Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist
mit Tomatensoße, wobei ich statt Olivenöl Keimöl nehme, statt Parmesan einen milden holländischen Gouda und statt italienischer Markennudeln irgendwelche von einer Marke, von der ich noch nie gehört habe. Wie vorherzusehen war, kommt dabei bloß ein Schweinefraß heraus, den ich in den Mülleimer kippe.
Ich beschließe, mir irgendwo einen Burger zu holen, man hatte mir ja vorhergesagt, dass ich häufiger zu dieser Lösung greifen würde. Ich gehe durch das gewohnte Grüppchen Obdachloser, die nur ein paar Meter von meiner Wohnung entfernt ihr Lager aufgeschlagen haben, und mache mich auf zu einem Fast-Food-Lokal, das ich gestern vom Bus aus gesehen habe. Es ist kalt heute Abend, obwohl kein Nebel herrscht und der Himmel mit kleinen Sternen übersät ist.
Nachdem ich ein paar Minuten gelaufen bin, stoße ich auf eine Leuchtreklame, die mir bekannt vorkommt. Als ich genauer hinschaue, stelle ich fest, dass es sich um das Lilly Restaurant handelt. Mein Kopf kehrt automatisch zum Abend meiner heldenhaften Rettungstat zurück. Hier arbeitet Dalila also, sage ich mir.
Und ich beschließe, einen Blick dort hineinzuwerfen.
Ich gehe auf den Eingang zu, aber dort stoße ich auf einen kräftigen farbigen Türsteher, der mich völlig grundlos misstrauisch mustert. Ich halte seinem Blick stand und sehe ihn fragend an. Er neigt kaum merklich den Kopf, um mir zu verstehen zu geben, dass ich eintreten darf, allerdings tritt er keinen Millimeter zur Seite. Ich gehe also um ihn herum, und als ich eintrete, finde ich mich in einem kleinen, mit rotem Teppichboden ausgelegten Eingangsbereich wieder, vor mir eine weitere Tür mit einem glänzenden Schild mit der Aufschrift: LILLY RESTAURANT.
Kaum habe ich die Tür geöffnet, wummert mir Musik in Höchstlautstärke entgegen. Ich zögere kurz und lasse den Anblick erst einmal auf mich wirken. Ein Raum, dessen Größe ich nicht schätzen kann, schummriges Dämmerlicht, bunte Scheinwerfer, die sich ihren Weg durch den Rauch bahnen, und ein langer Stahltresen, der sich an der Wand entlangschlängelt. Einige Männer sitzen auf Hockern davor mit Gläsern in der Hand. Ich entdecke ein paar Barkeeper, die Cocktails mixen.
Am Eingang begrüßt mich eine junge Frau und gibt mir eine Magnetkarte. Ich werfe einen flüchtigen Blick darauf und stecke sie in die Tasche.
Dann sehe ich auf dem Handy nach, wie spät es ist. Sieben Uhr. Heute Abend ist es wieder zu spät, um mich bei Alice zu melden. Nachdem ich gestern Nacht ihre Anrufe nicht entgegengenommen habe, hat sie sich heute nicht gemeldet und nicht auf meine SMS geantwortet. Aber ich weiß ja, wie bockig sie sein kann, deshalb nehme ich das nicht so ernst. Ich werde sie morgen anrufen.
Einer der Barkeeper fragt mich lächelnd, was ich trinken möchte. Ich bestelle ein Glas Wein, aber als ich mein Portemonnaie zücken will, sagt er mir, er will kein Geld, sondern er braucht die »Card«. Ich reiche ihm die Magnetkarte, die man mir am Eingang gegeben hat, und er steckt sie in ein elektronisches Lesegerät, das wie das SB-Terminal eines Geldautomaten in klein aussieht.
Mit dem Glas Wein in der Hand, der etwas nach Lakritz schmeckt, setze ich mich an den Tresen. Während ich ihn trinke, bemerke ich, dass an den Wänden des Lokals einige kleine Sofas und Tische stehen, die fast alle besetzt sind, und alles in allem stelle ich fest, dass dies sicher nicht mein Stammlokal werden wird.
Plötzlich verstummt die Musik. Ein Scheinwerfer beleuchtet eine Wendeltreppe, die von der Decke herabführt, während eine durch ein Mikrofon verstärkte Stimme den Auftritt von jemandem ankündigt, das erkenne ich an diesem Meine-sehr-geehrten-Damen-und-Herren-Ton.
Für kurze Zeit wird es still im Raum, hier und da hört man einen Gast lachen. Dann setzt wieder laute Musik ein und ein paar Mädchen in Sexy-Krankenschwester-Kostümen mit quasi nicht vorhandenen Röckchen kommen die Wendeltreppe herunter.
Die Mädchen, sie sind zu sechst, betreten den Tresen, der, wie ich jetzt merke, direkt mit der Wendeltreppe verbunden ist. Sie verteilen sich auf der Theke, jede in der Nähe einer Stange, die bis zur Decke reicht. Eine davon ist direkt vor mir. Und als ich jetzt den Kopf hebe, begreife ich langsam, wo ich bin, was hier abgeht und was Dalilas Job ist …
16 Alice
Marco? Guido? Matteo?
Wie zum Teufel heißt der intellektuelle Typ aus der Redaktion der Schulzeitschrift noch mal?
Warum höre ich immer nur meinen Namen, wenn ich mich mit jemandem
Weitere Kostenlose Bücher