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Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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verstanden. Ihre Nähe zueinander war deutlich spürbar. Peter sehnte sich auch danach, wieder eine solche Nähe zu Brina haben zu können.
       Das Gespräch mit Horst hatte, ohne dass er es genau hätte benennen können, irgendein Räderwerk in seinem Hirn in Gang gesetzt.
     
       Er fühlte Unruhe in sich.
       Er wollte allein sein.
       Er musste nachdenken.
       Horst hatte vollkommen recht!
      
    Deshalb würde er sich nach dem Kaffee auch sofort aus dem Staub machen.
     
     
     

Kapitel 21
     
     
    Ich holte Claudi mit Paps altem Renault aus Bad Klosterlausnitz ab. Nach den vielen Telefonaten mit ihr wusste ich bereits, dass die Ärzte ihr eine sehr positive Prognose stellten. Die Brüche im Becken waren besser verheilt als angenommen. Die eiserne Disziplin Claudis tat ein Übriges dazu. Ich verstaute ihren faltbaren Rollstuhl und das übrige Gepäck im Kofferraum. Zu meiner Überraschung stieg Claudi allein aus dem Rolli in den Beifahrersitz des Wagens um. Während sie das tat, beobachtete ich sie dabei sehr genau; sie schien keine Schmerzen zu haben. Ihr Gesicht strahlte - überhaupt, sie war der personifizierte Optimismus! Ich staunte.
       Auf der Heimfahrt plauderte sie unentwegt. Sie berichtete von ihren Therapien und ihren enormen Erfolgen. Sie sprach sogar schon wieder davon, stundenweise, nach dem so genannten Hamburger Modell, in ihrem Hotel zu arbeiten. Ihre Chefin hatte ihr das vorgeschlagen.
       Claudi war überglücklich und freute sich, dass die Kur vorbei war. Wir hatten beschlossen, die nächsten Tage gemeinsam bei Mama und Paps zu wohnen. Wir vier wollten noch einige glückliche gemeinsame Tage unter einem Dach verbringen.
       Endlich hatte ich Claudi wieder. Die Fahrt dauerte nicht ganz zwei Stunden. Als wir in Paps geräumigen Carport fuhren, wurde bereits die Haustür aufgerissen und Mama und Paps stürzten herbei.
       »Endlich seid ihr da, Kinder!« Mama hatte die Hände vor der Brust zusammengeschlagen und wollte Claudi beim Aussteigen helfen. Die wehrte jedoch ab. »Lass, Mama, ich kann das allein, schau nur einfach zu!« Erstaunlich, sie schaffte es tatsächlich, sich allein aus dem Sitz zu winden. Die linke Hand am Dachrand, die andere auf dem Türrahmen abstützend, stemmte sie sich aus dem Wagen und stand schließlich ganz allein, aufrecht und stolz draußen. »Gibst du mir die Hand, Mama? Dann kann ich auch die wenigen Schritte ins Haus gehen - ohne Rollstuhl. Paps sah besorgt drein. »Darfst du das denn wirklich schon allein? Kann das nicht gefährlich für die Heilung sein?«
       Er breitete die Arme weit aus. Claudi ließ Mamas Hand drei Meter vor ihm los. Sie ging allein, stockend, die Augen starr auf Paps gerichtet, mit kleinen eckigen Bewegungen wie ein Roboter auf ihn zu. Ich hielt den Atem an. Diese Szene sollte mir für immer in meine Erinnerung gemeißelt bleiben. Es sah aus wie die ersten Gehversuche eines kleinen Kindes - es waren jedoch die ersten Gehversuche meiner tapferen kleinen Schwester in ein neues Leben. Ein Leben voller neuer Herausforderungen. Da standen sie nun vereint: Paps flossen Tränen der Rührung übers Gesicht, während er seine jüngste Tochter minutenlang drückte, als wolle er sie nie wieder freigeben. Mama stand mit gefalteten Händen und glücklicher Miene da. Ich ging zu ihr und legte meinen Arm um sie.
       Es war ein wundervoller, magischer Moment des Glücks. Wir vier - meine Familie! Es war, als hielte die Welt den Atem an.
     
    Die Tage vergingen quälend langsam. Wir übten täglich, und Claudis Fortschritte waren beachtlich. Bereits nach einer Woche konnte sie Strecken von fünf Minuten alleine gehen. Das klang nicht viel für einen gesunden Menschen; diese fünf Minuten verhalfen Claudi jedoch bereits dazu, im Haus und zum Auto allein und ohne Hilfe zu gehen. Das war ein beachtliches Stück Weg in eine selbstständige, selbstbestimmte Zukunft. Wir fuhren täglich morgens um zehn Uhr zu ihrer Physiotherapeutin. Die Praxis lag mitten in Goslar. Man konnte hinter dem Haus, im Hof parken. Danach gingen wir dann immer die kurze Strecke zu einem Café und genossen einen Cappuccino.
       Ich hatte Claudi in meine Selbstfindungs-Geschichtevollständig eingeweiht. Sie gab mir Kraft und Unterstützung. Natürlich hatte sie bemerkt, dass ich täglich zum Postkasten am Carport ging, um die Zeitung zu holen. Die Wahrheit war jedoch, dass ich ungeduldig auf eine Antwort von Peter wartete.
       Nach weiteren zwei Wochen ohne Post

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