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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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Countrysängerin, dazu fehlt ihr nur noch die Gitarre. Die langen Haare hat sie hochgesteckt, sodass der Nacken frei bleibt.
    »Was meint ihr?«, fragt sie uns und dreht sich einmal um sich selbst.
    »Du siehst einfach toll aus«, gebe ich zu.
    »Und was singst du diesmal?«, fragt Mary.
    » Please, Please, Please, Let Me Get What I Want von den Smiths.«
    »Und wer sind die Smiths?«, fragt Mary weiter.
    »Ach, vergiss es, wenn ich die Titelmelodie von Gossip Girl singe, ruf ich dich an.«
    »Blöde Kuh!«
    Martina will gerade auf »Play« drücken, als wir die Türklingel hören, danach ein schnelles, unverwechselbares Kratzen am Holz. Sie tut, als hätte sie nichts gehört.
    »Komm schon, machst du nicht auf?«, frage ich.
    »Mach du ihm doch auf.«
    Inzwischen nehme ich Martinas und Danieles kleine Beziehungsscharmützel gelassen und gehe zur Tür. Danieles Frettchen schlüpft sofort in die Wohnung und rennt wie verrückt hin und her. Daniele trottet bedrückt herein, wie jemand, der genau weiß, dass er Riesenmist gebaut hat, und keine Ahnung hat, wie er das wiedergutmachen kann.
    »Hallo, Daniele!«, zwitschert Mary hinter mir.
    Ich küsse ihn zur Begrüßung auf die Wangen, seine Bartstoppeln kratzen mich, und das erinnert mich kurz daran, was die paar Zentimeter zwischen den Wangen und den Lippen für einen Unterschied machen. Eigentlich habe ich mich mit Daniele ganz wohl gefühlt, überlege ich, obwohl er jetzt ganz klar Martinas Freund ist, der einzige, der mit ihrem chaotischen Leben mithalten kann, aber ich spüre kurz einen Stich Eifersucht.
    Als ich nach Hause komme, sitzen meine Mutter und mein Vater am Küchentisch, vor sich Papier, Kugelschreiber und Taschenrechner. Das kommt mir vor wie eine Szene aus den Simpsons , in der Marge und Homer sparen müssen oder aus irgendeinem Grund nachrechnen, was die Haltung eines Elefanten kostet. Ja genau, es kommt mir wie ein Film vor, so unwirklich und absurd, aber jetzt, wo ich die Tochter der Simpsons bin, kann ich nicht darüber lachen.
    »Was macht ihr da?«
    Mein Vater setzt die Brille ab und sieht von den Blättern auf.
    »Setz dich, Alice«, sagt er ernst.
    Ich hänge die Tasche an den Stuhl und nehme ihnen gegenüber Platz. Mein Vater setzt die Brille wieder auf und schaut auf seine Notizen.
    »Leider haben wir eben jetzt nicht mehr Geld, als wir haben«, fährt er fort und wägt jedes Wort einzeln ab. »Und so wie es aussieht, können wir nicht optimistisch in die Zukunft schauen.«
    »Das bedeutet?«, frage ich.
    »Das bedeutet, dass wir von jetzt an alle unnötigen Ausgaben abbauen müssen«, ergreift meine Mutter das Wort. »Wir nagen zwar nicht am Hungertuch, aber … neue Kleidung, Ausgehen am Wochenende, Restaurantbesuche, Taschengeld sind nicht drin … Tut mir leid, Schatz, aber im Moment geht es nicht anders.«
    Mein Vater hält die Augen gesenkt. Man sieht ihm an, wie sehr es ihn belastet, nicht für seine Familie sorgen zu können.
    Merkwürdig. Einerseits stelle ich mir vor, wie meine Familie in ein paar Jahren fröhlich gemeinsam am Tisch sitzt und sagt: »Ach ja, das Jahr war wirklich schlimm.« Andererseits habe ich eine düstere Vision, in der wir aus unserer Wohnung ausziehen müssen, mein Vater im Winter Schnee schippen geht, wenn die Arbeitslosen dazu herangezogen werden, und meine Mutter bei anderen Leuten putzen geht. Und das Seltsamste daran ist, dass beide Vorstellungen in meinem Kopf mir gleich absurd und unvollkommen erscheinen. Die Zukunft versucht, sich meinen Überlegungen zu entziehen.
    Und aus irgendeinem Grund hat Luca immer noch nicht angerufen.

15  Luca
    Heute Nachmittag war ich einkaufen und habe es geschafft, mit leeren Händen zurückzukommen. Amerikanische Supermärkte sind das genaue Gegenteil von italienischen. Während es in Italien ein Überangebot an Einzelportionen, Minipackungen und all diesen »Singlehaushalt«-Produkten gibt, braucht man in Amerika gar nicht erst loszuziehen, wenn man nicht mit mindestens tausend Leuten zusammenwohnt. Alles ist hier größer, die Packungen, die Dosen, die Konserven, die Flaschen … Größen, die es in Italien gar nicht gibt. Die Steaks sind riesig, die Shampooflaschen der gleichen Marke wie bei uns enthalten hier die doppelte Menge. Auch die Einkaufswagen sind viel größer, was den absurden Effekt hat, dass Männer und Frauen deutlich kleiner wirken.
    In einem Anflug von pathetischer Sehnsucht nach mediterraner Kost koche ich mir zum Abendessen eine einfache Pasta

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