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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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Wochenenden ist hier ziemlich viel los. Das Lokal erstreckt sich über zwei Etagen und ist mit großen Holztischen eingerichtet, wie eine alte Werkskantine, nur dass hier das Steak fünfundzwanzig Euro kostet und man die Bestellungen mit diesen komischen Kleincomputern aufnimmt.
    Plötzlich öffnet sich die Tür zum Restaurant und Fabio gibt mir einen leichten Klaps auf die Schulter.
    »Was ist?«, frage ich ihn.
    »Los, die da gehören dir.«
    Ich bin ein bisschen aufgeregt. Zum ersten Mal in meinem Leben arbeite ich, und ich bin mir sicher, dass ich mich an diese Premiere noch lange erinnern werde.
    Es ist eine Familie: Mutter, Vater, ein mürrisches Mädchen und ein Junge, so um die zehn, der auf seinem Gameboy spielt. Also der absolute Klassiker, oder?
    Nachdem ich sie zum Tisch gebracht und ihnen genug Zeit gelassen habe, die Speisekarte zu studieren, nähere ich mich vorsichtig.
    »Hier bin ich wieder, also, was kann ich Ihnen bringen?«
    Schweigen.
    »Los, Kinder«, übernimmt die Mutter die Führung. »Sagt der jungen Frau, was ihr möchtet.«
    Der Junge spielt weiter auf seinem Gameboy und das Mädchen verzieht nur das Gesicht, als wollte es sagen: »Du kannst mir bringen, was du willst, ich werde doch darauf kotzen und es dir ins Gesicht schmeißen.«
    »Ich nehme, mal sehen … die Tagliolini mit Fischsoße«, entscheidet sich der Vater.
    Im gleichen Augenblick jubelt der Junge laut auf, anscheinend ist er in seinem blöden Videospiel einen Level weiter. Die Mutter sieht ihn vorwurfsvoll an.
    »Und wir trinken, eine Flasche …«, fährt er fort und zeigt seiner Frau etwas auf der Weinkarte.
    »Aber Schatz, hast du gesehen, wie viel der kostet?«, wendet sie ein.
    »Das ist doch egal! Heute müssen wir feiern. Wenn alles gut geht, werden wir eine Weile keine Geldprobleme mehr haben.«
    Seine Frau lächelt ihn selig an und ich versuche, in diesem Lächeln und dem zufriedenen Blick des Mannes etwas von der harmonischen Stimmung zu entdecken, die bei uns zu Hause herrschte, bevor mein Vater seine Arbeit verloren hat.
    Die Kinder nehmen weiterhin überhaupt keine Notiz von mir.
    »Kommt schon, Kinder, bestellt etwas«, sagt die Mutter. »Möchtet ihr Pizza?«
    »Ich hab keinen Hunger«, meint das Mädchen zickig.
    »Wir machen keine Pizza«, mische ich mich vorsichtig ein, aber niemand hört mir zu.
    »Na gut, aber nimm irgendetwas«, beharrt die Mutter. »Wenigstens einen Salat.«
    »Nein, ich nehme eine Pizza.«
    »Was für eine willst du?«, fragt sie jetzt ihr Vater.
    »Es tut mir leid, aber wir haben keine Pizza«, wiederhole ich und schlage vor: »Vielleicht einfach einen Teller Nudeln?«
    Das Mädchen sieht mich genauso angewidert an wie eben. Und mir wird immer klarer, dass diese Familie keine Bedienung braucht, sondern einen Exorzisten.
    Erst nach langem Hin und Her kann ich ihnen endlich eine komplette Bestellung aus der Nase ziehen. Ich drücke auf »Enter« und auf dem Bildschirm erscheint ein großes grünes »Ok«. Dann gehe ich zum Tresen zurück. Der Chefkellner wartet dort schon mit verschränkten Armen auf mich und nickt anerkennend.
    »Sehr gut, wenn du die geschafft hast, schaffst du alle.«
    »Warum?«
    »Das sind Stammgäste, sie kommen jeden Samstag, absolute Nervensägen.«
    »Sie haben mich ständig nach Pizza gefragt …«, erkläre ich verwundert und verstehe immer weniger.
    Fabio zuckt mit den Schultern, als wollte er mir zu verstehen geben, dass dies nun mal die unergründlichen Rätsel im Restaurantbetrieb sind.
    In kurzer Zeit füllt sich das Lokal: Familien, Freunde, ein paar Englisch sprechende Touristen und eine Gruppe Japaner, die zu ihren Nudeln Tiramisu und Cappuccino bestellen. Jetzt geht es Schlag auf Schlag, es bleibt keine Zeit zum Nachdenken oder für eine kurze Pause, ein ewiges Gerenne, vor und zurück, hin und her. Die Gespräche der Gäste, klappernde Teller, das Klirren von Gläsern und Besteck bilden eine beständige laute Geräuschkulisse. Schon um kurz nach eins möchte ich mich am liebsten erschießen.
    Aber die letzten Gäste gehen erst um halb vier. Ich habe Kopfschmerzen, und der Rücken und die Arme tun mir weh. Meine Füße fühlen sich so aufgedunsen an wie zwei Pizza Calzone mit Schinken, und mein T-Shirt stinkt nach Frittiertem.
    Kurz danach teilt der Chefkellner das Trinkgeld unter uns auf, fünfzehn Euro pro Kopf.
    »Und lästert beim nächsten Mal ja nicht über Japaner, denn wenn die nicht gewesen wären, hätte es überhaupt kein Trinkgeld

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