Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
begrub ich diese Hoffnung. Peter schwieg. Er rief nicht an, er kam nicht. Keine Post. Worauf hatte ich gehofft?
Darauf, dass er mir meine Vorhaben erlaubte ? Das würde noch fehlen, ich ließ mir nichts erlauben, weil ich nicht gedachte, um Erlaubnis zu fragen. Was dann? Dass er auch auf den Geschmack kommen würde? Das war total unrealistisch!
Dennoch, ich musste es mir eingestehen, genau darauf hoffte ich. Esel!, schalt ich mich. Wach auf, die Kiste ist an die Wand gefahren!
Und ich hatte selber Schuld!
Es regnete. Wir hatten gerade zu Mittag gegessen. Mama hatte Schnitzel mit Salzkartoffeln und Wirsing-Kohl für uns gekocht, und einen Vanillepudding mit roter Soße gab es als Dessert. Danach hatten Claudi und ich abgewaschen. Jetzt saß ich in meinem ehemaligen Mädchenzimmer auf dem kleinen Cocktailsessel am Fenster und hatte einen Notizblock vor mir auf dem Schoß liegen. Ich wollte mir Gedanken um meine weitere Zukunft machen und dachte an meine Wunschliste, die ich im Geiste noch einmal durchging und schrieb die verbliebenen unerledigten Punkte auf:
Alleine durch Norwegen biken und zelten
Alleine essen gehen,
Mir einen Hund kaufen,
Mich selbstständig machen,
Ein Kinderbuch schreiben,
Einen PC-Kurs machen,
Mir über unsere Liebe klar werden:
Scheidung oder Silberhochzeit?
Die Liste war bereits deutlich geschrumpft. Es war aber auch ein neuer Punkt hinzugekommen. Was wollte ich als nächstes in Angriff nehmen? Mir sprang die vorletzte Zeile in die Augen: Mir über unsere Liebe klar werden, stand da.
Hatte ich Peter zuviel zugemutet? Liebte ich ihn noch? Liebte er mich noch? Wie sollte es weitergehen?
Fragen über Fragen.
Die erste: Hatte ich Peter zuviel zugemutet?, konnte ich klar mit ja beantworten. Andererseits war das, was ich ihm geschrieben hatte, absolut authentisch, im völligen Einklang mit meinem innersten Selbst. Wahrheit blieb Wahrheit! Ich hielt es noch immer für richtig, ihm das alles klar und deutlich in dem Brief formuliert zu haben. Das war das, was ich wollte und immer noch will. Punkt!
Die zweite : Liebte ich ihn noch?
Auch die Antwort stieg sofort in mir hoch; ich hörte meine innere Stimme wieder und sie war unüberhörbar und glockenklar: JA! Unser Urlaub hatte mir das gezeigt und der Abend, als ich ihm sein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk überreicht hatte, auch.
Liebte er mich noch?
Ja, das hatte ich zumindest geglaubt, denn im Urlaub waren wir uns wieder sehr nah gewesen, aber zu dem Zeitpunkt hatte ich ihm noch nichts von meinen neuen Lebensentschlüssen gesagt. Mittlerweile glaubte ich zu wissen, dass er mich nicht mehr liebte. Sonst hätte ich ja wohl einen verständnisvollen, einlenkenden Brief von ihm erhalten, redete mir meine innere Stimme aufgebracht ein. Er war bockig, deshalb kam keine Reaktion. Er wollte mich weich kochen, ich glaubte seine Strategie erraten zu haben. Nein, ich würde nicht einlenken, ich war gerade dabei, mich freizuschwimmen. Nun wieder einen Rückzieher zu machen und das liebe Frauchen zu geben, kam nicht in Frage.
Wie sollte es also weitergehen?
Ich würde noch einige Wochen hier bleiben. Wir hatten im Familienrat besprochen, die bisherige Wohnung von Claudia nicht zu kündigen. Sie war überzeugt davon, dass sie wieder gesund werden würde, ihr nächstes Etappenziel war es, die Treppen zum ersten Stock ihrer Wohnung allein zu schaffen. Wir übten schon hier im Haus meiner Eltern das Stufensteigen. Es fiel ihr jedoch noch sehr schwer. Ihr Maximum lag bisher bei fünf Stufen - dann ging nichts mehr! Ich
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