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Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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bewunderte ihre Beharrlichkeit, ihre Energie. Sie hatte ihr Ziel fest vor Augen: Wieder ohne Rollstuhl arbeiten und ihre Wohnung allein bewältigen. Hatte ich mein Ziel auch so fest vor Augen? Silvester wollte ich die folgenschwerste Entscheidung meines Lebens treffen:
     
       Scheidung oder Silberhochzeit?
     
    Mir dämmerte, dass es womöglich gar nicht mehr in meiner Hand lag. Vielleicht hatte Peter diese Entscheidung längst gefällt und die Würfel waren gefallen, ohne dass ich den Würfelbecher überhaupt in die Hand genommen hatte... 
       Der Fluss meiner Gedanken tat mir nicht gut - er zog unmittelbar die Angst an. Ich spürte sie schon kommen. Entschlossen stand ich auf. Gedankenwechsel!, befahl ich mir selbst. Der Regen tröpfelte nur noch leise vor sich hin. Ich griff zu meiner Lederkombi. Ich wollte noch ein wenig biken. Das hatte mir immer gut getan und gute Gefühle erzeugt. Ich wollte der aufkeimenden Angst keinen Raum geben.
       Ich entschloss mich, über Bad Harzburg und Wernigerode nach Quedlinburg zu fahren. Ich liebte diese Stadt, die aussah, wie eine Walt-Disney-Kulisse. Die Zimmermannsstadt , wie man sie auch nannte, mit ihren zahllosen, wunderschön restaurierten Fachwerkhäuschen stand Goslar in nichts nach - im Gegenteil!
       Die Fahrt dorthin war ein Genuss. Ich glitt die regennassen Asphaltbahnen entlang, fuhr durch meine alte Heimat und darüber hinaus jetzt auch in den Ostharz, nach Sachsen-Anhalt, der in meiner Kindheit durch den Eisernen Vorhang unerreichbar gewesen war. Diese schöne Luft und das satte Grün der Natur, die Tannengehölze, diese wilde, aber auch romantische Landschaft des Harzes waren traumhaft schön. Mittlerweile gab es hier wieder Tierarten, die jahrzehntelang als ausgestorben galten. Ich erinnerte mich, dass es gelungen war, im Harz wieder Luchse, diese große Wildkatzenart, anzusiedeln. Wölfe wurden ebenfalls wieder gesichtet.
       Ich fühlte mich unglaublich frei, wie immer, wenn ich auf Blackie saß. Diese Maschine war mir bereits ans Herz gewachsen. Sie war Symbol meines inneren Aufbruchs. Mit Bedauern dachte ich daran, dass die Motorradsaison bald vorbei sein würde. Ich hatte mich jedoch schon längst entschlossen, Blackie im Winter nicht abzumelden. Darüber hatte ich mir schon Gedanken gemacht, als ich wegen der Zulassung nach einem so genannten Saisonkennzeichen gefragt worden war. Paps war damals auch gefahren, wann er wollte. Der Gedanke, im Winter mit so einem Kennzeichen überhaupt nicht fahren zu können, auch nicht bei trockenen Straßen, hatte mich sofort abgeschreckt. Ich wollte jederzeit, wenn mir danach war, mit Blackie unterwegs sein können.
       Ich fuhr durch Wernigerode hindurch, auch diese Stadt mochte ich sehr und bewunderte die wiederhergestellten Straßen und Häuser. Schon hatte ich den Ort wieder hinter mir gelassen und befuhr jetzt die B6 ein ganzes Stück weit, ließ Ortsnamen wie Benzingerode, Heimburg, Blankenburg und Westerhausen rechts liegen, ohne sie zu durchfahren. Dann, kurz vor Quedlinburg, bog ich nach rechts ab in die K79. Vor mir tauchte die Zimmermannsstadt auf.
       Ich stellte die Maschine am Ende der Hohen Straße ab und ging die wenigen Meter zu Fuß durch die Gassen, Richtung Markt. In einem Café trank ich einen Cappuccino. Es war noch zu früh für Kaffeegäste, außer einer älteren, weißhaarigen Dame, war kein weiterer Gast anwesend. Durch die Fenster konnte ich sehen, wie der Himmel immer öfter aufhellte und zwischendurch vereinzelt Sonnenstrahlen durch brachen. Die Regentropfen an den Scheiben glitzerten wie Edelsteine im Sonnenlicht.
       Schon während der Fahrt hierher war meine Stimmung besser geworden und jetzt, mit dem Aufblinken der Sonnenstrahlen draußen, fing mein Herz wieder an, tiefe Freude zu empfinden.
    Nachdem ich eine halbe Stunde pausiert hatte, trat ich den Rückweg an. Es war trocken geworden und das Blau des Himmels blinkte immer öfter verheißungsvoll durch die Wolkendecke.
       Als ich zu Hause ankam, saß meine Familie schon um den gedeckten Kaffeetisch im Wohnzimmer. Als ich in die Gesichter meiner Lieben schaute, entdeckte ich, dass die gleiche gute Laune, die von mir Besitz ergriffen hatte, augenscheinlich auch meine Eltern und meine Schwester ergriffen haben musste. Was doch so ein paar Sonnenstrahlen mit uns Menschen machen , dachte ich so bei mir.
       »Das Wetter wird gut, auch das Wochenende über. Wie schön, nicht wahr?« Mama hatte das Wort ergriffen. »Ich

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