Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
früher einmal. Du musst dich zusammenreißen und ihm zeigen, dass du ihn liebst und dass du glücklich mit ihm bist. Er tut doch wirklich alles für dich, damit du ein schönes Leben hast. Siehst du das denn gar nicht?«
Das hätte ich mir denken können. Für Conny war Peter schon immer der Vorzeige-Ehemann schlechthin: Treusorgender Familienvater, hochanständig, loyal, selbstlos, häuslich. Ich wusste, wie sehr sie mich um ihn und unsere Ehe beneidete. Sie hielt also meine Zweifel und Gedanken für völlig fehl am Platz, für eine Midlife-Crisis, deshalb zog ich es vor, ihr eine Antwort schuldig zu bleiben. So saßen wir eine zeitlang schweigend da und hörten dem Zirpen der Zikaden zu. Es wurde feucht und die Luft kühlte merklich ab.
In mir hatte sich Beklommenheit breitgemacht, an Raum gewonnen. Ich fühlte mich von Conny unverstanden. Die letzten Teelichte in den Garten-Leuchten verloschen wie auf geheime Verabredung, eines nach dem anderen. So erhoben wir uns, räumten die Tassen weg und nahmen die Sitzauflagen rein. Conny machte sich auf den Heimweg. Meine Verabschiedung von ihr fiel zurückhaltender aus als ich beabsichtigt hatte. Auch sie musste bemerkt haben, dass etwas unausgesprochen zwischen uns stand. Das hatten wir so noch nie erlebt. Traurig sah ich ihr beim Wegfahren hinterher. Entfernten sich denn alle Menschen, die mir etwas bedeuteten, von mir?
Ich konnte lange nicht einschlafen. Die Stille wurde nur durch Peters regelmäßige Atemzüge unterbrochen. Er atmete tief und schwer. Wie vertraut mir seine Nähe war. Kristin schlief im Nebenzimmer. Es war eine schöne Feier mit guter Stimmung und netten Gesprächen.
Mir gingen die warnenden Sätze von Horst und Conny durch den Sinn. Sie kannten uns schon lange und hatten feine Antennen. Peter musste sich Horst gegenüber anvertraut haben, sonst hätte Horst keine solchen Andeutungen gemacht. Peter spürte also ebenfalls die abnehmende Nähe zwischen uns. Konnte ich es ihm verdenken? Erst meine Unzufriedenheit und Unausgefülltheit seitdem Kristin als letzte das Haus verlassen hatte, dann die Kur und danach die schrecklichen Geschehnisse um Claudia…
Peter hatte sich nie beklagt bei mir. War ich eine schlechte Ehefrau, eine hormonell nicht ausbalancierte Zicke in der Krise? Conny sah das augenscheinlich so. Hatte sie recht? Ich fühlte mich seltsam aus meiner Mitte gerissen. War ich nach Kurende noch voller Energie und Klarheit gewesen, hatte geglaubt zu wissen was ich wirklich wollte, so hatte mich der Alltag jetzt wieder fest in seinem Griff.
Wir hatten jetzt Ende Juli und Claudi würde, wenn das alles so klappte wie sie sich das vorstellte, demnächst das Krankenhaus verlassen und für sechs Wochen zur Reha fahren. Das bedeutete für mich, dass ich bis zirka Ende September noch hier bei Peter sein würde. Danach wollte ich wieder für einige Wochen meiner Schwester beistehen und ihr helfen, sich in den Alltag einzugewöhnen. Mir lief die Zeit weg. Ich beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen und morgen ein klärendes Gespräch mit Peter zu führen. Darüber schlief ich schließlich ein.
Der Sonntag begann mit herrlichem Sonnenschein. Wir drei frühstückten im Garten - ein richtiges Familienidyll! Schade, dass Anne nicht mit dabei war, dann wären wir komplett gewesen. Peter las die Zeitung und Kristin und ich sprachen von ihrer Arbeit in der Praxis. Sie arbeitete in einer Hautarztpraxis in der Kölner Innenstadt. Sie verstand sich mit ihrer Chefin gut und das Verhältnis mit den Kolleginnen war auch sehr freundschaftlich und kollegial. Einmal monatlich ging das Praxisteam in der benachbarten Pizzeria gemeinsam essen. Das war Tradition.
Die Chefin und die vier Kolleginnen hatten sich dafür immer den ersten Donnerstag im Monat freigehalten. Ich fand, das war eine prima Sache. Alle in der Praxis duzten sich, einschließlich der Chefin. Das tat ihrer Autorität aber keinen Abbruch, im Gegenteil. Die Chefin war Mitte Vierzig und unverheiratet. Sie war eine sehr warmherzige und verständnisvolle Ärztin. Ich freute mich für unsere Tochter, dass sie sich dort so wohl fühlte. Zwar meckerte Kristin manchmal über die langen Arbeitszeiten und geteilten Dienste durch die langen Mittagspausen, aber das hatte sie bei dem Job vorher gewusst. Ihre nächsten Pläne bestanden jetzt darin, ihre kleine Zwei-Zimmer-Wohnung zu komplettieren. Als Dringendstes fehlte ihr jetzt noch eine schöne Schlafcouch für
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