden.
Wir nahmen meinen Smart und ich fuhr nach Hannes Anweisungen. Nach zehn Minuten waren wir schon am Ziel. Vor uns erstreckten sich wunderschöne Spazierwege in einem parkähnlichen Gelände. Ich erfuhr, dass es sich um das wiederbegrünte Gebiet einer Abraumhalde handelte. Renaturiert , wie Hanne fachmännisch anmerkte.
Heute schien Hanne nicht in ihren Geschwindschritt zu verfallen, den ich von unseren Abendspaziergängen aus Bad Doberan kannte. Wir unterhielten uns über die Dinge, die uns in der Zwischenzeit widerfahren waren, und es dauerte nicht lange, bis die Frage nach dem Stand meiner Liste kam. »Hast du schon etwas von der Liste umsetzen können?«
»Noch nicht sehr viel, es kam ja die entsetzliche Geschichte von Claudis Unfall und meine Zeit in Goslar dazwischen. Aber immerhin, ich bin schon durch den See geschwommen!«
»Bravo, wie groß ist der?«
»Schwierig zu sagen, ich weiß nicht, ob du die Dhünntaler Sperre bei uns kennst? Sie ist sehr lang und schmal. Ich bin von unserer Badestelle aus quer rüber geschwommen. Es war viel weiter als ich anfangs geschätzt hatte.«
»Wie lange bist du geschwommen?«
»Etwas über anderthalb Stunden.«
»Donnerwetter!«, entfuhr es Hanne anerkennend. »Wie oft hattest du das vorher trainiert?«
»Gar nicht«, gab ich kleinlaut zu. »Es war eine Trotzreaktion, ich hatte mich gerade mit meiner Freundin Conny gestritten und wollte ihr beweisen wie ernst mir das mit der Liste war.«
»Wow! Das war ganz schön leichtsinnig, aber das hast du wahrscheinlich selbst bemerkt. Verstand Conny deine Kurerkenntnisse nicht und deinen Wunsch, etwas in deinem Leben verändern zu wollen?«
»Überhaupt nicht! Sie findet, ich solle froh sein, dass es mir so gut geht. Sie hält mich für eine gelangweilte, ehemüde Wohlstands-Zicke in der Midlife-Crisis und rät mir, ich solle ja meine Ehe mit Peter nicht aufs Spiel setzen. Peter ist für sie der Größte. Ich hätte mir ihre Antworten schon vorher denken können. Im Nachhinein habe ich mich geärgert, ihr überhaupt davon erzählt zu haben.«
Hanne hatte aufmerksam zugehört. »Du darfst ihr das nicht übel nehmen, Brina. Nachdem, was du mir von ihr erzählt hast, hätte Conny gerne all das, was du schon hast. Deshalb kann sie kein Verständnis dafür aufbringen, dass du unzufrieden bist. Die Unabhängigkeit und Stärke von der du träumst, die hat sie schon seit langem - und ist nicht glücklich damit. Außerdem sei froh, dass du Freunde hast, die dir nicht nach dem Munde reden, solche sind die besten! Es gibt ein türkisches Sprichwort Freunde sprechen hart! Manchmal können einen harte Worte vor Unüberlegtheiten schützen und helfen, die eigene Position besser einzuschätzen.«
»Jetzt fängst du auch noch an«, maulte ich. »Habt ihr euch denn alle gegen mich verschworen? Ich denke, ich erfahre ein wenig Aufmunterung durch dich, und nun schlägst du in dieselbe Kerbe wie Conny.«
»Nein, tu ich ja gar nicht! Ich verstehe dich. Ich wollte dir nur erklären, warum Conny deine Gedanken nicht nachvollziehen kann. Was hast du denn jetzt weiter vor?«
»Naja, bis ich mich wieder um Claudia kümmern werde und eine Weile nach Goslar gehe, habe ich mir vorgenommen, mit Peter zu reden. Der Versuch von heute Morgen ist gründlich fehlgeschlagen - ich hab dir ja schon andeutungsweise davon erzählt. Ich hab mir Termin bis Silvester gesetzt, bis dahin will ich entscheiden ob wir unsere Liebe
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