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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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auch daran liegt, dass ihre Welt sich auf diesen Ententeich beschränkt, wo man nichts anderes tun kann als hin und her zu schwimmen. Ich überlege, wie sehr mein jetziges Leben diesem Teich ähnelt, in dem man nicht sehr viel Spielraum hat und nur darauf warten kann, dass einem jemand ein paar Brosamen zuwirft. Ich erinnere mich, wie unendlich oft Luca auf dieser Parkbank neben mir gesessen hat, und eine unstillbare Sehnsucht überkommt mich. Ich spüre, wie meine Augen sich mit Tränen füllen und kann gerade noch ein Schluchzen zurückhalten.
    Als ich aufblicke, bemerke ich auf einer anderen Bank nur wenige Meter neben mir einen Jungen, der genauso aussieht wie mein Bruder. Er ist allein, hat die Hände in den Taschen vergraben und die Schultern hochgezogen, wie um sich vor der Kälte zu schützen.
    Als ich näher komme, erkenne ich, dass es wirklich mein Bruder ist.
    »Fede!«, rufe ich verblüfft aus. »Was machst du denn hier?«
    Er schaut mich schuldbewusst an, als hätte ich ihn bei etwas Verbotenem ertappt.
    »Ich hatte keinen Bock auf Schule«, gesteht er. »Aber du anscheinend auch nicht.«
    »Nein, stimmt.«
    »Unterschreibst du mir morgen die Entschuldigung?«
    »Was denn, kannst du die nicht selber fälschen? Also, Mamas Unterschrift geht doch ganz leicht.«
    »Ich mach zum ersten Mal blau«, gibt er zu und klingt dabei kleinlaut und traurig.
    »He, was ist denn los?«, frage ich ihn besorgt. »Ist was mit Clara?«
    »Nein, nein, mit Clara ist alles in Ordnung …«
    »Was dann?«
    »Kann ich dich was fragen?«
    »Klar, aber jetzt mach ich mir allmählich wirklich Sorgen.«
    Er lächelt und wickelt sich noch enger in seine Jacke. Zum ersten Mal seit ich ihn kenne, und so etwas über seinen Bruder zu sagen klingt schon etwas merkwürdig, kommt es mir vor, als hätte ich einen Mann vor mir. Zum ersten Mal zeigt sein Gesicht etwas anderes als diese klaren, beruhigenden Gefühle, die man nur bei Kindern sieht: Glück, Trauer, Wut, Müdigkeit. Ich habe den Eindruck, gerade eine Verwandlung mitzuerleben, und ich frage mich, ob das bedeutet, dass man erwachsen wird. Dass sich unsere Gefühle und Gedanken nicht mehr klar abgrenzen lassen, dass sie plötzlich vielschichtiger sind und alles immer komplizierter wird.
    »Meinst du, es ist falsch, dass Papa die Fabrik besetzt?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Aber warum fragst du?«
    »Ich hab mich mit einem geprügelt«, sagt er und ich höre, wie seine Stimme zittert.
    »Warum hast du dich geprügelt und wann?«
    »Heute Morgen. Zwei Jungs haben mich aufgezogen, sie haben gesagt, dass Papa wohl gern Campen geht, weil er sein Zelt in der Fabrik aufgeschlagen hat.«
    »Na, die kamen sich wohl besonders witzig vor.«
    »Und ich hab ihnen dann die Fresse poliert.«
    Erst in diesem Moment fällt mir auf, dass seine Jacke dreckig und an mehreren Stellen zerrissen ist.
    »Oh mein Gott, Fede, hast du dir wehgetan?«, frage ich ihn und schaue ihn mir näher an, ganz wie eine besorgte Mutter.
    »Nein, ich hab mir nichts getan«, antwortet er und rückt etwas ab.
    »Hast du es ihnen wenigstens gegeben?«
    Er antwortet nicht, aber dann grinst er mit unverhohlenem Stolz.
    »Was waren das denn für zwei Jungs?«
    »Zwei Nazis, wir haben da jetzt eine kleine Clique in der Schule. Die gehen allen auf die Nerven. Sie laufen mit Hakenkreuzen auf den Rucksäcken rum, und einmal haben sie Riccardo verprügelt, weil der schwul ist.«
    »Ach was, dein Freund Riccardo? Der ist schwul?«
    »Ja, ich glaub schon … Also, eigentlich wissen es alle außer ihm.«
    Okay, es ist idiotisch, aber ich hätte nie gedacht, dass mein kleiner Bruder Federico schwule Freunde hat.
    »Jedenfalls haben sie sich über Papa lustig gemacht und deshalb hab ich heute Morgen am Schultor auf sie gewartet …«
    »Weil du mit ihnen reden wolltest, weil du …«
    »Nein, ich wollte nicht reden. Einem von denen habe ich sofort eins mit dem Kopf verpasst, ich glaub, dem hab ich die Nase gebrochen. Wir haben uns geprügelt und dann bin ich abgehauen.«
    Ich bin sprachlos und kann nicht glauben, was ich gerade gehört habe. Das Ganze kommt mir so absurd vor, und außerdem drängt sich mir der zugegebenermaßen genauso bescheuerte Gedanke auf, dass Fede doch schließlich nicht auf irgendeine Brennpunktschule in einem problematischen Vorort geht, sondern auf ein stinknormales Gymnasium im Zentrum.
    »Oh Mann, die werden mich umbringen«, meint er und knabbert an seiner Lippe, als würde er mit den Tränen

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