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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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kämpfen.
    Ich nehme ihn in den Arm, weil ich sonst nichts tun kann. Er rührt sich nicht, lässt mich aber gewähren, und in diesem kurzen Augenblick erinnere ich mich daran, was Luca mir vor dem Abflug gesagt hat. Er meinte, er hätte genug von den bauernschlauen Bonzen und den verkappten Nazis und Faschisten und dass er angefangen hätte, die Leute zu hassen. Damals waren das nur leere Worte für mich, nichts als eine Ausrede für seine Flucht. Jetzt muss ich mich wohl korrigieren. Es gibt Dinge, von denen man immer annimmt, sie würden einem nicht passieren. Man glaubt einfach nicht, dass der eigene Vater seine Arbeit verlieren könnte, dass die eigene Mutter depressiv oder der Bruder von einer Horde Nazis verprügelt werden könnte. Und dann passiert es eben doch. Und wenn es passiert, kann es schon zu spät sein.
    Plötzlich fehlt mir Luca so sehr, ich vermisse die Sicherheit, die er mir vermitteln konnte, unsere Gespräche, unsere Gedanken, die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, als ob die ganze Welt um uns herum nicht existierte. Und auf einmal möchte ich von hier weg, raus aus diesem Land.
    Ich schluchze laut, und instinktiv verstärke ich meinen Griff.
    »He, was ist denn los?«, fragt mich Fede.
    »Ach, nichts«, sage ich schnell, aber meine Stimme verrät mich.
    »Was hast du denn angestellt?«
    Ich ziehe den Arm zurück, lehne mich mit dem Rücken an die Bank und starre auf den Teich, wo eine Gruppe Enten jetzt auf uns zuschwimmt.
    »Ich baue gerade ziemlichen Mist«, gestehe ich.
    »Kannst du darüber reden?«
    »Nur wenn du versprichst, es gleich wieder aus deinem Gedächtnis zu löschen.«
    »Okay, versprochen«, sagt er grinsend.
    Dann stehen wir auf und gehen etwas spazieren, und ich erzähle ihm, was in den letzten Wochen passiert ist. Ein paar Einzelheiten übergehe ich, aber ich gebe mir Mühe, alles zumindest in groben Zügen zu schildern. Und zum ersten Mal versuche ich, mir noch einmal sämtliche Puzzleteilchen dieses gerade erst vergangenen Herbstes zu vergegenwärtigen und sie zu einem Bild zusammenzusetzen.
    Auf dem Nachhauseweg beende ich meine Erzählung mit den klassischen Worten: »Und jetzt weiß ich nicht, was ich tun soll.« Fede schaut mich an, als wäre ich total behämmert.
    »Ich hab das Gefühl, du hörst dir selbst nicht zu, wenn du redest«, erklärt er und starrt mich beinahe entrüstet an.
    »Warum? Was hab ich denn gesagt?«
    »Du quatschst jetzt schon eine halbe Stunde und hast mindestens zehn Mal wiederholt, wie dumm du bist und dass du, wenn du schon deinen Freund verloren hast, nicht auch noch deine beste Freundin verlieren möchtest, die im Übrigen, wenn ich es richtig verstanden habe, gar nichts gemacht hat und du nur Scheiße kapiert hast.«
    »Ja und?«
    »Dann sag ihr das doch endlich!«

71  Luca
    »Was soll das heißen, ›sie verbringt Weihnachten mit uns‹?«
    »Das, was ich gesagt habe: Sie verbringt Weihnachten mit uns. Die stille Zeit macht uns doch alle zu besseren Menschen, oder?«
    »Luca, hör auf mit deinen Scherzen. Wir kennen sie doch nicht einmal.«
    »Ich kenne sie. Und sie hat niemanden, bei dem sie bleiben kann.«
    »Was ist mit ihren Eltern? Hat sie keine Familie?«
    »Das ist eine ziemlich verfahrene Situation.«
    In der Tür zur Küche erklärt mir meine Mutter ohne Umschweife, was sie davon hält, Weihnachten-im-Kreise-seiner-Lieben nicht ganz so eng zu sehen. Mein Vater ist schon im Restaurant und Dalila und Gloria spielen mit Barbiepuppen.
    Doch dann findet meine Mutter sich mit den Tatsachen ab. »Frag sie, was sie isst«, sagt sie resigniert.
    »Vogelfutter, Mama. Was soll sie schon essen? Das, was es gibt.«
    Meine Mutter stützt die Hände in die Hüften und seufzt.
    »Dass du mit so was immer in letzter Minute kommen musst …«
    Nach diesen Worten kehrt sie an den Herd zurück, wo sie das Mittagessen kocht. Ich weiß, sie wird sich gleich beruhigen. Man muss ihr nur Zeit geben, das Ganze zu verdauen.
    Ich gehe ins Wohnzimmer, wo es Dalila gelungen ist, mit den Barbiepuppen meiner Schwester ein Gothic-Grunge-Konzert zu inszenieren. Das Dach von Barbies Haus ist zur Bühne geworden und die Zimmer darunter scheinen zu Garderoben umfunktioniert worden zu sein. Außerdem drängt sich mir der Eindruck auf, dass Ken in der Backstage-Küche einen Joint raucht.
    »Was hat Ken da im Mund?«, frage ich meine Schwester, die ganz begeistert mitspielt.
    »Einen Lutscher. Den hat Dalila gemacht.«
    »Super Idee«, sage ich

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