Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist
erwidere ich, als mir der Typ einfällt, der mir die Wohnung vermietet hat. »Ist das etwa der Typ, der über euch gewohnt hat?«
Die Mädchen sehen mich verblüfft an: »Ja, warum, kennst du ihn?«
»Er hat mir seine Wohnung vermietet«, erkläre ich, und darauf erstickt das Gothic-Girl beinahe an seinem unterdrückten Lachen. »Ach, du hast das ernst gemeint. Du wohnst wirklich oben …«
Ich sage nichts, sondern nicke nur resigniert.
»Okay, dann ist es also abgemacht«, sagt Dalila und steht von meinen Knien auf. »Er wird unser Manager. Wie war noch mal dein Name?«
»Luca.«
»Also dann, Luca und die Nirvana’s Sisters«, erklärt Dalila und präsentiert mit der Hand den Titel auf einem imaginären Plakat. »Das klingt doch super.«
14 Alice
»Aber warum ausgerechnet Kellnerin?«, fragt mich Mary.
»Du weißt doch, wie das ist, die Jobs als Bankdirektorin waren schon alle weg.«
Martina sitzt auf dem Sofa. Vor ihr auf dem Stativ steht die Videokamera. Heute hat sich die kleine Dachwohnung in ein Aufnahmestudio verwandelt.
»Sag mal, du hast doch sicher was von Luca gehört?«
»Frag lieber nicht, ich habe ihn tausendmal angerufen, aber dieser Idiot hat sich nicht gemeldet. Auf Facebook war er nicht und auch nicht auf Skype.«
»Süße, entspann dich, so kriegst du bloß einen Nervenzusammenbruch.«
Mary hat recht. Ich kann doch kein Drama daraus machen, dass Luca nicht ans Handy gegangen ist. Eigentlich ist er ja gerade erst weg. Da braucht man viel Fantasie und eine äußerst pessimistische Lebenseinstellung, um sich vorzustellen, dass er sich schon in ein anderes Mädchen verliebt und/oder sich in irgendwelche Schwierigkeiten gebracht hat. Er hat einfach das Handy zu Hause gelassen, natürlich, so wird es sein.
»Also, wann beginnt jetzt das Konzert?«, fragt Mary und klatscht auf ihre übliche theatralische Art in die Hände.
»Ich warte noch auf das richtige Licht«, antwortet Martina. »Um halb sieben, wenn die Sonne untergeht und das ganze Zimmer in orangefarbenes Licht getaucht ist.«
»Wow, Martina, seit wann bist du so romantisch?«, frage ich und schaue verstohlen aus dem Fenster nach der Sonne.
»Von wegen Romantik«, erwidert sie. »Dadurch erhöhen sich die Downloads. Gestern haben mich vierhundert runtergeladen.«
»Du wirst ein Star!«, ruft Mary aus.
»Na ja, offenbar komme ich ganz gut an«, erklärt sie und öffnet ein paar Knöpfe ihrer Bluse. »Außerdem macht das diesen Idioten Daniele eifersüchtig.«
»Ach Mann, hattet ihr euch nicht wieder vertragen?«, frage ich sie.
»Diesmal ist es wirklich aus.«
»Das sagst du doch jedes Mal, Süße«, wirft Mary ein.
Martina antwortet nicht. Sie drückt die Zigarette in dem Aschenbecher aus, der auf dem Tischchen vor dem Sofa steht, und steht auf.
»Okay, ich zieh mich jetzt mal ein bisschen aus.«
»Marti, was redest du da?«, rufe ich entsetzt.
»Macht euch bereit für eine Verwandlung.«
Mary und ich bleiben allein. Auf dem Tisch läuft Martinas Notebook und darauf sieht man ihre Seite auf Myspace. Ich klicke auf »Play« und lasse das letzte Video laufen, das sie hochgeladen hat. Da liegt sie in der Badewanne, aber man sieht nur ihren Kopf, denn der Rest des Körpers ist von Schaum bedeckt. Sie nimmt den Duschkopf als Mikrofon und beginnt zu singen.
»Martina sieht wirklich verboten gut aus«, sagt Mary. »Jetzt, wo Luca weg ist, könntest du es ja mal mit ihr probieren.«
Mary lacht amüsiert über ihre eigene Bemerkung und ich schüttele resigniert den Kopf.
»Du bist echt albern, Mary.«
»Süße, tu nicht so prüde, das nimmt dir keiner ab. Du hast sie schließlich geküsst, nicht ich!«
»Mary, das ist zwei Jahre her und außerdem war das eine besondere Situation.«
»Oh ja, und zwar eine ganz besondere«, meint Mary und klappert anzüglich mit den Lidern. »Du und sie, beide nackt im Meer.«
Mary lacht laut und ich muss ebenfalls grinsen.
»Ja, stimmt, einen Augenblick habe ich daran gedacht … Ich habe mich gefragt, wie es wohl mit einem Mädchen ist.«
An dieser Stelle hört Mary zu lachen auf, sie schaut mich nur an und lächelt hinterlistig mit zusammengepressten Lippen.
»Aber dann sind Luca und ich ja zusammengekommen«, füge ich hinzu, bevor Mary auf merkwürdige Ideen kommt.
Im gleichen Moment kommt Martina ins Zimmer zurück und, Mary hat recht, sie ist traumhaft schön. Sie trägt ein Paar hautenge Jeans und eine vorn ziemlich weit aufgeknöpfte weiße Bluse. Ein Look à la
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