Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist
uns alles zurückholen können, was wir verloren haben. Ja, stimmt, ich hab ein Riesenchaos angerichtet. Aber ich habe nie aufgehört, an dich zu denken …«
»Ich doch auch nicht …«
Diese Worte kommen mir schneller über die Lippen, als ich denken kann. In mir kämpfen zwei gegensätzliche Gefühle. Einerseits möchte ich ihn umarmen, alles vergessen, von vorn anfangen. Aber dann wiederum kommt mir das so schwierig vor, es erscheint mir unmöglich, das wiederzufinden, was wir verloren haben.
»He, Luca, können wir gehen?«, fragt jemand hinter ihm. Eine Frauenstimme, die ich sofort wiedererkannt habe. Dalila taucht hinter ihm auf.
»Äh … Oh, verdammt. Ich gehe wohl besser«, sagt sie, als sie mich bemerkt.
»Bleib nur, bleib. Diesmal gehe ich.«
Bei diesen Worten binde ich mir die Schürze ab und schleudere sie Luca ins Gesicht.
»Dann arbeite du doch jetzt bei deinem Vater, wenn ich das nicht soll!«
Ich laufe weg. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ohne darauf zu achten, wo ich hinlaufe, ohne die Kälte zu spüren, ohne auf die Leute zu achten, die ich unterwegs anrempele. Und ich schwöre, schwöre mir selbst mit all meiner Kraft, dass ich mich nicht mehr verarschen lasse. Das mit Luca ist Vergangenheit, für immer. Selbst Sterne verlöschen, und auch das Verlangen verschwindet irgendwann. Außerdem möchte ich nicht mehr auf mein Verlangen, meine Wünsche hören, die verleiten mich nur dazu, dummes Zeug zu machen. Ich möchte bloß noch mit Menschen zusammen sein, bei denen ich mich wohlfühle, die wirklich an mich denken. Und ich weiß auch, wo ich so jemanden finde. Einer von denen wartet nur auf meine Antwort, und bei der anderen muss ich mich beeilen, wenn ich sie nicht verlieren will.
Eine halbe Stunde später stehe ich vor Martinas Wohnung und drücke mit dem Zeigefinger fest und lange auf die Klingel.
»Wer ist da?«
»Martina, ich bin’s, Alice.«
»Und was willst du?«
»Ich will mit dir reden, ich will mich entschuldigen, glaube ich.«
»Glaubst du?«
»Nein, nein, ich bin mir sicher.«
Die Sprechanlage bleibt für kurze Zeit stumm und halb und halb bin ich darauf gefasst, dass ich gleich höre, wie der Hörer aufgelegt wird.
»Komm rauf, blöde Kuh«, sagt sie stattdessen.
Zehn Minuten später saßen Martina und ich auf dem Sofa vor dem kalten Kamin. Wir haben uns ausgesprochen. Wir haben uns alles gesagt. Dann haben wir uns wieder gestritten, als sie mir erzählt hat, dass sie mit Luca in New York in der Sauna war, und uns wieder versöhnt. Sie ist wütend geworden, als ich ihr erzählt habe, dass Mary auch dachte, ihr Lied sei eine Liebeserklärung an Luca, aber dann ist ihre Wut verraucht.
Jetzt sitzt Martina mir gegenüber und betrachtet mich lächelnd. So in der Art Wir-sind-doch-wirklich-zu-blöd, und ich denke, dass Liebe Freundschaft nicht das Wasser reichen kann. Da gewinnt die Freundschaft haushoch!
»Ich habe dir aber nicht die ganze Wahrheit erzählt«, fügt sie jetzt hinzu.
»Was gibt es denn noch?«
»Keine Sorge, nicht Schlimmes. Oder besser gesagt, das kommt darauf an … Aber diesmal hat es nichts mit Jungs zu tun.«
»Und womit dann?«
Sie zieht ein Knie zu sich hoch aufs Sofa und umfängt es mit den Armen, stützt das Kinn darauf.
»Mein Song war für dich.«
Zunächst glaube ich, dass ich sie falsch verstanden habe.
»Wie meinst du das, für mich? Also für mich, für deine Freunde, das hattest du doch gesagt, oder?«
»Ja, ja, das auch, beides.«
»Also, wart mal, Martina, jetzt komm ich nicht mehr mit.«
»Du weißt doch, ich war mit vielen Jungs zusammen und hab mich nie in einen verliebt. Mit Daniele geht es mir genauso, ich fühle mich wohl mit ihm, ich mag ihn gern, aber es ist anders …«
Martina verstummt kurz und seufzt.
»Mit dir war es immer anders«, fährt sie fort. »In deiner Gegenwart habe ich mich immer gut gefühlt. Du hast mir nie recht gegeben wie die Jungs. Sie haben Angst vor mir, du nicht. Du bist die Einzige, die mich zum Schweigen bringen kann, die Einzige, die wirklich wütend auf mich werden kann, die Einzige, bei der es mir richtig gut geht. Aber du warst mit Luca zusammen. Deshalb habe ich meine Gefühle tief in meinem Herzen vergraben und beschlossen, sie für immer dort ruhen zu lassen. Das hat mir nichts ausgemacht, ich bin nie glücklich gewesen und es war mir auch nie wichtig. Ihr habt eure Zukunft geplant, ich meine. Und in dem Moment habe ich mich hingesetzt und den Song geschrieben. Anfangs war er ein
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